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und all ander schrifften, die ynn lateyn und deutsch, odder ynn ander sprach bisher durch yhn gemacht werden, Als bös, argwönig und verdechtlich und von eynem offenbaren hartneckichen kezer ausgangen, keuffe, verteuffe, lese, behallt, abschreyb, druck odder abschreyben lasse, noch seyner opinion zufalle, die auch nicht hallte, predig, noch beschirme... Desgleychen sollet yhr der Bepstlichen heyligkeyt potschafften oder yhren verordenten Commissarien ynn solchem auff yhr anlangen und ersuchen mit allem vleys und treuen beystehen, und nicht deste mynder ynn derselben abwesen... Desgleychen gepieten wyr ernstlich ben angezeygten peenen allen den, so zu der Justici verordent und gesetzt sind, das sie alle yht gemelte schrifften, bücher, zedeln und malerey, so bis her gemacht seyn und hynfur geschrieben, gedruckt und gemalet werden, sie sind wes sie wöllen, wo man die findet durch das gantz heylich Römisch reich und unser erblande, ynn krafft diss unsers gebots von unsern wegen annemen, zureyssen und mit offentlichem feuer verprennen.

Und damit dem allem volzihung beschehe und glauben gegeben werde, So haben wyr diesen brieff mit unserm keyserlichen Innsigel besigellt, der gegeben ist ynn unser und des heyligen Reichs Stadt Wormbs am achten tag des Monds May Nach Christi geburt funffgehenhundert und ym eyn und zwentzigsten, unserer Reiche, des Römischen ym andern und der andern aller ym Sechsten Jaren.

16.

Albrecht Dürer über Luther.

(Auz Albr. Dürers Tagebuch der Reise in die Niederlande. Herausg. v. Friedrich Leitschuh. Leipzig 1884.)

1

Am freytag vor pfingsten im 1521 jahr kamen mir mähr gen Antorff, 1 das man Martin Luther so verrätherlich gefangen hett. Dann do in2 des kaisers Carols herolt mit dem kaiserlichen glait war zugeben, dem ward vertrauet; aber sobald ihn der heroldt bracht bey Eyßenach in ein unfreundlich orth, saget, er dörffe sein nit mehr und ritt von ihn. Alsbald waren 10 pferd do, die führten verrätherlich den verkaufften frommen, mit dem heyligen gaist erleichteten man hinweg, der do war ein nachfolger des [Herrn und des wahren christlichen glaubens; und lebt er noch, oder haben sie in gemördert, das ich nit weiß, so hat er das gelitten umb der christlichen wahrheit willen und umb das er gestrafft hat das unchristliche pabsthumb, das do strebt wieder Christus freylaßung mit seiner großen beschwöhrung der menschlichen gesetz, und auch darumb, das wir unsers bluth und schweiß also beraubt und außzgezogen werden und daselb so schandlich von müßiggehendem volck lesterlich verzehret wird, und die durstigen francken menschen darumb hungers sterben. . . O Gott, nun haftu mit menschengesezen nie kein volck also größlich beschwehret als uns arme

1 Antwerpen. 2 ihm. 3 bedürfe. 4 wohl Druckfehler für: dürftigen

= darbenden

under den römischen stuhl, die wir täglich durch dein bluth erlöst frey christen sollen sein. O höchster himlischer vatter, geuß in unser herz durch deinen sohn Jesum Chriftum ein solch licht, daben wir erkennen, zu welchen boten wir zu halten gebunden sindt, auf das wir die andern beschwernis mit gutem gewissen fahren lassen, und dir, ewiger himlischer vatter, mit freudigem, frölichem herzen dienen mögen. Und so wie diesen man, der do clärer geschrieben hat, dan nie keiner in 140 jahrn gelebt, den du ein solchen evangelischen geist geben hast, bitt wir dich, o himlischer vatter, das du deinen heyligen geist wiederumb gebest einem, der do dein heylige christliche kirch allenthalben wider versammel. . . Darumb sehe ein jeglicher, der do Martins Luthers bücher list, wie sein lehr so klar durchsichtig ist, so er das heilig evangelium furth; darumb sind sie in großen ehren zu halten und nit zu verbrennen, es wer dann, das man sein widerparth, die allezeit die wahrheit wiederfächten, ins feuer würff mit allen ihren opinionen, die do auß menschen götter machen wollen. . . O Gott, ist Luther todt, wer wird uns hinfürt das heilig evangelium so clar fürtragen; ach Gott, was hett er uns noch in 10 oder 20 jahren schreiben mögen! O ihr alle, fromme christenmenschen, helfft mir fleißig bitten und bewainen diesen Gottgeistigen menschen und ihn (Gott) bitten, das er uns ein andern erleuchten mann send! . .

17.

Aus

Huttens Gespräch, Der Warner.

1521.

(Gespräche von Ulrich von Hutten, übers. u. erläutert von David Friedr. Strauß. Leipzig 1860.)

Der Warner, Zweites Gespräch, enthält eine Unterredung zwischen dem Warner und Franz v. Sickingen. Der Warner macht Franz auf die Gefahren, welche ihm als Anhänger Luthers drohen, aufmerksam. Franz betont, daß er um der evange tischen Wahrheit und um des Vaterlandes willen Luthers Partei ergreife. Durch seine hinreißende, aus starker Überzeugungstreue entspringende Beredsamkeit wird der Warner zu dem Geständnis gezwungen: „Ich sehe, dein Unternehmen ist löblich, ich sehe es, so wahr mir der Heiland Christus helfe, und ich wüßte nicht, warum ich dich noch mit einem Worte davon abmahnen sollte, als weil Kaiser Karl anders denkt, dem dir gebührt zu folgen und in nichts zu widerstreben“ (S. 301). Franz entgegnet, daß gerade das ihn am wenigsten von seinem Vorhaben abhalten könne, ja, daß er es sogar für seine Pflicht halte, dem Kaiser nicht das zu raten, was er für den Augenblick gern höre, wohl aber das, was ihm auf die Dauer nüße. In diesem Zusammenhange sagt (S. 304 ff.)

Franz: Ich bin tief um jenen (den Kaiser Karl) besorgt, der, während jezt so viele dringende Geschäfte vorliegen, sich von den schlechtesten Menschen zu unnügen Dingen mißbrauchen läßt. Denn wie vieles hätte er vorher zu thun, ehe er dem Andringen der müßigen Pfäfflein einige Aufmerksamkeit widmen dürfte! Da ist dem Raubwesen Einhalt

zu thun, sind die Monopole einzuziehen, die zahllosen geistlichen Körperschaften zu mustern und großenteils aufzuheben, die Wut der Sachwalter zu dämpfen, der überhandnehmende Luxus durch strenge Gesetze zu beschränken, viele verkehrte Satzungen der Alten zu verbessern. Dann, wie notwendig wäre nur das, die Unzahl der Brüder und Mönche auf eine mäßige, ja ganz geringe Zahl herabzusetzen, oder auch die sogenannten Orden ganz abzuschaffen und mit einem Male dem ganzen Gleißnerwesen ein Ende zu machen. Nächst dem ist allenthalben üppigkeit eingerissen: man sehe ihr Schranken. . . Auch für das Geldwesen, meine ich, sollte in der Art gesorgt werden, daß man hier zurückbehielte, was die Kurtisanen dem Papst nach Rom hineinbringen, und was durch den Pfründenhandel dahin fließt, wie auch das, was für die unnüßesten Waren die Fugger zu auswärtigen Völkern verschleppen. Hat er erst das und unzähliges andere der Art ins reine gebracht, dann mag er sich mit Muße um Dinge annehmen, die ihn nichts angehen. Denn sicherlich wird er dem Reiche wenig Nußen schaffen, wenn er sich gleich am Anfang von den höchsten Gedanken zu den niedrigsten Kleinigkeiten ablenken läßt.

Warner: Und doch möchte es nicht ganz unnütz sein, Sorge zu tragen, daß diese Unruhen keine gefährliche Wendung nehmen.

Franz: Es gäbe gar keine Unruhen, wenn er sich nicht in eine Sache gemischt hätte, zu der man in allewege hätte durch die Finger sehen sollen, statt sie auch nur mit einem Worte zu stören. Denn meinst du, die jetzt in Deutschland durch Luthers Predigt aufkeimende Erkenntnis der evangelischen Lehre würde, wenn Karl nicht dem Zeterschreien der Pfaffen dagegen Gehör gegeben hätte, nicht binnen weniger Monate eine allgemeine Besserung des Lebens und der Sitten hier zu Lande, die Wiederherstellung der kaiserlichen Würde und den Sturz der schlechten und verderblichen Menschen aus ihren angemaßten Posten herbeigeführt haben? Statt dessen läßt er nun das, was er zuerst und hauptsächlich hätte thun sollen, liegen und giebt sich für die Sache des Papstes, die durch das Stocken des Geldzuflusses wankend geworden, zum Diener her.

Warner: In der That habe ich gesehen, daß er in so vielen Monaten nichts anderes um sich her verhandeln ließ, und daß man mit Luthers Sache die Zeit hingebracht hat, während alles schrie, es gebe jet anderes zu thun. So muß ich dir auch darin beistimmen, daß man diesem Handel seinen Lauf hätte lassen sollen, besonders da er sich zu einem guten und heilsamen Ausgang anzulassen scheint, statt durch Einmischung der höchsten Autorität die Leidenschaften der Parteien zu reizen.

Franz: Die unsere wenigstens hat er sehr gereizt durch den Schein, als begünstige er die entgegengesette. Und diese ganze Schuld, so schwer sie ist, fällt auf jene seine Ratgeber, Menschen, die um ihrer selbst und ihres Gewinns willen ihm leicht jeden Ratschlag erteilen. Darum jammert mich des hohen, mit den schönsten Anlagen ausgestatteten Jünglings, und gerne möchte ich ihn, wenn ich könnte, selbst mit der größten Gefahr von der Rotte schlechter Menschen, die ihn umlagert, gewaltsam befreien; denn ich sehe, wie kläglich seine Unschuld von denen mißbraucht wird, denen er am meisten Vertrauen schenkt. Oder glaubst du, sie würden in einem

so ruchlosen Handel dem Papst so niederträchtig den Hof machen und eine Sache, die in seinem Gewissen keiner billigen kann, verfechten, wenn es nicht an dem wäre, wovon man, wie gesagt, munkelt, daß die Römlinge eine große Masse Goldes zur Bestechung Deutschlands verteilt haben?

Warner: Es ist wohl zu glauben, daß etliche durch Geldspenden sich haben verführen lassen, und es ist ja schon allgemeines Gerede

Franz: Und bist du nicht auch der Meinung, daß man sie von den Ohren des Fürsten, dem jetzt richtige Belehrung not thut, entfernen, und damit sie dieselben nicht vergiften, mit Glimpf oder Unglimpf vertreiben müsse?

Warner: Von jetzt an werde ich stets der Meinung sein. Auch werde ich nie eine Zunge haben, dir zu raten, in der Beschützung Luthers nur im mindesten nachzulassen.

Franz: Das werde ich auch nicht. Im Gegenteil, damit du meine Gesinnung kennst, von Tag zu Tag werde ich ungeduldiger, diese Sache auf mich zu nehmen. Denn es stacheln mein Gemüt die täglichen Umtriebe, durch welche die ruchlosen Buben die Sicherheit des heiligen Mannes zu gefährden und das gemeine Beste zu hindern trachten. Darum werde ich nichts unterlassen, was ich für sachdienlich halte, damit die, welche jezt den Rechtschaffenen eine Grube graben, fünftig selbst hineinfallen.

Warner: Möge es geschehen!

Franz: Die Hoffnung lebt mir in der Seele, der Erfolg liegt in der Götter Hand. Karln aber gedenke ich mehr zum Nußen, als zu Gefallen zu leben. Das heißt, gern will ich ihm gegen seine Neigung nüßen, wider seinen Willen dienen, ohne sein Wissen Gutes erweisen. .

Warner: Ermahne lieber ihn, sich nicht fernerhin durch wenige Menschen so beherrschen zu lassen, daß er zu ihrem Vorteil, nach ihrem Wink und Belieben alles thue.

Franz: Auch das will ich. Und so viel an mir ist, will ich ihn abhalten, sich so tief zu demütigen, daß er sich dem römischen Bischof unterwürfe. Denn was könnte eines Fürsten unwürdiger sein, als denen er gebieten sollte, von denen sich befehlen zu lassen und ihren Diener zu machen?

Warner: Nichts, bei Christus, nichts. Denn Furcht und Mangel an Selbstvertrauen verrät ja eine solche Willfährigkeit

Franz: Denn was meinst du wohl, daß die Ursache sei, warum ihm schon ganzer zwei Jahre so viele Bischöfe in den Ohren liegen, als weil sie für sich fürchten und für ihren Stand eine Veränderung voraussehen? weil sie erkennen, daß man sie aller Orten haßt und nicht länger dulden will? Darum hat auch, als es sich um die Kaiserwahl handelte, Leo X. erst alles versucht, diesen zu beseitigen, ohne Zweifel, weil er seinen Anlagen nicht traute und seine Macht fürchtete; dann, als er ihn wider seinen Willen gewählt sah, hat er zu andern Künsten gegriffen. Er hat nämlich Leute hinter ihn geschickt, die ihm, wie jest geschieht, verderbliche Ratschläge geben sollten. . .

Warner: Ich sehe es. Doch ist denn noch irgend eine Aussicht, daß jene Dinge in eine bessere Gestalt gebracht werden können?

Franz: Du hast keine; ich will dir eine eröffnen.
Warner: Welche?

Franz: Daß er, wenn er sich infolge seiner Sorglosigkeit betrogen sieht, in sich gehe, die böswilligen Ratgeber entlasse, die Freundschaft mit den falschen Bischöfen abbreche und die Tapfersten und Bestgesinnten sich zugeselle, dann, umgeben von einer Schar von Biedermännern, den Be schluß fasse, jenen ihre übermäßige Macht zu entziehen, den Aberglauben abzuschaffen, die wahre Religion einzuführen und das Licht des Glaubens, die Freiheit Deutschlands wiederherzustellen.

Warner: Und daß er sich dabei deiner als eines tauglichen Werkzeugs bediene?

Franz: Sei es meiner, oder wen er als den Tüchtigsten erkennen wird, ihm die Führung einer so großen Sache anzuvertrauen. Denn sonst habe ich beschlossen, wenn er sich nicht auf diese Seite wenden will, und keine Hoffnung mehr bleibt, daß er selbst sich des gemeinsamen Vaterlands annehme, auf meine Faust etwas zu wagen, mag es ablaufen, wie es will.

Warner: Dazu hast du einen scharfen und eifrigen Mahner an jenem Hutten, der, wie ich sehe, von keinem Verzug wissen will und kein Mittel unversucht läßt, jenen Menschen Verderben zu bereiten.

Franz: Und ich habe ihn gern um mich. Denn auch in ihm lebt ein Geist, der dieser Sache gewachsen ist.

Warner: Den erhalte ihm Christus und stärke dich in deinem guten und hochnötigen Beginnen.

Franz: Auch dich erhalte er, der du nun besser denkst und richtiger mahnst, als da du herkamst.

Warner: Wie dankbar bin ich dir, durch dessen Belehrung ich besser geworden bin. Lebe wohl.

Franz: Auch du lebe wohl und glücklich.

18.

Heinrich VIII. von England gegen Luther.

1521.

(Aus einem Schreiben des engl. Königs an Karl V. vom 20. Mai 1521. Übersett v. Spalatin. Cyprian, Urt. 2c. II, Nr. 51.)

Dem Heyligsten und Großmechtigsten Hern Karln durch gunst got= licher gute Romischen Konyg 2c.

Wiewol wir es dafur achtenn, das die Lutherisch pestilent, gifft und sterben igo der ganzen Welt bekannter sey, dann das sie hinfur' mit eynigen funden und ertichtung ein Cristlichen mennschenn vergifften muge,

1 fürderhin.

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