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3 guten.

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Ob ich von bösen fürsten sagt,
In gmein der deutschen notturft klagt,
Das man nicht wöll verdenken mich.5
Allein die bösen rüre ich,

Durch die ist ganze landt beschwert,
Ehr, recht und billikeit vorkert.
Ich wüst zu sagen wan und wie:
Den armen adel fressen sye
Und füchen teglich weg und rath,
Das ye bei freiheit bleib keyn stadt.
Ein teil sie handt gezwungen schon,
Die andern ist sie fechten an.
So nun sie all ir regiment

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Zu gmeiner bschwerung haben gwent,
Und ist allein ir mut und sin,
Zu nemen deütsche freiheit hin:
So ist von nöten, acht ich ganz,
Das ir acht nement dise schant?
Und stellet euch zu widerstandt;
Sunst bleibt in frid kein stat, noch lant.
Nun ist drin meim beduncken nach
Zu finden radt ein leichte sach;
Dan es wirt stan dorauff allein,
Das wir uns rotten ja gemein
Und setzen stetz dem adel zu."
Der adel solchs auch wider thu;
Dan durch ein solch voreinung magk
Uns werden ghollfen, wie ich sag;
Und ist kein ander erzeney,
Die uns mach unser kranckheit frey,
Es wer dan, das von himel got
Uns helffen wöl aus diser nodt.

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4 wenn. 5 übel deuten. 6 ja. 7 die Möglichkeit (dieser Gefahr).

10 Gott

* es wird allein darauf ankommen. 9 halten uns stets zu dem Adel. fönnte hier vielleicht einen anderen Ausweg finden; ich aber 2c. 11 welchen man (oben) von mir gehört hat.

Do noch ein Keiser was im reich,
Dorfft yderman klagen zugleich,
Dornach er was mit gwalt beschwert,
Und was der reichen macht gewert.
Und was der armen einig trost,
Dodurch sie von gewalt erlost,
Do mocht ein armer ritterman
Ein fürsten, der im leits gethan,
Zu antwort bringen und zu recht,
Und wardt ein yde stadt vorfecht. 12
Wem sol man aber klagen ist?
Ich hab in dem nit sondre witz,
Doch wil ich sagen mein vorstandt: 13
Vorraten ist gant deutsche landt!
Das reich die fursten hant vorkaufft.
Wer was do, der ein schwert ausraufft,
Der he darwider sagt ein wort?

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Got weis, das ich schrey heimlich mort,
Do ich vermerckt die grosse schmach,
Die do dem vatterlandt geschach,
Do einer gab, der andre nam,
Do iener für, der nachher quam;
Der bot vil tausent, der ander mher,
Das man in lies zuß Keysers ehr.
Ob ichs nicht sagt, so ists doch laudt:
Lang ward gedankt umb dise braut,
Bis einer fie erworben hadt.
Wer weis, was in die hochzeit stadt?"
Fürwar umb sonst ers 18 nit bequam,
Wie wol man auch von andern nam;
Die müssen iezo sehen nach.
Sagt nun, ist das ein fürstlich sach?

Von tag zu tag nimpt zu der Raub;
Wer das nit sicht, noch hört, ist taub
Und blindt; dofüer ichs haben wil. 19
Ist auch ein fürst, der hab zuvill?
Ich frag, ist einer, der hab gnug
Und nit auff weitter nutzung lug?
Möcht ich (sie sprechen) finden rath,
Das mir würd dinspar dise stadt!
Hat etwas dan ein edelmann,
Das stöst eins fürsten herschaft an

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12 einer jeden Stadt zum Recht geholfen. 13 Meinung schrie. Franz I. hatte den Fürsten im Fall seiner Wahl jährl. Pensionen, event. einmalige größere Summen anbieten lassen. 16 kam. 17 kostet; wie hoch ihn d. H. zu stehen kommt. er fie. 19 ich sie halten will.

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Und ist gelegen seinem land,
Baldt wirdt im fordrung zugesandt.
Auch haltens brieff und sigel kein,
Ihr ja ist gleich und auch ir nein.

(Das Gedicht schließt mit folgender Aufforderung an die Städte:)
Drümb, frome stet, euch macht bereit
Und nempt des adels freuntschaft an,
So mag man disen 20 widerstan
Und helffen deutscher nation,
Vormeiden schaden, spot und hon,
Die uns bey fremden aufgelegt
Durch sachen, die sie billich bwegt;
Das sie uns reden schmechlich nach,
Das sein 21 die fursten ein ursach,
Die massen sich 22 ganz keiner schandt.
Das wissen ist auch fremde landt
Und reden billich, wie es ist.
Hilff uns zum best, her Hiesu Crist,
Dan du allein der helffer bist.
Amen.

25.

Rechtspflege.

(Aus dem Dialog Franz' v. Sidingen mit St. Peter u. St. Georg vor der Himmelspforte. Satiren u. Pasquille aus der Reformationszeit, herausg. v. D. Schade, II, 45 ff. Hannover 1856–58.)

Nachdem Franz dargelegt hat, daß „das recht nichts anders worden, dann so vil ein ieder mit gewalt oder sunst bösen listen durchzudringen weiß," fragt Jörg: Was thut dann das regiment' darzu, das vom keiser und allen stenden geordnet und besetzt ist?

Franz: Sie seint iezt zu Eßlingen.. so vil da sint, die leben in freiden, eßent zu morgen grünen ingber und drinken süßen wein. nachmittag macht man ein ußschuß.

Jörg: Was ist ein ußschuß?

Franz: Man teilt die herrn im regiment auß ieglicher partei zu einer sunderlichen sach oder handlung, daß sie nit alle über einer sach dörfen sizen.

Jörg: So handlen sie darnach den gemein nut?

Franz: Ja, für und für.2 etlich herrn und sunderlich die eltisten und geschifften und was mit der feder umbgeht, die werden verordnet, mit

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mandaten und in ander weg zu procediern zu inbringung der abschleg des gelts, davon das regiment erhalten sol werden. die ander partei sitt über die supplication der armen und schicken dieselben an das camergericht, uf daß sie desto minder beschwert sein, damit man könig Asverus convivium, banket, schlafdrünk, zilschießen, rennen, stechen, der bulschaft und abenttanz auch ußwarten möge.

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Jörg: Was ist das camergericht?

Franz: Es ist ein solch ding: wer von dem undergericht als dem fegfeuer erledigt ist, der kompt erst in die hell gar mit einander. dann ich mein warlich, daß kein seel in der hell von den teufeln harter geplagt mög werden, dann wann ein armer den procurator, advocaten und demselben rostigen haufen zu teil wirt; denn da sind so vil action, exception, replik, duplik, triplik, quadriplik, dilation, peremptoriales, ferie in novis prefaris und ordinariis, also daß kein entledigung ist: es muß blut und fleisch alles verzert werden. . . uß solchem mangel der gerechtigkeit volgt, wo eins armen mans vermögen nit ist, disem langen und unaußdreglichen pracht ußzuwarten, daß er im fürnimpt ein vede, feintschaft oder krieg. und so er dem fürsten, der stat oder andern sein widerfächern eigen person nichts abbrechen kan, so grift er derselben underthon güter an. das heißt man dann den lantfriden gebrochen. da braucht erst das regiment sein gewalt; das heißt man die acht. ist es dann ein mechtigen. fürsten, ein stat, commun oder sunst ein büntnüs berüren, daß sie ein in die acht brocht hat, so muß es alles zu drümmern geen, schlößer und heuser, dahin dann nie keiner der achter hingeschmeckt hat. wer es aber ein armer, so ist die acht und aberacht, nichts anders zu sehen."

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solchs und andere mere vil unzalber widerrecht gewalt und unbilliche handlung hat mich bewegt, dem armen zu der gerechtigkeit zu helfen. darumb ich dann mein leib, leben, mein gut, finder und gut freunt hab müßen verlaßen und verliern und hoff, beßer belonung zu finden.

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Jörg: Und dieweil ich vermerk, daß dir die fürsten am meisten zu wider sint, warumb hastu dir nit bei den stetten ein rücken gemacht und bei inen hilfe gesucht, ob die dem rechten oder gemeinem nuß geneigter gewesen wern?

Franz: Bei dem gemeinen man in den stetten hett ich wol verhofft, einigkeit und guten verstant zu erlangen, doch daß ich inen' zu

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3 die Herren. siehe Buch Esther, Kap. 1. 5 betrifft es. 6 sie (fem.), be= zieht sich auf büntnüs, commun, stat. 7 der Geächteten. 8 Aberacht, für Oberacht die höhere, schärfere Acht. Sinn: Wird jemand an einem Mächtigen zum Friedbrecher, so verfährt man bei Ausführung der Acht äußerst schonungslos; vergewaltigt aber ein Mächtiger einen Armen, so ist von Exekution der Acht nichts zu sehen. 1 daß ich ihnen dennoch.

entledigung irer beschwerden geholfen het; aber die mechtigen burger und kaufleut haben so vil, daß sie es nit mögen gedulden.

Jörg: Warumb?

Franz: Wann der gemein burger oder bauersman solt den zaum zu lang haben, so merkt iezt der gemein man den großen wucher, bedriegerei, fürkauf,2 eigennüßigkeit oder bedeurung aller gewar und kaufmanschaft, daß nichts sicher uf der welt ist, es sei under den großen kaufleuten oder derselben geselschaften gewalt oder verbüntnüs. es sint die wechsel, münz, specerei, gewürz, bergwerk von silber, Golt, zin, blei, messen, fupfer und auß den vier elementen, feuer, luft, ern und waßer, und was da kan zu nutz bracht werden: das alles haben sie in glübt und in verstrickung herticklich gefangen, daß der arm gemein man an iren überflüßigen nuß und gewin nichts davon überkomen mag. darumb ist alzeit in besorg gewesen, solten sie mich über sie komen laßen, es würd ein ander weis bereiten, daß man die großen geselschaft abthet, den gemeinen man frei handeln ließ. und ob wir nit so vil pomeranzen, granaten, citheronii, capre, oliven, unzgolt, seiden, samat oder schamlottenR in Deutschlant brechten und dargegen uns an gelt und gut emblößten, wir würden dannoch leben und uns unserer specerei, als zwibel, knobloch und was in deutschen landen gefelt, wol mögen behelfen.

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27. Luxus.

(Mich wundert, daß kein gelt im lant ist." Von Eberlin v. Günzburg.1 1524.
D. Schade, a. a. D. II, 291.)

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Der krieg thut uns merklichen und befindlichen schaden, davon wir reden und gedenken mögen; aber die kaufleut verleckern uns so heimlich, daß wir mit lust und freuden unbefindlich verderben und also verderben, daß wir niemant, dann uns selbs müßen die schuld geben. ist nit unser verderbnis auß unser schuld?' sihe, in unserm deutschen land haben wir leut genug, zu allen nötigen hantwerken wol gelert; wir haben alle nötige materien, darzu wolle und flachs zu tuch, underzug von geißheuten, von schafheuten 2c.; wir haben eisen-, gold-, silber-, kupfergruben; wein, korn, allerlei obß, wurzlen; vihe, vogel, visch, - kurz aller nötiger, lustiger ding haben wir genug. wir laßen aus dem end der welt zu uns füren zu vil köstliche ungenante tücher, edelgestein, specerei, wein 2c. und darzu hantwerkleut, die allen list, wit, weis erdenken, wie sie das seltsam zu

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2 Vorwegkauf, Aufkauf, um bei eintretendem Mangel mit Wucher zu verkaufen. 3 Handelsgegenstände. 4 Messing. 5 Gelübde; in g. gefangen in ihre Gewalt gebracht. ihnen; haben sie gefürchtet. 7 vgl. Ranke, Deutsche Gesch. im Zeitalter der Ref. II, 30-40 (5. Aufl.). 8 mit Seide durchschossener seiner Wollenstoff (fr. camelot). 1 ein Franziskaner und einflußreicher Volksprediger zu Ulm, der sich_früh der neuen Lehre zuwandte und deshalb aus dem Kloster gestoßen wurde. un: merklich. Futter zu Kleidungsstücken. 4 die fremden Produkte.

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