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8. Er hat die landsknecht all geliebt,
hat inen gemachet gut geschirr,2
darumb ist er zu loben;

sein somen ist noch bei uns hie,3
es pleibt nit ungerochen, ungerochen.

9. Die fürsten zugend weiter dann
gen Trackenfels, also genant,
das haben si verprennet;

got tröst den Franzen lobesan!

sein land wirt gar zertrennet, zertrennet.

10. Also wil ichs beleiben lon,

es möcht noch kosten manchen man,
ich wil nit weiter singen,

gefelt villeicht nit iederman;

wir mueßend bald von hinnen, von hinnen.

11. Der uns das liedlein neus gesang, ain landsknecht ist ers ja genant,

er hat es wol gesungen:

die sach ist im gar wol bekant,

von Landstal ist er kommen, ja kommen.

35.

Luther und die Schule.

(An die Radherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten jollen. Martinus Luther. Wittemberg 1524. Sammlung selten gewordener päd. Schriften des 16. und 17. Jahrh., H. Ï. Herausg. v. A. Israel. Zschopau 1879 ff.)

Auffs erst erfaren wyr ießt ynn deutschen landen durch und durch, wie man allenthalben die schulen zurgehen lesst; die hohen schulen werden schwach, klöster nemen ab, und will folichs gras dürre werden, und die blume fellt dahyn, wie Isaias sagt, wehl der geyst Gottis durch seyn wort drein webet und scheinet so heys drauff durch das Evangelion. Denn nu durch das wort Gottis kund wird, wie solch wesen unchristlich und nur auff den bauch gericht sey. Ja, wehl der fleyschliche hauffe sihet, das sie yhre söne, töchter und freunde nicht mehr sollen odder mügen ynn flöster und stifft verstossen und aus dem Hause und gutt weysen und auf frembde gütter setzen, will niemand meher lassen kinder leren, noch studiern. Ja, sagen sie, was soll man lernen lassen, so nicht Pfaffen, Münich und Nonnen werden sollen? Man las sie so mehr2 leren, damit sie sich erneren. . . Lieben herrn, mus man ierlich so viel

2 hat sie gut bewirtet" (v. Liliencron).
1 können. 2 um so mehr.

Sicherheit gebracht.

3 sein Sohn wurde noch vor der Übergabe in

wenden an büchsen, wege, stege, demme und dergleichen unzeliche stucke mehr, damit eyne stad zeyttlich fride und gemach habe: warumb sollt man nicht viel mehr doch auch so viel wenden an die dürfftige arme iugent, das man eynen geschickten man oder zween hielte zu schulmeystern? . .

Die ander (Ursache), das, wie S. Paulus sagt 2. Cor. 6, wyr die gnade Gottis nicht vergeblich empfahen und die selige zeyt nicht verseumen. Denn Gott der allmechtige hatt furwar uns deutschen iett gnediglich daheymen gesucht und eyn recht gülden iar auffgericht. Da haben wyr iezt die feynsten gelertiften iunge gesellen und menner, mit sprachen und aller kunst geziert, weliche so wol nutz schaffen kündten, wo man yhr brauchen wöllt, das iunge volck zu leren. . . Last uns unsern vorigen iamer ansehen und die finsternis, darynnen wir gewest sind... Lieben deutschen, keufft, weyl der marck fur der thür ist; samlet eyn, weyl es schevnet und gutt wetter ist; braucht Gottis gnaden und wort, weyl es da ist. Denn das sollt yhr wissen: Gottis wort und gnade ist ein farender platzregen, der nicht wider kompt, wo er eyn mal gewesen ist. . .

Die dritte ist wol die allerhöhist, nemlich Gottis gebott, der durch Mose so offt treibt und fodert, die elltern sollen die finder leren. . . Wie wol es sunde und schande ist, das dahyn mit uns fomen ist, das wyr aller erst reyßen und uns reygen sollen lassen, unsere finder und junges volck zu zihen und yhr bestes dencken, so doch dasselbst uns die natur selbs sollt treyben und auch der heyden exempel uns manichfelltig weysen. Es ist keyn unvernünfftig thier, das feyner iungen nicht wartet und leret, was yhn gepürt. . .

Ja, sprichstu, solchs alles ist den elltern gesagt, was gehet das die radherrn und oberkeyt an?.. (Nachdem Luther Gründe dafür angeführt hat, weshalb viele Eltern ihrer Pflicht in dieser Beziehung nicht nachkommen und nicht nachkommen können, fährt er fort:) Darumb wills hie dem Rad und der oberkeyt gepüren, die aller grössesten sorge und fleys auffs iunge vold zu haben. Denn weyl der ganzen stad gutt, ehr, leyb und leben yhn zu treuer hand befohlen ist, so thetten sie nicht redlich fur Gott und der welt, wo sie der stad gedeyen und besserung nicht suchten mit allem vermügen tag und nacht. Nu ligt eyner stad gedeyen nicht alleyne darynn, das man grosse schete samle, feste mauren, schöne heusser, viel büchsen und harnisch zeuge, ja, wo des viel ist und tolle narren drüber kommen, ist so viel deste erger und deste grösser schade derselben stad: sondern das ist einer stad bestes und aller reichest gedeyen, heyl und krafft, das sie viel feyner gelerter, vernünfftiger, erbar, wol gezogener burger hatt; die künden darnach wol scheße und alles gut samlen, hallten und recht brauchen. . .

Ja, sprichstu abermal, ob man gleich sollt und müste schulen haben, was ist uns aber nütze, lateynisch, kriechisch und ebreyisch zungen und andere freye künste zu leren, fünden wyr doch wol deutsch die Bibel und Gottis wort leren, die uns gnugsam ist zur selickeyt. Antwort. . . last uns das gesagt seyn, das wyr das Evangelion nicht wol werden erhallten on die sprachen. Die sprachen sind die scheyden, darynn dis messer des geysts stickt. Sie sind der schreyn, darynnen man dis kleynod tregt.

Sie sind das gefess, darynnen man disen tranck fasset. Sie sind die femnot, darynnen dise speyse ligt. . .

Wenn nu gleich keyn seele were, und man der schulen und sprachen gar nichts dürffte umb der schrifft und Gottis willen, so were doch alleyn dise ursach genugsam, die aller besten schulen beyde fur knaben und meydlin an allen ortten auffzurichten, das die wellt auch yhren wellt= lichen stand eusserlich zu halten doch bedarff feiner geschickter menner und frauen; das die menner wol regirn künden land und leutt, die frauen wol zihen und hallten künden haus, kinder und gesinde..

Am letzten ist auch das wol zu bedencken allen denyenigen, so lieb und lust haben, das solche schulen und sprachen ynn deutschen landen auffgericht und erhalten werden, das man fleys und koste nicht spare, gutte librareyen odder bücherheuser, sonderlich ynn den grossen stedten, die folichs wol vermügen, zuverschaffen... Erstlich sollt die heylige schrifft beyde auff Lateinisch, Kriechisch, Ebreisch und Deutsch, und ob sie noch ynn mehr sprachen were, drynnen seyn. Darnach die besten ausleger und die Elltisten beyde Kriechisch, Ebreysch und Lateinisch, wo ich sie finden künde. Darnach solche bücher, die zu den sprachen zu lernen dienen, alls die Poeten und Oratores, nicht angesehen, ob sie Heyden odder Christen weren, Kriechisch odder Lateinisch. Denn aus solchen mus man die Grammatica lernen. Darnoch sollten seyn die bücher von den freyen künsten und sonst von allen andern künsten. Zulegt auch der Recht und Erzeney bücher, wiewol auch hie unter den Commenten eyner gutten wal not ist. Mit den fürnemsten aber sollten seyn die Chronicken und Historien, waserley sprachen man haben künde, denn dieselben wunder nüt sind, der wellt lauff zu erkennen und zu regiren, ja, auch Gottis wunder und werck zu sehen. O, wie manche feyne geschichte und sprüche sollt man izt haben, die ynn Deutschen landen geschehen und gangen sind, der wyr ist gar keyns wissen; das macht, niemand ist da gewesen, der sie beschrieben, oder ob sie schon beschrieben gewest weren, niemand die bücher gehallten hat, darumb man auch von uns Deutschen nichts weys ynn andern landen, und müssen aller wellt die Deutschen bestien heyssen, die nichts mehr künden, denn kriegen und fressen und sauffen.

Weyl uns denn ist Gott so gnediglich beratten hat mit aller fülle beyde der kunst, gelerter leutte und bücher, so ists zeyt, das wyr erndten und eynschneytten das beste, das wyr fünden, und scheye samlen, damit wyr ettwas behallten auff das zukunfftige von disen gülden iaren und nicht dise reyche erndte verseumen.

3 bedürfte.

36.

Der Bundschuh.

1513.

Von Pamphilns Gengenbach.

(Zwidauer Bibliothek VIII, VII, 8.)1

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Da man zalt nach der geburt unsers hern Jesu Cristi 1513 jar, hat sich begeben, das in aim dorff, genant Leen,2 in dem Pryeßgau gelegen, Ist gewesen ayn brotbeckknecht mit nam Hyeronimus, bürtig auß der Etsch, und ayn ander mit namen Jost frytz, der hauptsächer3 und anfenger des handels. Dye zwen seind offt und dick zusamen gangen mit etlichen personen meer, geredt von dem Bundschu, wie sye den zu wegen brechten und in auff das aller glimpffigist für legten, damit er ain fürgang het. Und ist das ir fürgeben gewesen: wan sie zu eym seint kumen, so ferr und er ayn häling halten wolt und in behilfflich wolt seyn, wolten sie im ayn ding sagen, das da götlich, erlich, im und den seynen und dem ganzen land nüßlich wer. Darzu etlicher gesprochen, so das götlich und erlich wer, wolt er in darzu behylfflich sein: Also haben sie inen den handel entblößt. Und ist diß ir mahnung gewesen, das sie fürterhin kaynen herrn wolten mer haben und gehorsam seyn, dan allain dem kaiser und dem babst. Zu dem andern, das holz und wasser, auch als gewild sol frey sein. Zu dem driten, das sie alle zynß und gült, so yr hauptgut haben eingenomen, abthun und fürterhin nit merre zinjen. Zu dem fierden wellen sye machen, das ain yeder priester nur ain pfründ sol haben. Zu dem fünfften wellen sye zinß und gült der flöster, so sie zu überfluß haben, zu yren handen nemen, damit sye und ire kind dester baß außfummen mögen. Zu dem sächßten wellen sye, das nyemand den andern söl recht erfordern, dan vor seynem richter, da er gesessen ist. Zu dem syebenden, das alle ladbryeff, manbryeff, banbryef fürterhyn nit mer sollen angenommen werden. Zu dem achten, das das Rotweilisch gericht kain krafft mer sol haben. Zu dem neünden, all, die mit inen dran sein, wellen sie bey den iren lassen. Zu dem zehenden, welcher sych wieder yr fürnemen set, wellen sye zu tod schlagen.

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1 derselbe Bericht, nur mit geringen dialektischen Abweichungen und mit drei Reimzeilen am Schluß, auch bei Gödeke, Pamphilus Gengenbach. Hannover 1856. 2 Lehen im Breisgau, bei Freiburg. 3 Urheber. 4 dick, ältere Bezeichnung für oft. am besten zustande brächten. 6 sofern als er das Geheimnis bewahren wollte. Über diesen Punkt hat Kilian, einer der Rädelsführer, vor Gericht folgendes ausgesagt: „sie wöltend allein dem geleben, was göttlich und billig were, und die großen wucherer, und was nit götlich und billig were, abthun, und so einer gezinßt und die bezalten zins dem houbtgut (d. i. dem Kapital) sich verglichent (gleichkommen), fürter nit gedulden, daß die witter (weiter) ge= geben solltent werden" (vgl. H. Schreiber, Der Bundschuh zu Lehen 2c. Freiburg i. B. 1824). 8 verklagen. 9 ein vom kaiserl. Hofe abhängiges Gericht. Vgl. das Kammergericht.

Dye artikel und etlich meer, 10 hye auff das kürzest gesagt, haben sie ain ander auff der hartmatten fürgehalten, auch da fänrich und hauptleut gemacht; und ist obgemelt Jost fryß der hauptsächer hauptman worden und Jacob hauser fänrich, wiewol er sich des widert, 12 angesehen seiner armut und es auch nye gebraucht het. 13 Auff das im Jost frit antwort, wan yr fürnemen ain fürgang het, wurd er wol beklait werden. Als er sich nun des ergab, leiten sye an ain stür 14 under inen zu dem fenlin, rathschlagten auch weyter von dem wortzaychen, so ainer zu dem andern fem. Und was das das wortzaychen: Guter gesell, was ist dein wesen?" „Der arm man mag nümme genesen." Doch wardt nüt entlich 15 von dysem wortzaychen beschlossen.

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In dysen dingen gieng Jost fritz und das altt vögtlein von lehen gen freiburg und kamen zu aim moler und gaben im das fenleyn an zemachen also, das an dem fenleyn solt seyn ain crucifix, unser frau und sant Johan und das zaychen des bäbst und kaysers und ain pauer und pauryn mit ainem bundtschu mit guldnen ryemen. Als nun der moler hort von dem bundschu, erschrack er und forcht, es gieng nit recht zu, wolt nüt mitt in beschlossen, sunder hyeß sie herwyder kumen, und bracht das weiter; 17 was aber Jost fryzen bedaucht, er macht sich darvon byß gen Heltbrun. 18 Da kam er zu aym moler, sagt im auch desgleich von dem paner. Antwort im der moler: ich hab alwegen gehört, es sol ain bundschu auffstan." Zu dem Jost frytz: „nit also; ich hab daß verhaissen in kriegs leüffen und wil es bringen unser frauen gen ach;19 bin ains schumachers sun, darumb ich wil ain buntschu darinn haben." Also ward der moler überred und macht im das fänleyn.

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(Im folgenden wird erzählt, daß das Geheimnis verraten wurde, und dann heißt es weiter:)

Da dasselb Jost frytz vermercket, berufft er seine gsellen wider auff die hartmatten, hilt inen für, er forcht, die sach wer außkummen; dan die von Freiburg heten grosse hut. Darumb sie wolten ießund still stan und nit weitter handlen in irem fürnemen. Doch nam er sie da in aid, ain heling ze halten. Als nun aber die von Freiburg und margraff Philips von baden ettlich gefencklich annomen, wich Jost friz, Jacob hauser der fänrich und seiner gesellen noch ainer und kamen gen echstal (?) 20 under der hernn von basel gebiet, da sie dan gefendlich wurden angenomen. Doch enttran der recht hauptsacher Jost fritz, der da das fänlin bei im hat. Und wurden die zwen gen basel gefürt und da gericht, den got gnedig und barmhertzig wel sein. Gott well auch all gut, frum biderleit behüten und beschirmen vor semlichen bösem fürnemen unnd inen geben erkantnüß der gehorsamkait.

10 es waren 12 Art. von den Bauern aufgestellt worden (vgl. A. Stern, über die 12 Art. der Bauern). 11 eine Wiese an der Straße von Lehen nach Munderhofen. 12 weigerte. 13 keine Erfahrung darin hätte. 14 legten sie eine Steuer an. 15 nit entlich nichts Endgültiges. 16 die Jungfrau Maria. er erzählte das w. 18 Heilbronn (?). 19 Aachen. 20 Liestal, Hauptort des Kantons Basel-Land.

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