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Rheinische Bund

Cine

3eitschrift

historisch, politisch, statistisch, geographischen
Inhalts

Herausgegeben

in

Gesellschaft fachkundiger Manner.

von

P. A. Wintopp.

Hoffammerrath.

Ein und zwanzigster Band.

61-63. Heft.

Gedruckt in Offenbach bei W. E. Ko p p.

1812.

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Jede Verfassung, welche eine Erneuerung ihrer Kräfte nöthig hat, findet sie am besten in der Natur ihres Grundsaßes.

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Cart von Göttes Gnaden Fürst-Pris mas des Rheinischen Bundes, Großherzog von Frankfurt, Erzbischof von Regensburg 2c. c.

2C.

Durch befondre Verhältnisse finden Wir Uns bewo

gen, dasjenige selbst darzustellen, was Wir in Verwaltung der Finanzen des Großherzogthums Frankfurt im Jahre 1811 bemerkten, welche Vortheile, welche Mängel fich darin zeigten, welche Mittel theils ergriffen, theils vorbereitet worden, um erstern einen höhern Grad von Vollkommenheit zu verschaffen, lettern auf eine zweckmäßige Weise verfassungsmäßig abzuhelfen.

Diese Darstellung ist eigentlich das Geschäft eines Finanzministers. Da jedoch Unser im Jahr 1810 er= nannte Finanzminister Graf Leopold von Beust den Rhein, Band. XXI. I.

Wunsch geäußert hatte, bei Ihrer Majestät, dem Könige von Sachsen, dem erhabenen Monarchen seines Vaterlands, als Unser bevollmächtigter Minister ange stellt zu werden: so haben Wir ihm hierin um so mehr willfahrt, da der Graf von Beust Unserm Staate vieljährige wichtige Dienste geleistet hat.

In dieser Lage haben Wir die Verwaltung des Finanzministeriums auf Ein Jahr selbst übernommen, theils um uns in der wichtigen Auswahl cines neuen Finanzministers nicht zu übereilen, theils auch um genaue Kenntnisse der Departemente Fuld und Hanau zu bekommen, und die Grundsäge der in dem Organisationspatente festgesezten Verfassung zur Ausführung zu befördern.

In diesem einstweiligen Verwaltungsgeschäfte hat Uns der Finanzreferendår und wirkliche Staatsrath Steiz mit der ihm eignen Rechtschaffenheit, Biedersinn, Fleiß, Einsicht, Erfahrung und Vaterlandsliebe treuliche Hülfe geleistet.

§. I.

Der höchste Reichthum eines jeden Staats besteht in Tugenden, Einsichten und Fleiß seiner Einwohner. Reich ist hierin verhältnißmäßig das Großherzogthum Frankfurt. Månnliche Gesinnungen, ernstliche Sittlichkeit, einsichtsvoller Handlungsgeist und rege Thâ= tigkeit zeichnen den Bürger der Hauptstadt Frankfurt aus. Der Aschaffenburger erfüllt eifrig feine Pflichten, ift empfänglich für jeden guten Unterricht, und ver bessert seinen Böden durch Obstkultur und Feldbau. Der Hanauer vereinigt hessischen Biedersinn mit heitrer Gemüthsart, ist erfinderisch und geschickt in Künsten, Fabrik und Manufakturarbeiten, fleißig und unver Droffen in seinem Bestreben. Der fromme Fulder,

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öffen in seiner deutschen Redlichkeit bebaut fleißig feis nen Boden, spinnt und verwebt seinen Flachs und feine Bolle, sucht oft auswärts in Erndte- und Bestellzeiten durch seinen Fleiß Verdienst zum Unterhalte seiner Familie zu erwerben. In den vier Departemen. ten find die Tugenden um so verläßiger, weil sie ge= gründet sind auf Religionsbegriffe, Gottesverehrung und Menschenliebe. Beweisen von Herzensgüte begeg net man häufig. Wir selbst zählen unter die glücklichften Ereignise Unsers Lebens die vielen rührenden Merkmale treuer Anhänglichkeit, die Wir öfters in jedem Departemente eingeerndtet haben, als unschäßbare Belohnung Unfers guten Willens, dessen Wüns sche doch nicht immer in Erfüllung gehen konnten. Unterdessen muß jeder Staat im Ganzen, so wie der Mensch im Einzelnen, unermüdet nach innerer Vers bollkommenung und eigner Selbsterhaltung stroben. Auf diesem Wege bleiben noch immer höhere Stufen zu ersteigen übrig.

In dem Großherzogthume Frankfurt bestehen folgende fichtbare Mängel:

1) Abgang an hinlänglichem Gehalte so mancher würdigen Seelsorger und geistlicher Stellen aller verschiedenen Konfeffionen.

2) Mängel an gegenwärtigen Mitteln zur Verbess serung der Landschulen, zu Vervollkommenung der Lys záen in Städten und zu Besoldung rühmlich ausges zeichneter Gelehrten, welche zu bestimmen sind, jene wissenschaftlichen Lehramter zu verwalten, die bisher auf der großherzoglichen Universität Aschaffenburg noch nicht befezt worden.

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