Page images
PDF
EPUB

Das Louvre war zuvor

Der Götter und Göttinnen Saal,

Jht wimmelts von schwarzen Bäcker-Buben.
Des Königs Zepter ist verkehrt"

In eine Offen-Gabel.

Des schönsten Landes Flor

Verwandelt sich in lauter Wüsteney.

Der Unterthan ist ausgezehrt;

In Städten hört man nichts als Angst-Geschrey;
Die Dörffer sehn wie Mörder-Gruben.

110.

Sieg über die Türken bei Zenta.

1697.

(Ragserl. Commissions-Notifications Decret an die Reichs-Versammlung zu Regenspurg. Lünig, Teutsches Reichs-Archiv [1720] IV, 891.)

DEr Röm. Kayserl. Maj. Höchstansehnl. Principal - Commissarii Hochfürstl. Gnaden sollen der Churfürsten, Fürsten und Ständen hier anwesenden vortrefflichen Räthen, Bothschafften und Gesandten auf bey eigener Staffetta empfangenen allergnädigsten Kayserl. Befehl hiermit nachrichtlich unverhalten, welchergestalten Ihrer Kayserl. Maj. gloriöse Waffen der Grund-gütige GOtt abermahls mit einer ansehnlichen wider den Erb-Feind Christlichen Nahmens erhaltenen Victorie mildväterlich geseegnet, so sich folgender Gestalt verloffen, daß, alß die Kayserl. Armee den 2. hujus mit der gesamten Cavallerie in guter Ordnung vor Zenta angelanget, alwo ein Theil der Türckischen Armee disseits der Theiß drenfach retrenchiret und mit ohngefehr 24000 Janitscharen und 4 bis 8000 zu Pferd sich postiret hatten, indessen aber von einer HussarenBarthen ein Bassa gefangen eingebracht und von deme referiret wurde, was massen die Türckische Armee alda über die geschlagene Brücke zu passiren und die Combat zu evitiren begriffen; hatte hierauf der Print Eugenius v. Savoyen für gut befunden, indeme zu eben selbiger Zeit die Kayserl. Infanterie zugleich angelanget, des Feindes Retrenchement anzufallen, welches dann in Zeit einer Stunde glücklich erobert wurde, worüber sich der Feind in das anderte Retrenchement retirirt, allwo er sich zwar eine Zeit defendiret, bald aber sich wiederum zu retiriren angefangen; die Brücke aber war so eng, daß sich bald alles stopffte und Niemand mehr darüber konte, da denn in währender solcher Zeit unsere Armee auch das anderte und dritte Retrenchement eroberte, und alles, was nicht niedergemachet, so wenigst von 10 bis 12000 Mann geschätzet wird, in die Theiß gejaget und gesprungen und darin meistens ersoffen ist, womit sich dann der Tag geendet. Des anderten Tages

5 verwandelt.

darauf aber wurde das ganze feindliche Lager jenseits der Theiß verlassen gesehen, welches zu occupiren gedachter Print Ordre gegeben, in dem diesseits geschlagenen Lager aber wurden 72 Canons mit einer übergrossen Menge Proviant und allerhand Munition, wie auch etliche 1000 Wagen, deren sich die Feinde zu 3 fachen Wagen-Burgen bedienet, bekommen und erobert; bey dieser Action der Groß-Vezier und Janit scharen Agha neben vielen andern vornehmen Officierern, deren Specification man noch dermahlen nicht haben kan, auf der Wallstadt geblieben. Diefern seits hat man ohngefehr 500 Todte und nicht vielmehr Blessirte gezehlet....

Signatum Regensburg, den 17. Sept. 1697.

Ferdinand, Herzog zu Sagan,
Fürst v. Lobkowiz.

111.

Türken und Franzosen.

(Ditfurth, Die hist. Volkslieder v. Ende des 30j. Krieges bis 3. Beginn des 7jährigen. Heilbronn 1877. Biegler, Deutsche Soldaten-Kriegslieder aus 5 Jahrhunderten (1886-1871]. Leipzig 1884.)

Türk, jezt ist es dahin kommen,
Daß du werdest ganz labeth,
Dann wir haben's vorgenommen,
Daß dein Reich zu Ende geht!

Zwar der arge Schandfranzose,
Der die Welt ausstänkeriert,
Hilft dir heimlich und ganz lose,
Meint wir seind dann angeschmiert.

Aber es wird schon noch werden,
Daß er wird zu Schand gemacht;
Dann nichts Schlechtes lebt auf Erden,
Was der Hahn nicht ausgedacht.

Viva! wollen an ihn kommen,

Wann der Türk ist kaputiert.

Frisch, ihr Brüder, rührt die Trommen,
In das Blachfeld abmarschiert!

112.

Über französisches Wesen in Deutschland.

(Aus „Der Deutsch-französische Modengeist". Nach Förster, Friedr. Wilhelm I., König v. Preußen, I, 41 ff.)

... Es ist ja leider mehr, als zu sehr bekannt, daß, so lange der Franzosen-Teufel unter uns Deutschen regiert, wir uns am Leben, Sitten und Gebräuchen also verändert, daß wir mit gutem Recht, wo wir nicht gar naturalisierte Franzosen sein und heißen wollen, den Namen eines neuen sonderlichen und in Franzosen verwandelten Volkes bekommen können. Sonsten wurden die Franzosen bei denen Deutschen nicht ästimieret, heute zu Tage können wir nicht ohne sie leben, und muß alles französisch sein: französische Sprache, französische Kleider, französische Speisen, franzöfischer Hausrat, französisch Tanzen, französische Musik, französische Krankheiten, und ich befahre, es werde auch ein französischer Tod darauf erfolgen, weil ja die hiedurch verübten Sünden nichts anders prognosticieren. Die meisten deutschen Höfe find französisch eingerichtet, und wer heutzutage an denselben versorgt sein will, muß französisch können und besonders in Paris, welches gleichsam eine Universität aller Leichtfertigteit ist, gewesen sein, wo nicht, darf er sich keine Rechnung am Hofe machen. Wer einen Lakaien bei einem Hofbedienten agieren will, muß in der französischen Sprache erfahren sein, und daher heißt es:

Wer nicht französisch kann,

Der fömmt zu Hof nicht an.

[ocr errors]

(Indessen möchte dies noch hingehen, weil man sich an den Höfen noch eher um anderer Länder Sprache, Sitten und Gebräuche zu be= fümmern habe; weil, wenn etwa fremde Herrschaften dahin kämen, man mit ihnen sprechen und sie nach ihrer Landesart bedienen könne. Allein dies wäre auch bis auf Privatpersonen und bis zu dem Pöbel gekommen, und man dürfe sich nur in den Städten umsehen, so würde man finden, alles sei französisch.)

Wenn die Kinder in ihrer Sprache kaum ausgekrochen sind und nur vier oder fünf Jahre zurückgeleget, so werden sie gleich dem französischen Moloch aufgeopfert, zu den französischen Galanterien angeführet, und die Eltern sind schon auf den französischen Sprach- und Tanzmeister bedacht. In Frankreich redet niemand deutsch, außer etwa die Deutschen unter einander, so sich darinnen aufhalten; aber bei uns Deutschen ist die französische Sprache so gemein worden, daß an vielen Orten bereits Schuster, Schneider, Kinder und Gesinde dieselbige zu reden pflegen. . . .

Gehen wir aber weiter fort und sehen uns auch ein wenig in Kleidungen um, so müssen wir auch gestehen, daß hierin kein Unterschied zwischen denen Deutschen und Franzosen sei. Und dürfte ich fast sagen, daß es in Frankreich selbsten nicht so arg in Kleidungen hergehe, als in Deutschland; wie ich denn, so die Wahrheit noch zu bekommen ist, selbsten in Paris so vielerlei Moden und Veränderungen der Kleider, als in Deutschland, niemalen gesehen habe. . .

Die Köpfe sehen aus, daß man dafür erschrecket und es nicht weiß, ob es Schweinsköpfe sein, oder ob sie Rußbutten feil tragen. Wie viel

tausendmal sind die Häubchen bisher geändert worden! Bald trägt man Standarten, bald Cornethauben, bald fliegende Fahnen, bald Wiedehoppennester u. s. w. . .

Sonst ist auch bekannt, daß die Franzosen ein verbuhlt und hißig Volk sei, daher sie auch in den Gesichtern Venusblümchen zu bekommen pflegen. Und damit sie solche bedecken mögen, haben sie die SchattierFleckchen ersonnen. Dieses haben auch unsere deutschen Jungfern nachgeaffet und zum öftern auf die Schattierpflästerchen Fliegen, Käfer, Hasen, Esel, Bäre, Schaf, Rinder und Schwein geschnitten, daß also die Franzosen nichts so Närrisches haben ausspintisieren und ersinnen können, welches die deutschen nicht viel närrischer hätten nachahmen können.

113.

Päpstliches Breve an Ludwig XIV., die Königswürde des Kurf. v. Brandenburg betreffend.

1701.

(Lünig, Teutsches Reichs-Archiv V, Pars specialis 3. Teil, S. 281.)

WJr Clemens XI. wündschen Unserm in Christo geliebtesten Sohn Wohlfahrt und Apostolischen Seegen.

Ob wir gleich davor halten, daß Ihro Maj. das der ganzen Christenheit zu bösem Exempel gereichende Vornehmen Friederichs, Marggraffens zu Brandenburg, da er sich unterstanden, sich des Königl. Nahmens öffentlich anzumassen, keinesweges billigen; jedennoch damit es nicht scheine, als ob wir Unserm Ambt kein Gnügen thäten, so können wir mit Stillschweigen keinesweges übergehen, daß diese That denen Apostolischen Satzungen entgegen und dem hohen Ansehen dieses heiligen Stuhles zu nicht geringen Schimpff gereiche, indem ein uncatholischer Mensch nicht ohne Verachtung der Kirchen den geheiligten Königl. Nahmen angenommen, und gedachter Marggraff kein Bedencken trägt, sich einen König desjenigen Theils von Preussen zu nennen, welches doch dem Teutschen Ritter-Orden von alten Zeiten zugehöret. Derohalben verlangen wir, daß Ihro Maj. von demjenigen, was wir dero bekandten Großmüthigkeit entgegen zu seyn allbereits zur Genüge erkennen, auch in Ansehung Unserer Ermahnung abstehen und demjenigen keine Königl. Ehre ertheilen, welcher sich derselben allzu unvorsichtig angemasset; dergleichen Leute das göttliche Wort selbsten strafft und verwirfft:,,Sie haben regieret, und nicht durch mich; sie sind Fürsten worden, und ich habe sie nicht erfandt."

Was aber Unsere Meynung hierüber sey, wird Unser Ehrwürdiger Bruder Philipp Anton, Ertz-Bischoff von Athen, unsertwegen Ihro Maj. weitläufftiger erklären, welcher wir die Fülle alles Glückes von GOTT anwünschen und Unseren Apostolischen Seegen geneigt mittheilen.

Gegeben zu Rom bey dem heil. Petro unter Unserm Fischerring den 16. April 1701.

114.

Allianz zwischen Kaiser Leopold I., dem König Wilhelm III. in England und den vereinigten Niederlanden gegen Ludwig XIV.

1701.

(Lünig, Teutsches Reichs-Archiv V, Pars specialis 1. Teil, 187 ff.)

DEmnach Ihre Majestät von Spanien, Carl II. glorwürdigsten Andenckens, vor einiger Zeit sonder Leibes-Erben verstorben, und denn Ihre Käyserl. Maj. bewiesen, daß in der verblichenen Maj. ihre hinterlassene Reiche und Länder von rechtswegen die Succession niemanden anders, als ihrem hohen Hause zustehe; der König in Franckreich aber wegen seines Enckels, des Herzogs von Anjou, sich dieser Nachfolge ebenfalls anmasset und darzu das Recht vorwendet, so gemeldem Herzoge von Anjou aus einem Testamente, das der letztverstorbene König verfertiget haben soll, zukomme; auch dieserhalben in des von Anjou Nahmen die Possess der völligen Spanischen Monarchie an sich gerissen; die Spanische Niederlande nebst dem Herzogthum Mäyland gewaffneter Hand eingenommen; in dem Hafen zu Cadir eine Flotte bereit hält; viele Kriegs-Schiffe in das Spanische West-Indien gesendet, und durch alles dieses nichts anders suchet, als die beyden Reiche Spanien und Franckreich so genau miteinander zu vereinigen und zu verknüpffen, damit sie ins fünfftige nicht mehr, als nur eines ausmachen, so daß, falls man diesem nicht zuvorkommt, offenbar am Tage lieget, wie Sr. Käyserl. Maj. alle Hoffnung benommen werde, zu ihrem Rechte jemahls zu ge= langen; Zugleich das Röm. Reich sein Recht, daß es auf die Italiänund Spanischen Niederländischen Lehns-Provincien hat, ebenfalls verliehre; Engeland und denen vereinigten Niederlanden die freye SchiffFarth und Handlung auf dem Mittelländischen Meer, nach Indien und andern Orten gänzlich gehemmet, und die vereinigten Niederlande ihrer Sicherheit und Barriere dadurch beraubet werden, die sie wegen der Spanischen Niederlande bisher gegen Franckreich gehabt, und endlich in Kriegen so mächtig werden dürffte, daß sie sich die Herrschafft über sämtliches Europa gar leichte zueignen fönte . . .:

so sind Ihre Kayserl. Maj. und Ihre Königl. Maj. von Groß- Britannien, nebst denen vortrefflichen hochmögenden Herren General-Staaten der vereinigten Niederlanden aus diesen Ursachen bewogen worden und haben dafür gehalten, daß zu Bevorkommung so vieler Ubel und Abwendung der allgemeinen bevorstehenden Gefahr nichts hinlänglichers sey, als wenn sie ein genau und festes Verbündnüs unter sich errichteten und zu diesem Ende Ihre Ministros mit nöthiger Instruction und Vollmacht versähen. . . . Diese nun haben Krafft ihrer Vollmachten folgende Allianz und Bündnüs errichtet:

« PreviousContinue »