Die Anficht des Landes ist äusserst romantisch. Immergrüne Wälder wechseln mit nackten Felsenwänden ab; lachende Thäler ziehen fich zwischen hohen Gebirgen hin, und werden von unzähligen Bächen nach allen Richtungen durchschlängelt; Waldströme drängen sich mit Gewalt durch die Schluften der Berge; ein majestätisches Meer, welches fich nirgends dem Blicke verbirgt, öffnet sich in dunkler Ferne und nimmt sie in seinem Schosse auf. Dies Alles gieht ein Panorama, wie sich selbst die lebhafteste Einbildungskraft kaum zaubern kann. Allein bei einer genauern Untersuchung verschwindet Vieles von diesem Zauber;der Boden ist karg, felligt; artbares Land selbst in den Thälern nicht hinreichend vorhanden, und die Wurzeln der Bäume in Felsenritzen eingeklemmt. Man darf das Land zwar schön, aber nicht fruchtbar nennen. Die Berge, die die Oberfläche bedecken, gehören fämmtlich zum Gebirgssysteme der Pyrenäen: der hohe Jaitzquibel erhebt fich zwischen Cap Higuera und dem Haven Paffage; der Aralar und Alzania, über welchem letztern die Militärstrasse der alten Römer führte, sind unter den Gränzgebirgen von Navarra, der Zaraya unter den Gränzgebirgen von Alava und der stahlreiche Arno nach Navarra hin die ausgezeichnetsten. Von den Bergströmen, die sich von denselben herabstürzen, ist keiner schiffbar; zu den merkwürdigsten gehören der Oria, der Oyarzon, dessen Mündung den Haven Paffage hildet, der Bidaffoa, welcher die bekannte Fajanen - oder Conferenz infel umfliesst, der Deva, Urola und Urumea. Unzählige Bäche vereinigen ihr Waffer mit diesen Flüffen und münden fich mit ihnen in den Biscayischen Meerbusen, welcher die Provinz in einer Strecke von 9 franz. Meilen umgiebt und nicht weniger als 9 Häven macht: Fuente Rabia, Pasfage, San Sebastian, Orio, Zarauz, Guetaria, Zumaya, Deva und Motrico. Das Clima ist milde und gesund. Wenn auch die Luft wegen der Nähe des Meers eine Menge Feuchtigkeiten einsaugt, so wird sie doch häufig durch Seewinde wieder gereinigt. Ohnerachtet einer nördlichern Lage, als Alava hat, ist doch beides, Hitze und Kälte, viel gemässigter; ein ewiger Frühling scheint über den Fluren von Guipuscoa zu schweben, und da es nie an Regen fehlt, so behält der Rasenteppich Jahr aus Jahr ein sein frisches Grün, und die ausgebrannten Gefilde von la Mancha und Eftremadura beleidigen selbst im höchsten Sommer das Auge des Reisenden nicht, Gewitter find nicht selten, aber nicht der Sommer, sondern der December und Januar die Jahrszeit, wo sie am heftigsten toben. Ein folches Clima kann auf die Gesundheit und die Lebensdauer des Menschen nicht anders, als wohlthätig wirken. Wirklich geniesst auch der Bewohner von Guipuscoa eines glücklichen und langen Daseyns; ein 90 und Ioojähriger Greis, deren die Kirchenregister häufig aufführen, sieht sein Lebensziel herannahen, ohne die Beschwerden und Schwächen des Alters zu fühlen. : Auch gehört die Provinz zu den bevölkertsten von Spanien! Nach der neuesten Zählung von 1799 hatte fie nicht weniger als 104,479 Bewohner, mithin, wenn man nach den neuesten Charten den Flächenraum des Landes zu 344 ☐ Meile annehmen will, im Durchschnitte auf jeder gevierten Meile 3,028 Menschen, eine für ein Land, dessen gröfserer Theil unfruchtbar und mit Gebirgen bedeckt ist, gewiss sehr ansehnliche Bevölkerung. Und doch gab es Zeiten, wo sein Boden ein noch stärkeres Menschen - Capital ernährte! Selbst gegen 1787, wo die Kirchenlisten ein Resultat von 114,305 Köpfen gaben, war daffelhe um 9,826 gefunken, eine Verminderung, die die Provinz wahrscheinlich durch den Krieg, dessen Schauplatz fie eine Zeitlang gewesen, erlitten. Guipuscoa enthält mit Ausschluss des Bezirks von Oguate, der zwar enklavirt ist, aber eigentlich nicht hierher gehört, 2 Städte (Cidades), 65 Flecken (villas) und 82 Dorfschaften, mithin überhaupt 149 Örter, die zusammen 200 Parochien ausmachen und 12 Mönch- und 25 Nonnenklöster, zählen. Städte und Flecken sind im Ganzen regelmässig gebaut; die Strassen gerade und gepflastert; die Häuser bequem, theils massiv, theils von Backsteinen aufgeführt; die Kirchen von einer guten und edlen Architectur. Die Policei in derselben ist besser, wie in dem übrigen Spanien; die Städte und Flecken, selbst die kleinern nicht ausgenommen, werden zur Nachtzeit erleuchtet; zu San Sebastian und Tolosa sieht man, wie zu Paris, über die. Strassen schwebende Reverberen. Die Landstrassen find trotz des ungleichen und gebirgigten Bodens vortrefflich und werden in dem besten Stande erhalten. Alles verkündet in diesem vernachlässigten Winkel von Spanien einen WohlStand, den man dort vergeblich sucht. Die Einwohner sind Abkömmlinge der alten Cantabrier; ihre Sprache ist die Baskische, die nämliche, die man vormals im Aquitanischen Gallien redete und die wahrscheinlich von der alten Iberischen abstammt; ihre Religion, wie im übrigen Spanien, die römisch - katholifche. Der Guipuscoer befitzt einen offnen und fröhlichen Character, worin kein Funken jenes finstern und zurückstossenden Ernstes des Castilianers durchschimmert; Redlichkeit, Gutmüthigkeit, Freiheitssinn, Tapferkeit und Arbeitsamkeit sind bei aller Rohheit und Einfachheit der Sitten die hervorste chendsten Züge desselben. Er liebt Spiele, die Leibesübung und Anstrengung erfordern; selbst das zartere Geschlecht unterhält sich damit und nicht felten sieht man den schweren Ball in den schönen Händen der Frauen. Sie theilen mit dem Manne alle Beschäftigungen und Beschwerden des Lebens; selbst Schiff und Ruder werden von ihnen mit eben der Leichtigkeit bewegt, wie von ihren Männern. Ihre Gefichtszüge sind dabei regelmässig und lebhaft; ihre Farbe verkündet Gesundheit, aber es fehlt ihnen der Reiz, der fich den Grazien anschmiegt. Beide Geschlechter tanzen, wie alle Spanier, mit glühender Leidenschaft, am liebsten ihre Nationaltänze, die Zorcicos; ihr höchstes Vergnügen aber feiern fie in den Novillos, einer Art Stiergefechten, und keine 1 Gemeinde würde es sich verzeihen, wenn der Namenstag ihrer Heiligen ohne ein dergleichen Fest vorübergegangen wäre. Der Anzug der Frauen aus den niedern Ständen, ist äusserst einfach und wenig vortheilhaft; ein kurzer Rock (bayeta) von geltreiftem und vielfarbigem Kalmanke, der die untere Bekleidung ausmacht, ein Spencer, am häufigsten von gestreiftem Tuch, der den Leib umhüllt, und lederne Sandalen oder Abarcas, die die Füsse bedekken- dies ist nebst einem Hemde ihr ganzer Putz. Der gemeine Mann trägt. Beinkleider von weissem oder Segoviatuche, eine Tuchweste mit einem rothen Gürtel, Abarcas wie die Frauen, und eine Tuchmütze, deren Form und Farbe fast in jedem Dorfe verschieden ist. Erscheint jedoch der Proprietär in den Provinzialversammlungen, so erfordert das Costum einen schwarztuchnen Rock nach französischem Schnitte, dessen Saum mit weisser Seide ausgenähet ist, in einer andern Kleidung darf er nicht unter die Repräsentanten des Volks treten, 4 Bei einem durchaus felsigten Boden, der nur an wenigen Stellen bebauet werden kann, reicht der Ertrag des Ackerbau's nicht zur Ernährung der Volksmenge hin. So fleissig auch der Guipuscoer immer arbeitet, so wenig. Mühe er scheuet, um eine Hand voll Erde für die Cultur zu gewinnen, und selbst sie den Klippen abzwingt, auf welche er sich oft mit Stricken hinaufwinden lässt, so emsig er auch mit seiner Laya ackert, - kein Ochse, |