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Mann, der die Weiber zu beherrschen weiß. Aber verlaffen wir diesen anziehenden Gegenstand, der uns zu weit führen würde. “ Monde industriel, S. 544 ff.

Anhang II.

Zum Communismus Cabet's.

Communistisches Glaubensbekenntniß *).

Die Natur.

,,Ich glaube nicht, daß das Universum ein Werk des Zufalls ist, sondern ich glaube an einen Urgrund aller Dinge (cause première), den ich Natur nenne.

Ich glaube, daß es unnüz und gefährlich ist, durchaus das Wesen dieses Urgrundes auseinanderseßen zu wollen, weil die menschliche Einsicht nicht vollkommen genug ist, ihn zu erkennen und zu begreifen, und in der Regel alle Untersuchung darüber in Streit und Meinungsspaltungen ausartet. Aber ich glaube an die unendliche Einsicht und Voraussicht dieser Natur, glaube daß fie allmächtig, allweise, allgerecht, allgütig und wohlthätig ist."

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Das Glück.

Ich glaube, daß nach dem Willen der Natur der Mensch auf der Erde glücklich sein soll.

Ich glaube, daß die ihn umgebende Schöpfung, seine eigene Organisation und vorzüglich seine Einsicht oder Vernunft hinreichen, um ihn das Glück finden zu lassen.

Ich glaube, daß wenn der Mensch unglücklich ist, dieses nicht dem Willen der Natur zuzuschreiben ist, sondern der ursprünglichen Unwissenheit des Menschengeschlechts, seiner Unerfahrenheit und seinen ersten Irrthümern; den verkehrten Einrichtungen, die

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*) Dieses Credo Communiste" ist so bezeichnend für den Standpunkt des neuesten Communismus im Allgemeinen, wie für seine Entwicklung in Beziehung auf einzelne Fragen im Besondern, daß wir es uns nicht versagen konnten es ganz herzusehen. Daß die hier ausgesprochenen Grundsäge sehr großen Anhang unter dem Proletariat gefunden haben, beweist, daß dasselbe schon seit Aug. 1841 die dritte Auflage erlebt hat. Cabet selber hat mir diese kleine Schrift als das passendste Document bezeichnet, das am kürzesten und bestimmtesten seine Ansichten ausspreche. Ich sehe nicht, was seiner Veröffentlichung in Deutschland für eine wissenschaftliche Untersuchung entgegen stehen könnte.

es ersonnen, der falschen socialen und politischen Organisation, deren Anfang in die Zeiten der Barbarei hinaufreicht."

Ursprüngliche Unwissenheit.

,,Ich glaube, daß das Menschengeschlecht mit einem Zustande der Wildheit begonnen hat, daß der Mensch anfangs dem Thiere beinah ähnlich war, vollständig unwissend, wie man die

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Wilden in neu entdeckten Ländern findet.“

,,Ich glaube, daß es Folge dieser allgemeinen Unwissenheit ist, wenn sich überall das Recht der Stärke, des Krieges und der Eroberung gebildet hat, das Recht über Leben und Tod des Sclaven, des Weibes und der Kinder, Tortur, Aberglauben, Glaubensacht, Stände oder Kaften, Privilegien der Geburt und überhaupt Ungleichheit in Recht, Erziehung und Vermögen.

Ich glaube, daß es unzweckmäßig und unvernünftig ist, die Weisheit, die Unschuld und Erfahrung alter Völker zurückrufen zu wollen. Denn je weiter man auf den Ursprung des Menschengeschlechts zurück geht, desto jünger, unerleuchteter und unerfahrener findet man es, während die heutige Menschheit reifer und erfahrener ist als zu irgend einer früheren Periode.

Ich glaube, daß zwar die sociale und politische Organisation überall noch äußerst unvollkommen und fehlerhaft ist die Menschheit ist aber noch zu jung, als daß uns das Wunder nehmen follte."

Vernunft.

„Ich glaube, daß der Mensch seinem Wesen nach vernünftig, vervollkommnungsfähig und gesellig ist.

Ich glaube, daß nur bei unendlich wenigen Menschen die Vernunft das ist, was sie sein könnte, wenn ihre Entwicklung in eine richtige politische Organisation gefallen wäre.

Aber ich glaube, daß die Intelligenz oder Vernunft, die den Menschen von andern lebenden Wesen unterscheidet, wenn sie von der Erfahrung aufgeklärt ist, hinreicht, um die Menschheit vollfommener zu machen."

Vervollkommnungsfähigkeit.

,,Ich glaube, daß der Mensch seinem Wesen nach durch Erziehung und Erfahrung vervollkommnungsfähig ist, und daß das Menschengeschlecht von seiner Entstehung an bis auf den heutigen Augenblick sich beständig vervollkommnet hat; daß es gegenwärtig unterrichteter als zu irgend einer früheren Zeit und daß es unmöglich ist, die Grenzen seiner weitern Vervollkommnung zu bestimmen.

Geselligkeit.

,,Ich glaube, daß der Mensch seinem Wesen nach gesellig und bestimmt ist in Gesellschaft zu leben, und daß er überall und immer in mehr oder minder zahlreicher Gesellschaft gelebt hat.

Ich glaube, daß die Gesellschaft natürlich ist und daß das, was man bürgerliche oder politische Gesellschaft nennt, nichts anders ist, als die Fortseßung, die Entwicklung, die Vervollkommnung der natürlichen Gesellschaft auf dem Wege der Vernunft und Erfahrung."

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Natürliche Gutartigkeit.

,Ich glaube, daß der Mensch, da er seiner Natur nach gesellig ist, eben deshalb auch seinem Wesen nach sich zu seines Gleichen gezogen fühlt, daß er mitfühlend, theilnehmend, liebevoll, gutmüthig und geneigt ist, seinen Brüdern zu helfen und fie zu unterstüßen. Ich glaube, daß Brüderlichkeit, Liebe, Hingebung natürliche Anlagen oder Instincte sind, die durch Vernunft und Erziehung entwickelt und gestärkt werden.

Ich glaube, daß die Laster der Menschen im Allgemeinen Wirkung der verkehrten socialen und politischen Organisation find, und zwar vorzüglich der Ungleichheit, welche die Selbstsucht, die Indifferenz, den Neid und den Haß erzeugt.

Ich glaube, daß alle Laster verschwinden und der brügerlichen Liebe und Hingebung Plaß machen würden, wenn in der socialen und politischen Organisation die Gleichheit an die Stelle der Ungleichheit träte."

Brüderlichkeit.

,,Ich glaube, daß die Natur die gemeinschaftliche Mutter des Menschengeschlechts ist, daß Alle gleichmäßig ihre Kinder und Brüder unter sich sind, und daß das ganze Menschengeschlecht oder die Menschheit nur eine Familie bildet.

Ich glaube, daß die Natur ihre Kinder nicht in Kasten, Klaffen, Raçen, Korporationen und Kategorien abgetheilt hat; daß sie nicht die einen bestimmt hat, Herren und Gebieter, reich und müssig zu sein, alle Vorrechte zu genießen ohne eine Laft zu tragen, glücklich zu sein und im Ueberfluß zu schwimmen, die andern aber Sclaven zu sein, beherrscht und arm, unter der Arbeit zu erliegen, alle Lasten zu tragen ohne einen Vortheil zu genießen, unglücklich zu sein und des Nöthigsten zu entbehren.

Ich glaube im Gegentheil, daß die Brüderschaft aller Men, schen ihre Gleichheit nach sich zieht."

Gleichheit.

,,Ich glaube, daß die Verschiedenheit des Wuchses, der Gestalt, der Kraft u. dgl. keineswegs die Gleichheit der Rechte, der Pflichten, des Glücks ausschließt, so wie die Verschiedenheit der Kinder sie nicht verhindert, gleiche Ansprüche auf die Liebe ihrer Eltern zu haben, wie die Verschiedenheiten unter den Bürgern ihrer Gleichheit vor den Augen des Geseßes nicht im Wege ftehen."

,,Ich glaube, daß die Natur Alles, was sich auf der Erde

vorfindet, für das ganze Menschengeschlecht erschaffen hat, Alles für Alle; daß sie Allen dieselben Bedürfnisse gegeben hat und folglich Allen dieselben Rechte auf die zur Befriedigung nöthigen Mittel, und daß, wenn sie eine Theilung ihres Guts unter ihre Kinder vorgenommen hätte, fie allen gleiche Theile nach Verhältniß der Bedürfnisse eines jeden angewiesen haben würde. Aber ich glaube, daß sie nie irgend eine Theilung vorgenommen hat, daß sie ihre ganze Erbschaft Allen zu gemeinschaftlichem Besiz hinterlaffen und Allen gleiches Recht auf die Erde und ihre Erzeugnisse, wie etwa auf Luft, Licht, Wärme gegeben hat."

,,Ich kann nicht glauben, daß die Natur dem Menschen Vernunft gegeben und ihn gesellig geschaffen habe, damit die Ver nunft und die Gesellschaft das brüderliche Verhältniß und die Gleichheit der Rechte zerstörten. Ich glaube im Gegentheil, daß sie ihn vernünftig, vervollkommnungsfähig und gesellig schuf, damit Vernunft und Gesellschaft die Gleichheit seines Glücks vervollkommnen und verwirklichen sollen."

,,Ich glaube, daß die Einführung der socialen und politischen Ungleichheit eine Verlegung des Naturgeseßes ist."

Ich glaube, daß diese sociale und politische Ungleichheit sich nur deswegen bei allen Nationen gebildet. hat, weil das Menschengeschlecht in vollständiger Rohheit und Unwissenheit begann.

Ich glaube nicht, daß die wahrhafte und einzige Ursache des Unglücks der Völker die monarchische Staatsform ist, noch daß das wahrhafte Heilmittel ganz einfach die Republik sei, denn die Geschichte zeigt uns das Unglück in Republiken wie Monarchien."

,,Ich glaube, daß die Ungleichheit, welche für die Minderzahl des Menschengeschlechts Reichthum und Herrschaft, für die Mehrzahl Elend und Unterdrückung hervorbringt, die Grundursache ist von allen Lastern der Reichen, als Selbstsucht, Habgier, Ehr. sucht, Geiz, Unempfindlichkeit und Unmenschlichkeit, wie von den Laftern der Armen, Eifersucht, Neid, Haß. “

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,,Ich glaube, daß sie eben so die Ursache aller Rivalitäten und Anfeindungen ist, aller Unordnung und aller Uneinigkeit, aller Verschwörungen und alles Aufruhrs, aller Verbrechen und alles Unglücks."

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Und ich glaube, daß diese Wirkungen so lange fortbestehen werden, als dieselbe Ursache dauern wird, und daß es das einzige Mittel, dem Unglück der Menschheit zu steuern, wäre, das aristokratische System, das ist die sociale und politische Ungleichheit, durch die Demokratie, das ist die Gleichheit, zu erseßen.'

Eigenthum.

,,Ich glaube, daß die Natur die Erde bestimmt hat, in Gemeinschaft und ungetheilt besessen zu werden, wie die Luft, das Licht, die Wärme; daß sie eine Theilung nur für die Erzeugnisse und die dem Bedürfnisse des Einzelnen unentbehrlichen Dinge an

gezeigt hat, und daß die Gemeinschaft das natürlichste Syftem ist."

,,Ich glaube, daß das Eigenthum eine rein menschliche Erfindung und Einrichtung ist.“

,,Ich glaube, daß diese Einrichtung nur dann gut und nüglich sein könnte, wenn die Erde unter alle Menschen getheilt wäre, und jeder einen gleichen Theil hätte, der seinem Wesen nach un= veräußerlich sein müßte."

,,Ich glaube, daß die Annahme des Eigenthumsrechts bei fast allen Nationen in Verbindung mit der Ungleichheit und Veräußerlichkeit, ein Irrthum, vielleicht der unseligste von allen Irrthümern war."

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Ich glaube, daß die Unbeschränktheit des Eigenthumsrechts die Ungleichheit der Vermögenslagen befördert hat, und die hauptsächlichste Ursache des Reichthums und des Elends, aller Laster und alles Unheils der Menschheit geworden ist.

,,Ich glaube, daß seinem Wesen nach dieses Unheil nothwendig und unabänderlich fortbestehen muß, so lange das Eigenthumsrecht besteht, und daß, um die Wirkung zu unterdrücken, man nothwendig die Ursache aufheben muß."

,,Ich glaube, daß statt des Reichthums Einiger, und des Mangels der Mehrzahl, man den Wohlstand Aller zu bewirken suchen soll, und glaube daß dazu die natürliche Gütergemeinschaft, mit einer gewissen Vervollkommnung, hergestellt werden muß."

Fehler der gegenwärtigen Organisation.

,,Ich glaube, daß die Fehler der gegenwärtigen socialen und politischen, wie der Familien-Organisation zu sehr in die Augen springen und zu anerkannt sind, als daß es nöthig wäre, sie näher zu bezeichnen."

System der Gemeinschaft (communauté).

,,Ich glaube, daß die Gemeinschaft in dreifacher Beziehung betrachtet werden muß, nämlich auf Personen, Güter und Industrie."

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Das Volk in der Gemeinschaft.

Ich glaube, daß eine Nation oder ein Volk in der Gemeinschaft nur eine einzige Familie von Brüdern bilden muß, eine Gesellschaft, deren Glieder unter sich gleich sind an Rechten und Pflichten, an Arbeit wie an Genuß."

,,Ich glaube, daß die Gleichheit vollkommen sein und feine Gränze haben muß, als die Möglichkeit. "

,,Ich glaube, daß alle Brüder oder alle Glieder der Gesellschaft gleichmäßig Bürger, Wähler und Wählbare sein müssen; daß alle dieselbe allgemeine Elementarbildung genießen, alle gleich gut genährt, bekleidet und untergebracht werden, alle gleichmäßig dem Gefeß unterworfen sein und alle gleichmäßig arbeiten müssen.

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