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37.

3wölf Artikel der Bauern.

1525.

(Artikel, welche die zu Jchtershausen versammelten Bauern dem Herzog Johann zu Sachsen zur Genehmigung übersandten. Förstemann, Neues Urkundenbuch 2c. I, 271 f.)

Zum ersten, das wir einem prifter, der uns das wort gottes clar, unvormischet menschlicher lere vorkunden sal, nach unserm gefallen kyessen wollen, demselben ein zimlich einkomen zu geben, Auch wu er sich ungeburlichen hielde, denselben widerumb zu entsetzen.

Zum andern, das fliessende wasser, wiltpret und gefogel auch frey ungeweigert zu lassen.

Zum dritten, das holz als feuerwergk und zymmer zun gebeuden anch fren zu unser notturfft zu gebrauchen unbeschwerdt gelassen werde. Zum vierden, das etliche Nauerungen mit fronen, damit wir durch Ambtleut beschwert werden, auch abgestelt mochten werden.

Zum Funfften, dieweil wir arme leut, als die insunderheit zu harhusen, mit Eur fürstlich gnaden weingartenerbet,' ungeverlich bey vierzig adfers mit aller arbet zu thun, hochlichen darzu gezwungen werden, und gibt doch einem nuhr ein groschen zum taglon, darneben sich die arbeit auch hochlichen mehret; mussen doch gleichwol darzu das hagkegelt3 geben auch nach gelegenheit mocht erlindert werden.

Zum Sechsten wollen wir von allen unsern Erben und gutern ein zimlichen Zins allein Eur Furstlich gnaden als unserm rechten erbhern willig geben und sonst mandes mehr, wider geistlichen, noch weltlichen.

Zum Siebenden, das wir furderhin nymants mehr auf widerkeuff wider zins, nach hauptsumma geben wollen.

Zum achten, das auch fürder kein Edelman seine guter und Erbe in feinem wege frey sollen geliehen werden, sondern uns gleich mit wachen. und anderm zu thun vorpflicht sein.

Zum Neunden, das auch das weinmaß ader bewilligte hulff hinfurder mochte abgestelt werden.

Zum zehenden, das uns armen leuten von Euer furstlich gnaden ambtsregirern durch scheffereyen an unsern erbgutern mergkliche scheden ergehen, sunderlich in weingarten, auch ir gnaden abzustellen vorschaffen.

3um eilfften, das Ambtleut zu Zeit, wan ein armer man in eine buße vorfallen, denselben mit Euer Furstlich gnaden Zucht behefftet,5 ab gleichwol derselb Eur Furstlich gnaden besessen, und vilmals einem das recht, daruber zu erkennen, wegern, vor sie selbst buße anstellen.

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Zum Zwolfften, wan ein armer man bey Eur furstlich gnaden, ader sunst ein Erbgut erkaufft hat, hat er von zehen schogken eines zu

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1 Weingartenarbeit. 2 ungefähr. Hackegeld, eine Steuer, wovon die Bearbeitung des Weingartens bezahlt werden sollte. 4 weder noch Kapital. Ein vom Grundherrn auf Wiederkauf verkauftes Gut konnte nach einer kontraktlich bestimmten Zeit zurückgekauft werden. 5 Strafe belegt. 6 verweigern. 7 aus eigner Machtvollkommenheit Strafen auferlegen.

lehenrecht geben mussen; dasselb auch in gnaden abzustellen. Doch ein schreibgroschen wollen wir gerne gelten.

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Zum letzten, weil auch ein igliche Dorffschafft ein eigene beschwernis insunderheit anzuzeigen zu langt sein wil, weil wir wissen, das Eur furstlich gnaden gereit its genugt bemuhet ist, wollen wir die mit der Zeit Eur furstlichen gnaden auch anzeigen; verhoffen, Euer furstlich gnaden werden eins igklichen burde gnediglichen lindern. Wir wollen je gern, das wir mit andern Cristen mochten auch hinkommen, und wollen Euer furstlichen gnaden hiemit dem schußer, dem ewigen gott, bevolhen haben; und sol sich Eur furstlich gnaden des zu uns vormuthen, das wir frome, willige unterthan sein wollen, Euer furstlichen gnaden als unser heubt in allen Eren haben. und wu wir was als die einfeltigen zu thorlich gehandelt hetten, wie denn menschen, auch gottes kindere, zuweylen streucheln, " wirt uns Eur furftlich gnaden als ein cristlich senfftmutig heubt wol wissen in gnaden zuvorzeihen. Bitten umb gnedige antwort. Dat. Freitag nach Marci Anno 2c. xxv.

E. F. G.

gang willige unterthan

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vorsamlunge ist zu Jchtershausen.

38.

Der Landsknechtorden.

Vom Landsknecht Jörg Graff.

(2. Uhland, Alte hoch- u. niederdeutsche Volkslieder, S. 516. Gekürzt.)

1. Gott gnad dem großmechtigen keiser frumme,1
Maximilian! bei dem ist auf kumme

ein orden, durchzeucht alle land
mit pfeifen und mit trummen:2
landsknecht sind sie genant.

2. Fasten und beten laßen sie wol bleiben,
und meinen, pfaffen und münich sollens treiben,
die haben davon iren stift; 3

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des mancher landsknecht frumme

im gartsegel umb schifft.5

3. In wammes und halbhosen muß er springe,
schne, regen, wind, alles achten geringe

und hart ligen für gute speis;
mancher wolt gern schwitzen,
wenn im möcht werden heiß.

8 gerade jest. 9 unser Leben fristen. 10 straucheln.

1 tapfer. Trommeln. 3 Pfründe. 4 deshalb. 5 sich außer Dienst_bettelnd

im Lande umhertreibt. 6 muß mit dürftigem Quartier sich begnügen, anstatt gut bewirtet zu werden.

4. Also muß er sich in dem land umb teren? biß er hört von krieg und feindschaft der herren, darnach ist im kein land zu weit,

darein lauft er mit eren,

biß er auch findt bescheid.8

5. Erstlich muß er ein weib und flaschen haben;
dabei ein hund und einen knaben:

das weib und wein erfreut den man,
der knab und hund soll spüren,"

was in dem haus tut stan.

6. Das was der brauch, gewonheit bei den alten, also soll es ein ieder landsknecht halten:

würfel und karten ist ir geschrei,

wo man hat guten weine,

sollen sie siten bei.

7. Da sollen sie von stürmen, schlachten sage,'
deß müßen sie warten 10 nacht und tage;
darumb so tut in lernens not,
wie man mit langen spießen

proceffiones hat.11

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9. In dem orden findt man gar seltsam knaben,

fie laufen an stett und schloß und graben;

des muß man iezund haben acht:

wo der orden regieret,

werden lär hofftett gmacht.

10. Wie möchtens 14 doch ein hertern orden trage?

sie leiden groß not bei nacht und tage,

biß sie überkammen eins herren huld;

darbei bleibt mancher tode,

wolt bhalten seins herrn huld. 15

7 herumtreiben. 8 bis er auch seine Rechnung, guten Sold und gute Beute, findet. 9 bei der Plünderung. io das müssen sie thun. 11 Vergleichung der Schlachtordnung mit einer kirchlichen Prozession. 12 Vergleich mit einem geistlichen Ordenskapitel, d. i. der Versammlung der Ordensmitglieder: man sie. 14 möchten, könnten sie. um sich seines Herrn Huld zu erhalten, stürzt mancher sich tollkühn in Gefahren und kommt um.

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11. Das ist der kriegsleut observanz und rechte,
sang Jörg Graff, ein bruder aller landsknechte;
unfall hat im sein freud gewendt,

wär sunst im orden bliben
willig biß an sein end.

39.

Schlacht bei Pavia.

1525.

a.

Lied.

(Liederbuch aus dem 16. Jahrh. Von Gödeke- Tittmann. S. 283 ff. Gekürzt.)

1. Was wöll wir aber heben an?

ein neues lied zu singen

wol von dem könig aus Frankenreich.

Mailant das wolt er zwingen.

das geschach, da man zelt tausend fünf hundert jar,

im fünf und zwanzgsten ists geschehen;

er zog daher mit hereskraft,

hat mancher landsknecht gesehen.

2. Er zug für ein stat, die heißt Mailant,

dieselbig tet er zwingen;

darnach für ein stat, die heißt Pavia,

er meint, er wolts gewinnen.

darin lag mancher landsknecht frisch.
das het der könig verschworen,
er sprach, sie solten die stat aufgebn,
sie wär sunst schon2 verloren.

3. Wir hetten fürzlich einen rat,

einer fragt den andern.

nun zeucht der könig nimer ab,

darnach stet sein verlangen.

nennt sich einer mit namen graf Eitelfrit: 3

die stat wöll wir nicht aufgeben;

wir pauen zwei polwerk, die sein fest,

es kost recht leib und leben.

16 ist kriegsuntauglich geworden.

' wollte sie. 2 ganz und gar. 3 E. v. Hohenzollern lag mit 12 Fähnlein

Landsknechten in Pavia. 4 selbst wenn.

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8. Der stürm hat er fünf getan

und hat sie all verloren.

da zug herr Jörg, Mary Sitig vom Ems daher.

die zwen herren auserkoren

legten sich für Pavia in das felt;

Pavia tet sich des freuen.

der künig lag mit hereskraft davor;
man kert sich nit an sein treuen.8

wollen wir aushalten in Not und Gefahr bis auf fröhliche Tage. v. Frundsberg. wurde zornig darüber. • drohen.

6 Georg

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