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erfüllen wird. Es wird von nun an fein ganzes Vertrauen in die edlen und våterlichen Absich ten seines Souveräns sehen, alle seine Wünsche und seine Hoffnungen bei ihm niederlegen, und es wird dann die Sache Sr. königl. Hoheit seyn, das Uebrige zu thun. So denke ich mir den Plan zu dem von mir zu befolgenden Betragen, um sowohl den Mittheilungen der verbündeten Höfe zu entsprechen, als um den Griechen die Vortheile begreiflich zu machen, welche ih nen die Uebereinkünfte zu London gewähren.

Dieß ist auch der wesentliche Inhalt der Depesche und des langen Privatschreibens, das ich heute an den Prinzen erlassen habe. Ich beweise Sr. königl. Hoheit, daß seine Pflichten, so wie seine theuersten Interessen ihn veranlassen müssen, sich unverzüglich nach Griechenland zu begeben.

Die Operationen in Bezug auf die Begränzung sind schwie: rig und schmerzhaft, und nur er ́ist im Stande sie so zu leiten, daß die Folgen davon für Griechenland nicht verhångnißvoll und für die verbündeten Höfe peinlich werden.

Ich sage Ihnen nichts Weiteres über diese ernsten Fragen. Se. königl. Hoheit wird vielleicht selbst geruhen, sich mit Ihnen darüber zu unterhalten, und in diesem Falle bitte ich Sie, Alles anzuwenden, was von Ihnen abhängt, den Prinzen zu bestimmen, daß er die Wünsche, die ich ihm für seine schnelle hieherkunft ausdrücke, erfülle. Je mehr mir am Herzen liegt, das Vertrauen der Griechen und dasjenige, womit mich deren Souverån beehrt, zu rechtfertigen, um fo mehr muß ich darauf bestehen, daß Se, königl. Hoheit sich unter ihnen in dem Augenblicke, wo sie eine Krise zu bestehen haben, befinden foll Nur er allein kann durch seinen Eifer und seine Bemühungen die Folgen derselben mildern. Wie' follte er auch nicht diese erste Gelegenheit er

greifen, seinem neuen Vaterlande die großher: zigen Gesinnungen die ihn beseelen, zu beur: kunden? Ich schreibe auch an Se. königl. Hoheit ein Wort über unsre Noth, und bitte ihn, sich von Ihnen über die uns drångenden Bedürfnisse nähere Auskunft geben zu lassen. Außer dem vierteljährigen Solde, den man dem Heere zu bezahlen hat, muß man auch für die Vorschüsse sorgen, die die Regierung nothwendig den zahlreichen Familien be willigen muß, die wegen der Grånz bestimmung nach Griechenland übergehen werden. Sie verlassen in den westlichen Provinzen Felder, die sie nur mittelst der ihnen von mir im verflossenen Herbste geliehenen Hülfsleistungen einsåen konnten. Sie werden nun kommen, um eine Hütte und Brod zu suchen.

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Eben so wird es sich vielleicht mit den unglücklichen Ein: wohnern der Ebenen vieler Bezirke von Kandia, Samos und anderer Inseln verhalten, die außerhalb der neuen Gränze liegen. Was soll aus allen diesen Opfern in einem Lande werben, das selbst kaum aus dem tiefsten Elende sich aufgerichtet hat? Ich lege hier ein kleines Schreiben an den Grafen Pozzo bei. Wollen Sie die Güte haben, es ihm zu überliefern. Ich kann unmöglich heute Zeit finden, alle Ihre Briefe zu beant worten. Inzwischen kann ich mich nicht des Vergnügens berauben, Ihnen von Grund des Herzens dafür zu danken. Die mir von Ihnen mitgetheilten Details werfen ein klares Licht über die Vergangenheit, die Gegenwart und vielleicht selbst über die Zukunft dieses Landes. Ich werde Ihnen in wenigen Lagen schreiben; wenn mich nämlich meine schwachen Kräfte nicht verlassen. Ich erliege unter der Last einer Arbeit, die täglich in Betracht der Umstånde drückender wird. Jeder Grieche will erfahren, was aus seinem Vaterlande werden soll. Meine Thüre ist offen; und mitten unter diesen peinlichen Unterhal tungen muß ich persönlich, mehr als jemals, die laufenden

Geschäfte unterzeichnen, und persönlich mit den fremden Agen= ten über die Vollziehung der absoluten Befehle, mit denen sie beauftragt sind, mich unterhalten. Das, was ich Ihnen gesagt habe, wiederhole ich Ihnen; ich laffe den Muth nicht sinken, und Gott wird mir beistehen. Unter herzlichem Håndedruck u. f. w.

(Unterz.) Capodistrias.

72. Ferneres Schreiben des Präsidenten von Griechenland an Herrn Eynard. Napoli di Romania, 24. April 1830. *)

Mein theurer Eynard! Ich verdanke der Gefälligkeit des Baron von Rouen das Vergnügen, Ihnen diese Zeilen durch den Kourier übersenden zu können, den er an seinen Hof mit den Resultaten der Mission abfertigt, die er im Verein mit seinen Kollegen an dem Siße der griechischen provisorischen Regierung erfüllte. Ich will mich nicht über die Mittheilungen verbreiten, die ich von den Residenten der verbündeten Höfe er: hielt, noch über meine darauf ertheilte Antwort. Sie werden damit bekannt gemacht werden, und jedenfalls sollen Sie bei erster Gelegenheit Abschriften derselben erhalten.

Die Dokumente, die ich nun Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Leopold vorlege, werden, wie ich hoffe, wenn sie zu fammen betrachtet werden, seine Billigung erhalten; ich werde indessen höchst erfreut seyn, wenn ich hdre, daß es so ist. In wenigen Worten habe ich ihm meinen Wunsch ausgedrückt, daß Se. königl. Hoheit, sobald als nur immer möglich, in Griechenland eintreffe, und daß er unverzüglich zum Wenigsten eine Million Fran ten sende. Bloß unter diesen beiden Bedingungen, die unumgånglich sind, kann ich diesem Lande und Sr. königl. Hoheit für jezt oder für die Zukunft von irgend einem Nußen seyn.

*) Aus Galignani's Messenger.

Die umfangreichen Depeschen, die ich ihm zuschickte/ werden ihm beweisen, daß ich je mehr ich mich seines Vertrauens würdig zu zeigen wünsche, ihm desto getreuer auch die gegenwärtige kritische Lage dieses Landes und die Mittel darzulegen habe, welche Se. königl. Hoheit anwenden kann und soll, um die übeln Folgen davon abzuwenden.

Sie müssen indeffen mein Schreiben vom 6. April durch den Fürsten Wrede erhalten haben. Seit damals wurde die Sffentliche Stimmung aufgeregt und beunruhigt, mehr durch die in der offiziellen Note der Residenten gegebenen Erläute rungen, als durch den Inhalt des Protokolls vom 4. Febrnar. Ich beruhigte und beruhige fortwährend jeden, und schmeichle mir gern, daß ich mit Gottes Beihülfe noch darin glücklich seyn werde, aber ich wiederhole, daß wenn der Prinz seine Ankunft in Griechenland nicht beeilt, und mir mittlerweile nicht die Geldunterstützungen sendet, um die ich ihn gebeten habe, ich nicht långer für irgend etwas verantwortlich seyn kann, denn ohne Mittel ist es unmöglich zu handeln.

Versuchen Sie, mein theurer Eynard, zu bewirken, daß die Zusendungen zeitlich geschehen. Am 23. Mai werde ich mich aufgefodert sehen, den dem Heere schuldigen Vierteljahrsfold zu bezahlen; urtheilen Sie, was die Folgen seyn würden, wenn in diesem kritischen Augenblicke das Heer genöthigt wäre, fich aufzuldsen. Die Soldaten würden ausrufen: Unser Vaterland steht auf dem Punkte, unter die Herrschaft der Tür ken zurückkehren, und auch uns will man dazu zwingen — die Regierung hålt nnsern Sold zurück." Dieß würde 8000 Mann zu Verzweiflung und Plünderung bringen. Laffen Sie uns gegen dieses Aeußerste Vorsorge treffen.

Mein Herz ist voll, aber ich bin nicht entmuthigt. Gott wird uns helfen.

(Unterz.) Capodistrias,

73. Protokoll der am 14. Mai 1830 im Foreign Office gehaltenen Konferenz. *)

Konferenz, gehalten in Anwesenheit der Bevollmächtigten von Großbritannien, Frankreich und Rußland.

Nachdem die Bevollmächtigten der drei Höfe sich im auswårtigen Amte versammelt hatten, eröffnete der brittische die Konferenz durch Mittheilung einer gemeinschaftlichen Depesche der Botschafter der drei Höfe in Konstantinopel, mittelst welcher diese die unterm 8. April 1830 an die hohe Pforte gerichtete Note bei Mittheilung der von der Allianz hinsichtlich der Pazis fikation und schließlichen Regulirung Griechenlands gefaßten Beschlüsse, so wie auch die Erklärung übersandten, durch welche die ottomanische Regierung ihre vollständige und unbedingte Zustimmung zu den erwähnten Beschlüssen ertheilt. Der brits tische Bevollmächtigte legte der Konferenz sodann eine Depesche vor, die er von dem königl. großbritannischen Residenten in Griechenland erhalten, und worin die gemeinschaftliche Note, welche die Residenten der drei Höfe zu demselben Zwecke an die provisorische Regierung von Griechenland erlaffen, so wie die Antwort des Präsidenten und der Anhang zu derselben, sich beigeschlossen befanden. Diese Antwort enthält ebenfalls die vollständigste Zustimmung der provisorischen Regierung zu der Entscheidung der Verbündeten. Nachdem die Bevollmächtigten von diesen verschiedenen Aktenstücken Kenntniß genommen hatten, **), kamen sie dahin überein, sie dem gegenwärtigen Protokolle unter den Buchstaben A, B. C. D. E. F. G. anzus hången, und sie nächstdem Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Leopold, als souveränem Fürsten von Griechenland, mitzutheilen.

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(Unterzeichnet:) Aberdeen. Montmorency-Laval.

Lieven.

*) Aus den dem englischen Parlament in Beziehung auf Grie: chenland vorgelegten Aktenstücken. 1

**) Wir haben diese Aktenstücke unsern Lesern bereits mitgetheilt.

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