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Erfolg. Die Reformistes müssen, weil sie keine eigenen Zusammenkünfte haben, besonders durch Broschüren gewonnen werden; die Travailleurs égalitaires dagegen sucht man in ihren Verbindungsorten auf, und dann finden zwischen beiden Parteien heftige Debatten Statt, in denen die legteren nicht immer den Sieg davon tragen. Der Rapport Bastard's enthält ein merkwürdiges Document über eine solche Mission eines ifarischen Communisten in einer Versammlung der Égalitaires. Von den leßteren waren ungefähr achtzig versammelt, unter ihnen auch Frauen (wer erinnert sich dabei nicht der berüchtigten,, tricoteuses"?) Nach langem Streit verlangte der Jkarist endlich Abstimmung; aber dem widersezten sich die Führer der Egalitaires, und diese Sendung scheint erfolglos geblieben zu sein. Es ist kein Zweifel, daß nicht so sehr die Masse der Égalitaires, als ihre Häupter einer Vereinigung im Wege stehen, um ihren Einfluß zu behalten; so daß den Parteien selbst wesentlich nur das zum Bewußtsein kommt, was sie trennt. Dadurch wird es denn auch erklärlich, wie neben jenen Hauptrichtungen noch so manche einzelne Erscheinungen Plaß und Anklang finden können, die im Grunde nichts sind als eine Zusammenstellung einzelner Grundsäße aus den verschiedenen Seften. Dahin gehören die beiden Journale,,L'Egalité“ und „L'Egalitaire“, beide von Laponneraye begonnen, als er das Journal, L'Intelligence" 1839 aufgab, das wesentlich nur politisch war. Die Egalité ist nur im Prospectus erschienen, der „, Egalitaire" bald nach seinem Erscheinen untergegangen, und Laponneraye gegen= wärtig Mitarbeiter am Populaire. Ein gleiches Schicksal hatte der Communautaire", der seiner Tendenz nach communistisch, doch an keinem selbstständigen Lebenskern sich zu halten vermochte. Bedeutender ist die,,Fraternité". Der Gründer deffelben, Lahaultière, war anfänglich entschiedener Cabetist; später trennte er sich von Cabet, um ein eignes Journal zu gründen, was ihm dadurch nicht eben schwieriger wird, daß man jede Spaltung unter den Communisten von allen Seiten sehr gerne sieht. Aber auch diesem Journal fehlt die eigene Richtung, und deshalb auch die Partei und die Lebenskraft; es liegt kein bestimmtes Wollen und Wiffen zum Grunde, und selbst der Irrthum ist nicht einmal recht erfaßbar. Wir halten es darum nicht der Mühe werth, es genauer darzustellen.

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Bemerkenswerth dagegen ist das Verhältniß zum Fourierismus. Es ist klar, daß dem Communismus zwar nicht der Wunsch,

aber doch die Ausführung einer organistrten neuen Industrie fehlt, durch welche das erste Bedürfniß desselben, der wirkliche Reichthum, erzielt werden könne. Hier wendet sich derselbe ohne Bedenken dem Systeme Fourier's zu, entlehnt ihm seine Beweise und seine Versprechungen, und täuscht sich und andre über das wahre Verhältniß beider Theorien. Dadurch ist der Fourierismus in den Verdacht gekommen, zum Communismus zu gehören; es wird jezt aber leicht sein, das Nichtzusammengehörige zu trennen.

Endlich hat auf der einen Seite Lamennais' religiös-revolutionäres Pamphletensystem, auf der andern Cabet's Hinweisung auf das Christenthum eine Richtung in den kleineren communistischen Broschüren hervorgerufen, die in jeder Beziehung eben so bedenklich als unwürdig ist. Die Pamphletisten und die Apostel des Communismus geben ihrer Lehre einen biblischen Anstrich, der mit stets bereiten Citaten das religiöse Gefühl der ungebildeten Classe zu Ueberzeugungen verleiten soll, die ihr gesunder Sinn nicht annehmen will. Es ist wahr, bis jezt ist es nur ein Anflug jener aus der englischen Revolution wohlbekannten frommen Weise, die Bibel zu einer willigen Dienerin alles dessen herabzuwürdigen, was man wünscht und anstrebt; aber dieser lezten Thorheit müßte man um so entschiedener entgegen treten, als eben ste wie keine andre in einem ernsten, sinnigen Volke aus einer bloßen Ansicht einen wilden Fanatismus zu machen bereit und fähig ist.

Dies ist die gegenwärtige Gestalt des Communismus im französischen Proletariat. Ein Blick auf dieselbe genügt, uns zu beweisen, daß derselbe noch mitten in seiner Entwicklung steht. Es ist ferner klar, daß die einfache Verneinung dieser ganzen Bewegung sie aufzuhalten oder zu unterdrücken nicht im Stande ist. Was aber geschehen wird, wenn man nicht das einzige richtige Mittel wählt, ihm zu begegnen, das muß die nächste Geschichte lehren.

Schluß.

Es geht eine gewaltige Bewegung durch unsre Zeit. In jeden Glauben, in jedes Herz greift sie mächtig hinein, zugleich Liebe und Kampf findend, wo sie auftritt. Sie redet uns von

einer schönen Zukunft, voll von kühnen Bildern und stolzen Ges stalten. Es ist die Freiheit, bei deren Namen die Gegenwart Europa's bis ins Innerste tiefbewegt erzittert.

Soll eine Bewegung wahr sein, so muß sie nicht bloß ihr Ziel kennen. Jeder Punkt, der sich zwischen Beginn und Ende findet, muß einzeln überwunden und aufgelöst daliegen, wenn mit dem lezten zugleich die Ruhe in ihm gefunden werden soll. Ueberspringt sie auch nur eine einzige Stufe, so muß sie zurück, und das Begonnene gegen den jezt zweifachen Zweifel noch einmal beginnen. Die innere Unfertigkeit des Wahren ist ihm ein größerer Feind, als der Irrthum.

Jene Freiheit aber ist sie uns eine innerlich fertige zu nennen? Ist sie abgeschlossen und vollendet mit einer Staats. form? Haben wir das, was uns bis hierher trieb, wahrhaft schon verstanden und punktweise bis an die Gränzen verfolgt, an die es denjenigen treiben muß, der sich ihm hingiebt? Was ist es denn, was uns auf Volks vertretung hoffen läßt? Was ist es, was in uns die Volks erziehung fordert? Was ist es, was wir von der Tagespresse eigentlich hoffen? Eilt der Gedanke, wenn er anders aufrichtig ist, nicht hinaus über jene enge Gränze des vagen Liberalismus, zu der Idee, daß in jedem höchsten, seinem Wesen nach gemeinsamen Gut die Persönlichkeit als solche unendlich berechtigt ist? Und diese Idee ist sie in ihrem tiefsten Grunde eine andere, als die der Gleichheit? Ist dem aber so, wo ist denn die rechte Aufgabe und die wahre Gränze dieser Gleichheit der Person?

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Es ist umsonst, daß wir es läugnen. Jene Freiheitsideen sind noch wesentlich bewußtlos. Sie wissen nicht, von wo sie kom, men, noch wohin sie gelangen werden. Noch haben sie sich nicht mit ihrem wahren Gegner gemessen; und dieser ist eben jener Gedanke der Gleichheit. Er ist es, den die Geschichte bestimmte, der ächte Probierstein des Goldes in dem gegenwärtigen Liberalismus zu werden; er wird uns zwingen, aus allem Egoismus und aller Unklarheit, die dieses Wort bedeckt, herauszutreten, und uns aufrichtig selbst zu fragen, ob nicht die höchste und absoluteste Aufgabe unsrer Zeit eben die Erhebung der niederen Classen zu einer sittlich und materiell verbesserten Lage ist, während wir doch gegenwärtig nur darauf finnen, die schon hoch Stehenden noch höher hinauf zu stellen. Wird nicht jede Entwicklung in einem Volke erst dann eine vollkommene genannt werden kön

nen, wenn sie dem ganzen Volke zukömmt? Und denkt der heutige Liberalismus wirklich an dieses ganze Volk? Wenn er es aber thäte, was wäre dann seine Aufgabe?

Was aber sollen uns diese Fragen hier? Kann mit einer Reihe von Problemen ein Werk schließen?

Hat unsre Darstellung das im Allgemeinen erreicht, was sie sich vorschrieb, so muß es jezt klar sein, wie grade in Frankreich die Freiheitsideen der Julirevolution geendet haben oder doch enden werden in der Forderung, mit der die Idee der Gleichheit, der jene selbst ihre Berechtigung gaben, unaufhaltsam hervortritt. Es ist diese Entwicklung nicht zufällig, sondern nothwendig. Die Geschichte Frankreichs und sein ganzes politisches Bewußtsein muß einen mächtigen Schritt zurück machen, um jenen Punkt aufzulösen, den es übersprang. Seine Freiheit gebiert Revolutionen, die Revolutionen erzeugen das Bedürfniß der Ruhe, dieses die höchste Gewalt der erhaltenden Macht; und sehen wir uns jezt in dem Gebiete des Geschehenden um, so steht die gegenwärtige Verfassung in Beziehung auf jene Freiheit noch hinter der von 1791. Und hier dürfen wir fragen: ist unser gegenwärtiger Liberalismus wirklich verschieden von dem, der in Frankreich seinem Ende entgegengeht? Ist er es aber nicht, so enthält er dieselbe Unvollendung, und würde, zur Erscheinung kommend, nothwendig dieselben Schritte wieder zurück machen müssen, die in Frankreich geschehen sind und geschehen.

Wenn man die Darstellung eines gleichartigen Zustandes in einem anderen Volke an sich vorübergehen sieht, so sucht man unwillkührlich nach dem Band, das sie mit den eignen heimischen Gestaltungen verbindet. Wir glauben, daß dieser Uebergangspunkt eben nur in jenen Fragen zu finden ist. Sie machen aus dem Schluß dieser Arbeit unmittelbar den Beginn einen neuen für den redlichen und ernsten Denker.

Will man aber mit der obigen Geschichte des Egalitätsprin: cips und seiner einzelnen Ergebnisse abgeschlossen haben, so läßt sich das allgemeinste Resultat derselben für Frankreich auch wohl in eine engste Formel zusammenfassen. Bis jezt hat der Staat die Gesellschaft gestaltet und bedingt; die heutigen socialen Bewegungen Frankreichs dagegen enthalten in allen jenen Erscheinungen zum Theil ihnen selber unbewußt den Versuch, jezt den Staat durch den Be

griff und das wirkliche Leben der Gesellschaft ge= stalten und bedingen zu lassen.

Anhang I.

Zu Fourier's System.

Damit man von der wunderlichen Schreibart wie von dem cigenthümlichen Ideengange Fourier's sich eine Vorstellung machen könne, fügen wir die Ueberseßung einiger Stellen aus seinen Werken hinzu, da diese wohl schwerlich in Deutschland so bald Eingang und Anklang finden dürften. Man muß dabei bedenken, daß es eben nur einzelne Stellen sind; es wird aber durch sie klar werden, wie schwer es oft ist, bei dem Studium seiner Theorie ernsthaft zu bleiben, und wie leichtes Spiel diejenigen haben, die mit Spott und Lachen ihre Kritik zu beendigen denken. Zugleich erinnern wir, daß wir grade sehr pikante Abschnitte herausheben, denen man leicht eben so viele sehr gut geschriebene an die Seite stellen könnte. Jedes dieser Citate hat übrigens für die ganze Theorie Fourier's seine eigenthümliche Bedeutung, die auch der leichtesten Aufmerksamkeit nicht entgehen wird. *)

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Kosmogonie.

Wir wollen jezt die Modulation oder Reihe der rothen Früchte analysiren, die durch die Erde und ihr Clavier von fünf Monden geschaffen sind:

Nämlich: Mercur, Juno, Ceres, Pallas und Phoebina, genannt Vesta. Ferner,,l'Ambigue", genannt Venus.

Da die Planeten Androgynen sind wie die Pflanzen, so begatten sie sich mit sich selber und mit anderen Planeten. So gebiert die Erde, durch Begattung mit sich selber und durch die Mischung ihrer beiden typischen Arome, das männliche, vom Nordpol ausgegossen, und das weibliche vom Südpol, den Kirschbaum, die unter - pivotale (sous-pivotal) Frucht unter den rothen Früchten, die von den fünf Früchten der Tonleiter begleitet ist, nämlich:

Die Erde, mit Mercur sich begattend, ihrem fünften und Hauptsatelliten, gebiert die Erdbeere.

Mit Pallas ihrem 4ten, die schwarze Johannisbeere.

*) Mehrere sehr glückliche Ueberseßungen schwieriger und schwerfälliger Fourieristischer Kunstausdrücke verdanke ich meinem Freunde Wilhelm Schwarz aus Liefland.

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