Page images
PDF
EPUB

Conversations-Lexikon.

Zwölfte Auflage.

Vierter Band.

Brunnen bis Cortez.

Conversations-Lexikon.

Allgemeine deutsche

Real-Encyklopädie.

Bwölfte

umgearbeitete, verbesserte und vermehrte Auflage.

In funfzehn Bänden.

Vierter Band.

Brunnen bis Cortez.

1805

© Leipzig:

F. A. Brockha u s.

1876.

byc 183,3

1878, March 11. Minot fund.

B.

Brunnen im eigentlichen Sinne ist die künstliche Fassung einer durch die Natur gebotenen Quelle. Derjenige Theil des atmosphärischen Niederschlags, welcher vom Boden aufgesogen wird, durchdringt vermöge der Haarröhrchenanziehung als Gebirgsfeuchtigkeit die Gesteine oder sickert durch wasserdurchlaffende Schichten. Aus diesen tritt das Wasser an niedrigen Punkten zu Tage oder bildet in wasserführenden Schichten über wasserdichten unterirdische Reservoirs, aus welchen es künstlich emporgehoben werden kann oder aus welchen es, durch den hydraulischen Druck selbst emporgetrieben, in den hierzu angelegten Bohrlöchern aufwärts dringt. (S. Artesische Brunnen.) Zur Fassung von natürlich zu Tage tretenden Quellen bedient man sich einfacher hölzerner oder gemauerter Umschließungen, der Brunnenkessel, über die man wol auch einen eigenen Aufbau, die Brunnenstube, das Brunnenhaus feßt, das den Zweck hat, die Quelle gegen äußere Einflüsse (Tagwasser u. s. w.) zu schüßen. In wasserarmen Gegenden, sowie dort, wo der Platz für einen anzulegenden B. nicht frei gewählt werden kann, ist man häufig auf das Wasser angewiesen, welches von der Oberfläche der nächsten Umgebung aus durchsickert oder von benachbarten Dächern u. s. w. abfließt. In solchen Fällen werden Sammelbrunnen, Cisternen, angelegt. Derartige B. werden in trockenen Sommern leicht wasserarm und geben häufig schlechtes Wasser. Aber auch in sonst guten B. wird das Wasser zuweilen, wenn es längere Zeit steht oder durch sonstige Zufälligkeiten, schlechtschmeckend, trübe. Diesem Uebelstande hilft man ab durch eine nach der Quantität des Wassers bemessene Menge Kochsalz oder Steinsalz, das man in den B. wirft, den man einige Tage ruhen läßt. Ueberhaupt ist es zweckmäßig, diese Reinigung jährlich einmal, namentlich im hohen Sommer vorzunehmen. In den Städten sucht man von der Wasserbeschaffung mittels Sammelbrunnen im Stadtinnern in neuerer Zeit aus Gesundheitsriicksichten meist abzugehen. Denn beim Zusammenleben einer großen Bevölkerung auf einem verhältnißmäßig kleinen Raume häufen sich Abfälle, welche nicht immer entfernt werden können, sondern vielfach eine Inficirung des städtischen Grund und Bodens herbeiführen, dadurch eine allmähliche Vergiftung der B. bewirken und Brutstätten von Epidemien erzeugen. Die B. find, in unmittelbarer Nähe von Dungstätten und Aborten in den Höfen angelegt, häufig zu Reservoirs für die abfiltrirte Stadtlauge geworden, die von den Bewohnern, durch die Grundwasser verdünnt, getrunken wird. Die neuesten Forschungen haben ergeben, daß eine derart auf unreines Wasser angewiesene Bevölke= rung zur Zeit des Auftretens von Typhus, Cholera u. f. w. 3/2 mal so viele Todesfälle erleidet als eine solche, welche reines und gesundes Wasser trinkt, und daß die mit fäcalen und andern Bestandtheilen inficirten B. die besten Träger der Stoffe sind, welche Epidemien verbreiten.

Wenn es sich darum handelt, Wasser aus der Tiefe zu schaffen, so ist hierzu eine Röhre oder ein Schacht abwärts zu führen. Ersteres geschieht häufig mit Zuhülfenahme des Erdbohrers (f. d.). Die Sicherung des ausgehobenen Brunnenschachtes gegen Einsturz geschicht entweder mit Hülfe einer Breterverkleidung, die sich an aufgehangenen hölzernen Rahmen stüßt, oder durch Manerung. Lettere erfolgt häufig mit Zuhiilfenahme eigener Ziegel, welche die Aufführung kreisförmiger Umschließungen erleichtern. Bei nachgiebigem Boden (Sand u. f. w.) wird die Mauer anfänglich auf einen eisernen oder hölzernen Brunnenkranz gesetzt. Bei Aushebung des Schachtes und Untergrabung des Kranzes senkt sich derselbe fammt der auf ihm ruhenden Mauer. Diese wird von oben aus successive erhöht, ein Verfahren, welches man mit Vortheil nicht nur bei der Herstellung von Schächten überhaupt, sondern auch bei Fundirungen von Brunnenpfeilern u. f. w. mit Vortheil in Anwendung gebracht hat. Sehr tiefe B. finden sich auf dem Königsberg, in Silberberg, auf dem Wendelstein in Thüringen u. s. w.

Eine besondere Art der Ausführung liegt den fog. Amerikanischen oder Abessinischen Rohroder Rammbrunnen zu Grunde. Sie empfehlen sich besonders da, wo die schnelle Anlage Conversations-Lexikon. Zwölfte Auflage. IV.

1

« PreviousContinue »