allgemein bekannten Arbeit zu geben; allein wir können ohne Bedenken bes haupten, daß die Kenntniß des Socialismus in ihm keine neue Quelle gefunden hat. Was nun die deutschen Bearbeitungen des Socialismus betrifft, so dürfen unter ihnen nur sehr wenige auf eigenem Studium der socialistischen Literatur beruhen. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die deutsche Literatur über die Grundlagen des französischen Socialismus hinaus ist, und daß dieselbe mit mehr oder weniger Klarheit erkennt, wie die eigentliche Aufgabe unsrer Zeit dahin geht, jene Erscheinungen nur als Symptome, von ihnen aus dasjenige zu betrachten, was sie andeuten. Sie hat eben aus diesem Grunde -wenn wir nicht sehr irren — unsre Arbeit so freundlich entgegengenommen; denn als Grundlage für weiteres Studium mag fie wohl im Allgemeinen ausreichen. Besonderer Erwähnung verdienen jedoch Kaiser „die Persönlichkeit des Eigenthums“ eine kleine Schrift, welche von der Betrachtung des Socialismus aus die Idee einer Geschichte des Eigenthums zuerst aufstellte; „Abbruch und Neubau" v. K. Gries, der aus jenen Erscheinungen heraus zu einer in vies ler Beziehung bedeutenden Untersuchung der Zustände unsrer heutigen Gesellschaft und ihrer Zukunft kam; Bensen, die Geschichte des Proletariats," ein Werk, dem nur das Bewußtsein von dem, was die Gesellschaft ist, fehlte, um die erste Bearbeitung einer Geschichte der Gesellschaft zu werden; endlich K. Grün „die sociale Bewegung in Frankreich und Belgien" dem wir viele einzelne Notizen verdanken. Gänzlich bedeutunglos ist Linz „die Geschichte der Rechtsphilosophie mit besonderer Rücksicht auf Socialismus und Communismus."— Doch müssen wir gestehen, daß wir keine Gelegenheit gefunden haben, unsrer Darstellung des Socialismus Wesentliches hinzuzufügen. Jene Schriften und die folgenden sind überhaupt, wie schon bemerkt, schwerlich entworfen, um den französischen Socialismus als solchen besonders zu betrachten; sie sind vielmehr nichts Andres, als die Vorarbeiten des deutschen Geistes, um sich der Frage nach der Gesellschaft in seiner Weise zu bemächtigen; sie wollen daher wesentlich von diesem Gesichtspunkte aus beurtheilt werden. " Für die Darstellung des französischen Communismus haben wir schon bei unsrer ersten Auflage keine Art der Vorarbeit vorgefunden; und auch jezt noch müssen wir uns überzeugt halten, daß unsre Darstellung nach den verhältnißmäßig sehr unbedeutenden Nachträgen, die uns zugekommen sind, nicht bloß das Richtige und Wesentliche für jene Zeit, sondern auch noch für die Gegenwart enthält. L. Reybaud hat indessen einen zweiten Band seiner Études (1843) folgen laffen, der wenig Bedeutendes enthielt. Der erste Abschnitt la société et le socialisme ist ein Raisonnement über die Aufgaben der heutigen Gesellschaft; der zweite: des idées et des sectes communistes giebt durchaus nur Aphorismen über den Communismus ; der dritte und vierte: les chartistes und les utilitaires et Jérémie Bentham, gehören dem englischen Socialismus; der fünfte,,Les humanitaires" ist hauptsächlich eine Kritik von Pierre Lerour. Wir haben diesen Band, den das Publikum ziemlich ohne Interesse hingenommen hat, nur wenig benußen können; Reybaud hat von dem wahren Zustande des Communismus in Frankreich offenbar entweder nicht reden können oder nicht reden wollen. — Fast dasselbe müssen wir von L. Blanc's Werk sagen. So nahe es auch grade ihm lag, über den Communismus zu sprechen, so wenig ist er auf denselben eingegangen. Selbst die Geschichte der geheimen Verbindungen die ihm doch sehr wohl bekannt sein mußte, hat er fast um gar nichts bereichert. Der Einzige, der hier wirklich manches Neue beigebracht hat, ist K. Grün. Aber wer die Verhältnisse von Paris kennt, der wird bald zugestehen, daß Grün von dem Communismus nur seine literärischen Erscheinungen, nicht sein wirkliches Leben selbst kennen gelernt hat; und wenn für jenes an Ort und Stelle allerdings mancherlei geschehen kann, so kann es doch niemals allein zu wirklich durchgreifenden Resultaten führen. Wir sind daher auf unsre eigenen Hülfsmittel angewiesen gewesen; was diese zu geben vermocht, das haben wir dargelegt. Bei der Betrachtung dieses umfassenden Stoffes indessen drängt sich Eine Bemerkung auf, deren Bestätigung sich grade in dem Mangel an wahrhaft Neuem, das in diesen fünf Jahren zu Tage gefördert ist, findet. Blickt man über den ganzen Umfang der socialistischen und communistischen Literatur und über die Masse der Arbeit, die sich daran anschließt, und vergleicht man die unendlich geringen Resultate der lezten Zeit mit denen der füheren, so läßt es sich kaum verkennen, daß Socialismus und Communismus ihre theoretische Laufbahn erfüllt haben, und daß wir schwerlich etwas wahrhaft Neues in dieser Beziehung erwarten dürfen. Man hat nicht unrecht mehr, den Socialismus und Communismus in der Theorie als ein abgeschlossenes Ganze zu betrachten; etwas Anderes ist ihr praktisches Resultat; aber dieses praktische Resultat will auch eine andere Darstellung. Wir werden es später zeigen, wo dieser Ausgangspunkt liegt; wenn etwas, so wird grade dieser Uebergang in das praktische Leben die tiefere Betrach tung des Wesens und der Elemente der Gesellschaft und ihr Verhältniß zur Staatsgewalt nothwendig machen; aber die Zeit, in welcher sich jener theoretisch vorbereitet hat, scheint in der That als abgeschloffen gelten zu müssen. Hieran schließt sich nun ein anderer und für die Auffassung des Socialismus nicht weniger wichtiger Saz. Louis Reybaud hat Robert Owen's Theorie mit in seine Darstellung aufgenommen. Es ist kein Zweifel, daß er dazu berechtigt war, eben indem er in dem Socialismus die allgemeinere Grundlage desselben, die gegenwärtigen Classen der Gesellschaft und ihre Ansprüche weglicß, und jene Thorheiten als wesentlich einzeln dastehende betrachtete. Alsdann schließt sich ganz natürlich der Owenismus an den Saint-Simonismus und Fourierismus und alle drei bilden ein Ganzes, das die allgemeine Idee der utopischen Reformation zusammenhält. Allein geht man auch nur Einen Schritt weiter auf die tieferen Gründe der gegenwärtigen Verhältnisse, so zeigt sich die Unfertigkeit einer solchen Auffassung. Der Socialismus Frankreichs ist selbständig entstanden und entwickelt; die Keime desselben konnten daher eben nur in Frankreich gesucht und gefunden werden, und nur im französischen Volke ihre eigentliche Heimath finden. Er ist daher eine volksthümliche Erscheinung, und will aus dem Volk und seiner Geschichte heraus begriffen werden. Darum bildet der französische Socialismus ein für sich bestehendes Ganze, weil er ein für sich seiendes Resultat ist. Stellt man ihn, ohne das Moment der Volksthümlichkeit zu beachten, scheidungslos neben den Owenismus, so wird man dadurch nur den wahren geschichtlichen Standpunkt verrücken und nie zum Verständniß seiner eigentlichen Bedeutung gelangen. Trennt man ihn aber, so fordert er eben dasselbe für England im Besonderen, was wir für Frankreich zu geben versucht haben, eine Darstellung der volksthümlich englischen Gesellschaft und ihrer Geschichte. Erst auf einem solchen Hintergrund vermag er es, in seinem rechten Lichte zu erscheinen. Wir haben daher den Owenismus aus der vorliegenden Arbeit gänzlich ausgeschlossen; sie selber mag uns zeigen, daß wir ihm keinen Plaz in einem Ganzen anweisen konnten, mit dem er zwar das Allgemeinste, aber nicht das Besondere gemein hat, was eben diese Arbeit zu einer besonderen machen mußte. Im hohen Grade aber wäre es zu wünschen, daß sich ein mit dem englischen Volk und seinem Leben bekannter Mann einer tief eingehenden Entwicklung der Gestaltungen unterzöge, die sich hier nicht weniger mächtig und bedenklich aus denselben allgemeinsten Gründen Bahn zu brechen beginnen, wie in Frankreich, zugleich ähnlich und doch wiederum wesentlich verschieden von denen des Nachbarvolkes. Aus demselben Grunde haben wir den Gedanken aufgegeben, die socialistischen und communistischen Bewegungen Deutschlands hier zu verfolgen. Denn wir stehen nicht an, die Behauptung auszusprechen, daß es noch gar keinen deutschen Socialismus und Communismus giebt. Alles, was hier in jenen Beziehungen erschienen ist, von Weitling an bis auf Stirner, ist nichts als ein ziemlich schwacher Refler der französischen Bestrebungen. Es ist ein sehr unfruchtbares Studium, diese Nachbeterei des Franzosenthums bei den deutschen Literaten zu verfolgen; nicht einmal neue Uebergänge, viel weniger neue Grundgedanken finden sich vor, und diese ganze halb socialistische, halb communistische Literatur, wie sie z. B. in den Rheinischen Jahrbüchern vertreten wird, kann niemals darauf Anspruch machen, eine deutsche heißen zu wollen. Allerdings läugnen wir nicht, daß die communistischen Ideen Frankreichs ihren Weg über den Rhein gefunden haben und hier und da mächtig geworden sind; allein wir leben der entschiedenen Ueberzeugung, daß die tiefere und ruhigere Betrachtung der Dinge, wie sie dem deutschen Sinne eigenthümlich ist, darin nur einen Anstoß finden wird, die Verkehrtheiten und Thorheiten des französischen Communismus und Socialismus durch eine wirklich gründliche und durchgreifende Betrachtung der Verhältnisse der Gesellschaft zu bewältigen. Freilich daß man es nicht vergesse: es ist Zeit, daß dies geschehe! Und könnte das vorliegende Werk auch nur das bewirken, daß die Berufenen dies erkennen und bethätigen, so würde es stolz sein dürfen auf seinen Erfolg. Denn bereits hat jene Art des französischen rohen Communismus unter uns Plag gegriffen, die ihre Luft daran hat nicht die Zustände der Gesellschaft zu bessern, sondern nur die verschiedenen Claffen derselben gegen einander aufzuheßen; die recht gut weiß, daß sie nur zur Umwälzung führt, aber nicht was ihr folgen wird; die mit Absicht verkennt, wie ungemein viel gerade jezt für die niedere Claffe geschieht, aber die es nicht anerkennen will, weil sie durch diese Anerkennung sich selber vernichten würde; die am Ende nicht das Wohl des niederen Volkes, sondern sogar um den Preis dieses Wohles und seines Fortschrittes nur ihre eigene Bedeutung sucht. Gegen diese Art der Behandlung socialer Fragen, die mit ihrem Haß und ihrer Beschimpfung sogar jede unparteiische und ruhige Darstellung der wirklichen Sachlage verfolgt, giebt es nur ein Gegengewicht; das ist eben die ernste Untersuchung der Sache selber. Und daß wir derselben nicht und in keiner Weise entbehren werden, dafür bürgt uns der Sinn für Wahrheit und Recht, der den Kern des deutschen Charakters bildet. Wie unendlich Vieles und Mannichfaltiges nun dem Leser selbst zu thun übrig bleibt, um zu einer vollständigen und lebenswahren Anschauung der gegenwärtigen inneren Zustände Frankreichs zu gelangen, kann Niemand tiefer fühlen als wir selber. Grade dadurch aber war es schwer, die Gränzen inne zu halten, die dieser Schrift vorgeschrieben sein mußten. Man muß es versucht haben, in sich selber den ganzen Reichthum eines solchen Bildes zu entfalten, um zu wissen, wie leicht es ist, in der Darstellung weiter zu |