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sandten in Rom (28. Dec. 1797) zur Ahndung dieser völkers rechtswidrigen That des römischen Pöbels führte. Der neue Freistaat erhielt (20. März 1798) eine von Daunou entwors fene Verfassung,*), nach welcher derselbe in 8 Departes mente eingetheilt, von einem gefeßgebenden Körper, getrennt in zwei Räthe, einem Senate von 32 Individuen, einem Tribunate von 72 Mitgliedern, und von einem Consulate von fünf Personen regiert ward. Die Urz versammlungen hießen Comitia, die Wahlversammlungen Tribus. Die Gerechtigkeitspflege leiteten Prátoren, die Finanzen Quastoren. An alten Namen fehlte es nicht, wohl aber an dem Geiste des alten Roms. Der achtzigjährige Greis Pius 6 ward bereits am 19. Febr. 1798 zuerst nach Pisa, dann, nach dem Vordringen des Königs von Neapel in den Kirchenstaat, nach Parma, und zuleht nach Frankreich gebracht, wo er zu Valençe (29. Aug. 1799) den Leiden der Seit erlag.

Die Siege der Neapolitaner im Kirchenstaate waren im Winter 1798 nur vorübergehend; unter Championets Eins fluffe wurden die republikanischen Formen in demselben wieder hergestellt. Doch unaufhaltbar gingen diese, nach dem siegs reichen Erfolge der russischen und dstreichischen Waffen in Oberitalien, während des Sommers 1799 unter. Gemeins schaftlich ward durch Kezer, durch Türken, Britten und Russen, und durch die rechtgläubigen Oestreicher und Neapolitaner, die weltliche Macht des Papstes hergestellt, und von den zu Venedig versammelten Kardinálen der Kardinal Chias ramonti (14. März 1800) zum Nachfolger Pius des 6 erwählt. Darauf erhielt Pius 7 den Kirchenstaat aus den Händen der Oestreicher und Neapolitaner zurück. Er suchte ihm durch bessere Wirthschaft in den Finanzen und durch manche gute Einrichtungen wieder aufzuhelfen; auch schien seine weise Nachgiebigkeit bei der Abschließung der Concordate mit Frankreich (1801) und mit der italienischen Republik

*) Die Hauptpuncte dieser Verfassung f. in den Europ. Constitut Ch. 3, S. 530 .

(1803) ihm die Gunst Napoleons verschafft in haben, den er, als geistliches Oberhaupt der Kirche (2. Dec. 1804) zu Paris am feierlichen Krönungstage salbte. und dadurch zur anges nommenen kaiserlichen Würde weihte.

Allein nach den großen Ergebnissen des Preßburger Friedens, zu welchen auch die Begründung einer neuen Dynastie im Königreiche Neapel gehörte, schien Pius 7 den vón Napoleon am 2. März 1806 vor dem gefeßgebenden Corps zu Paris ausgesprochenen Grundsaß,,,daß die ganze Halbinsel Italien ein Bestandtheil des großen Reiches sey, und daß der Kaiser als oberster Chef die Souveraine und Verfassungen, von welchen die verschiedenen Theile Italiens beherrscht würden, garantirt habe," nicht anerkennen zu wollen. Die Mißverständnisse vermehrten sich, besonders als der Papst seine Häfen den Britten nicht verschließen wollte, bis endlich (2. Febr. 1808) Miollis mit 8000 Franzosen Rom beseßte, und der Kaiser die Zurückberufung des päpstlichen Gesandten von Paris als eine Kriegserklås rung betrachtete, worauf er (2. Apr. 1808) die Provinzen Urbino, Ancona, Macerata und Camerino mit dem Königreiche Italien, und, im folgenden Jahre, während des erneuerten Krieges zwischen Frankreich und Dests reich, durch das in Wien unterzeichnete Decret vom 17. Mai 1809 den Rest des Kirchenstaates (etwa 800,000 Menschen) mit Frankreich selbst vereinigte. Nach diesem Decrete erhielt der Papst eine Pension. Pius 7 ers ließ aber (10. Jun. 1809) eine Bannbulle gegen Napoleon, und lebte in einem gezwungenen Aufenthalte zu Savona, bis er, durch Breve vom 20. Sept. 1811, die Bes schlüsse des Pariser Nationalconciliums vom 5. Aug., und den Kaiser Napoleon wieder als geliebtesten Sohn" annahm. Darauf ward er am 20. Jun. 1812 nach Fontainebleau verseßt, um, als der Erste in der Reihe der Kardinále, den ihm durch Decret vom 8. Nov. 1810 bestimmten erzbischöfflichen Pallast in Paris zu beziehen. Zur Bezahlung der Schulden des Kirchenstaates, die sich auf 24 Mill. Franken Renten jährlich beliefen, ward vom Kaiser durch Decret vom 5. Aug.

1810 cin Capital von 50 Mill. in Nationalgûtern bestimmt; die vielen Bisthümer im Kirchenstaate wurden vermindert, und Orden und Klößter aufgehoben *).

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Neapel und Sicilien.

Der Hof und die Politik des Königs Ferdinand 4 von Neapel ward von der Königin Karoline und dem Minister Acton geleitet, als Neapel, durch ein Bündniß mit Großbritannien (21. Jul. 1793) der Coalition gegen die Republik Frankreich sich anschloß, und ein neapolitanischer Heereŝtheil in Oberitalien gegen die Franzosen kämpfte, bis Bonaparte's Siege (1796) auch Neapel zuerst zum Waffenstillstande (5. Jun. 1796) und dann (10. Oct.) zum Frieden brachten, der dem Staate feine Opfer kostete.

Als aber die Franzosen (1798) Rom republikanisirt, Maltha bescht, und die Britten unter Nelson in der Schlacht bei Abukir (1. Aug. 1798) die französische Flotte an der ägyptischen Küste vernichtet hatten; da drang der König Ferdinand 4 selbst, ohne vorhergegan genes Manifest, bevor noch der, durch neue Verträge vorbereitete, Kampf Oestreichs und Rußlands gegen Frankreich cröffnet werden konnte, mit seinen Truppen, unter Macks Anführung, in den Kirchenstaat vor (23. Nov. 1798), wo er (29. Nov.) Rom, und gemeinschaftlich mit den Britten Civita Vecchia und später auch Livorno beseßte.

Doch schnell und traurig ånderte sich das Glück der Waffen. Denn Championet warf, nachdem das frans zösische Directorium dem Könige von Neapel den Krieg ers klärt hatte, die Neapolitaner nicht nur aus der damaligen römischen Republik (27. Nov. — 15. Dec. 1798); er drang auch siegreich bis Neapel vor. Der König flüchtete nach Palermo, und Neapel ward (25. Jan. 1799) als

* Alls. Zeit. 1810, N. 168 11. 280.

parthenopeische Republik ausgesprochen, in eilf Des partemente getheilt, und eine einstweilige Regierung daselbst eingeseht. Allein die rohen Bewohner Kalabriens hielten fest an der Dynastie der Bourbone, und der Kardinal Ruffo leitete ihre Bewaffnung. Dennoch würde Macdonald, Cham pionets Nachfolger im Oberbefehle des franzdsischen Heeres, wahrscheinlich sie bezwungen haben, wenn nicht die Nieders lagen der Franzosen in Oberitalien gegen die Russen und Destreicher im Sommer 1799 ihn genöthigt hätten, Neapel zu verlassen und sich nach Oberitalien zu ziehen. Da ward Ferdinand 4 (Jul. 1799) von Nelson aus Palermo auf furze Zeit nach Neapel zurückgeführt; denn die förmliche Burückkehr geschah erst am 29. Jun. 1802. Bis dahin bes kämpfte der Kardinal Ruffo die Republikanischgesinnten, und Britten, Russen und Türken unterstüßten die Unterwers fung des Reiches. Durch Inquisitionen, Blutgerichte und Confiscationen des Vermögens wurden die Spuren der kurzen republikanischen Verfassung mit Härte und Grausamkeit vers tilgt, und sogar der Jesuiterorden, mit Zurückgabe aller ihm ehemals gehörenden Güter, (30. Jul. 1804) in Neapel und Sicilien hergestellt.

Neapel blieb im Kriegszustande gegen Frankreich), bis der Friede von Lüneville auch diese Macht zum Separats frieden mit Frankreich nöthigte, welcher (28. Márg 1801) von Murat und Micherour zu Florenz unterzeich net ward. In diesem Frieden überließ Neapel seinen Ans theil an Elba, das Fürstenthum Piombind und den Bes schüßungsstaat (Stato degli Prefidii) an Franks reich, und versprach, den Britten seine Häfen bis zum Sees frieden zu verschließen, bis dahin einen französischen Heeress theil zur Besetzung der Küstenländer zu unterhalten, und die wegen politischer Meinungen Ausgewänderten oder Berhafa teten herzustellen. Frankreichs damalige Rücksichten auf Rußs land bewirkten diese schonenden Bedingungen des Friedens. Denn wie feindlich die Politik des Hofes von Neapel gegen Frankreich war, erfuhr Napoleon beim Anfange des dritten Coalitionsfricges. Die französischen Truppen hatten die

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Kustenländer Neapels nach dem Frieden von Amiens geräumt, fie, aber wieder befest, als England den Krieg im Jahre 1803 erneuerte. Doch schloß beim Ausbruche des Lands krieges im September 1805, Ferdinand 4 mit dem Kaiser Napoleon einen Neutralitätsvertrag, worauf die frans zösischen Truppen. Neapel verließen. Bald nach ihrer Ents fernung (19, Nov.) erschien aber eine russisch englische Flotte mit Landungstruppen vor Neapel, die mit Freude empfangen wurden, und dem französischen Heere in Oberitalien in den Rücken fallen sollten. Der Tag bei Austerlig vereitelte diesen Plan, und die Gelandeten schifften sich wieder ein; allein Napoleon beschloß, diesen Wortbruch zu ahnden. Er erklärte in einem Aufrufe an sein Heer vom 27. Dec. 1805: „die Dynastie Bourbon habe aufgehört, in Neapel zu regieren *).“ Ohne, bedeutenden Widerstand drangen die Franzosen vor; des Kaisers älterer Bruder, Joseph, an der Spize des Heeres wies alle Unterhandlungen mit dem Hofe von Neapel zurück, der sich darauf nach Sicilien einschiffte. Am 30. März 1806 ernannte Napoleon diesen seinen Bruder Joseph zum Könige beider Sicilien, mit der erblichen Folge der Krone in der männlichen Nachkommenschaft.

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Fortfehung. Napoleons Dynastie in Neapel

Zwei Jahre und zwei Monate regierte Joseph den Staat von Neapel (denn Sicilien blieb ununterbrochen im Besite Ferdinands 4). Er überließ sich aber zu sehr den Vergnügungen, und an seiner Stelle leiteten die Minister, besonders Salicetti, die Angelegenheiten des Staates. Doch war es nicht möglich, die einzelnen sich bildenden Insurgens tenhaufen und Räuberbanden, welche von dem sicilianischen Hofe unterstützt wurden, völlig zu vernichten, wenn gleich die Regierung Josephs im Ganzen mild war. Allein nach den entscheidenden Vorgängen in Spanien im Mai 1808,

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