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zu finden, der dergleichen den Reformierten zu gestatten und dieselbe gleichwie Wir indiscriminatim befördern sollte.

Dem ungeachtet aber werden Wir Uns hierinnen nicht ändern, seind auch nochmaln, gleichwie bishero geschehen, gn. entschlossen, sowohl Lutherischen, als Reformierten Unsere Kurf. Gnade und Beförderung ohne Ansehung der Religion widerfahren zu lassen. Wann auch solche friedliebende Theologen und Gemüter (welches aber heutigen Tages fast rar) möchten gefunden werden, die ihren unzeitigen, ja gar nicht nötigen bittern Eifer und Affekten soweit dominieren und sich des unchristlichen Schmähens, Lästerns und Verdammens in Schulen und auf den Kanzeln enthalten könnten, würden wir kein Bedenken tragen, auch dieselbe bei der theologischen Fakultät zu bestellen. Diejenige aber zu berufen und ihnen die Jugend, welche ins künftige bei den geistlichen und weltlichen officiis bestellt werden solle, zu untergeben, die Unsere Religion verkeßern, lästern und verdammen, und Uns also selbst bei Unsern Unterthanen verhaßt zu machen, gleichwie Wir damit Unser Conscienz gravieren würden, also hoffen Wir nicht, daß es denen Lutherischer Religion zugethanen Ständen ein Ernst sein sollte. . .

96.

Der Kurfürft meldet seinen Ständen den Sieg bei

Warschau.

1656.

(Urkunden u. Aktenstücke zur Gesch. des Kurf. Fr. Wilh. 10. Bd., S. 321 f.)

Königsberg, 8. Sept. 1656.

Gleichwie Wir Zeit Unserer währenden mühsamen und beschwerlichen Regierung alle Unsere Ratschläge, Mühe und Sorgfalt einzig und allein dahin gerichtet, damit zuforders dieselbe dem Allerhöchsten gefallen, dann auch Unsere gehorsame Lande und Leute in gutem Frieden und Ruhe und ohne sonderbare und Extraordinar-Beschwerden unter Unserm Schutz und Schirm sicher sein und wohnen möchten, also haben Wir uns absonderlich sobalde anfangs, als sich das annoch währende Unwesen in Polen angesponnen, äußerst bemüht, auch keine Sorge oder kostbare Schickungen gespart, ob etwa dasselbe wieder in Zeiten gedämpft, die Irrungen in der Güte beigelegt und Wir nicht zugleich mit in dasselbe eingeflochten werden möchten. Wir sein auch bei diesem Unsern Vorsatz beständig verharret und davon uns keinesweges bringen lassen, bis Uns endlich der König in Polen 2. Johannes Casimirus und teils der Senatorum so hart und unverantwortlich tractiert, daß wir zu Unser und Unserer Lande Rettung in eine nähere Konjunktion der Waffen

1 Gesandtschaften.

1

mit Ihrer Königl. Würde in Schweden zu treten und denenjenigen, welche Uns und Unsere Lande feindlich überzogen, die Hoftilitäten auch von Tage zu Tage vermehrt, Uns entgegenzusetzen genötigt worden; gestalt dann auch der allgewaltige Gott die konjungierte Waffen dergestalt nach seiner großen Barmherzigkeit gesegnet, daß er Uns den 30 sten st. n. des abgewichnen Monats Julii... bei Warschau eine herrliche Victorie verliehen, in welcher nicht allein der mächtige Feind das Feld räumen, sondern auch nebst seinen Stücken und Ammunition die Bagage, gemachten Werke, Schiffbrücke und Warschau selbst Uns hinwiederum lassen müssen. .

...

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Da Euer Hoheit ausgezeichnete Trefflichkeit in Krieg und Frieden schon in der ganzen Welt berühmt, und Eure Geistesgröße und Festigkeit von der Art ist, daß sich um Eure Freundschaft fast alle Nachbarfürsten eifrig bemühn, und sich keiner einen treuern oder beharrlicheren Freund und Verbündeten wünschen kann, so haben wir, um Euch zu zeigen, daß auch wir zu denen gehören, die von Euch und Euren ausgezeichneten Verdiensten um die christliche Kirche eine äußerst gute und hohe Meinung haben, den edlen Lord Wilh. Jepson, Oberst und Mitglied unseres Oberhauses, zu Euch gesandt, daß er Euch in unserem Namen aufs beste grüße, Euren Angelegenheiten einen glücklichen Erfolg jeder Art von Herzen wünsche und unser Wohlwollen und unsere hohe Geneigtheit zu Ew. Durchlaucht ausführlich schildere, und bitten Euch deshalb, ihm in allen seinen Verhandlungen mit Euch denselben Glauben zu schenken, als wenn alles von uns selbst mündlich beglaubigt und bestätigt wäre.2

2 eigenhändiger Bericht des Kurf. über diese Schlacht bei Orlich, Friedr. Wilh., der große Kurf., Beilage A.

1 Dieser Brief ist lateinisch abgefaßt von Milton, dem Geheimschreiber Cromwells. 2 Das Schreiben ist unterzeichnet: Ex aula nostra Westmonasterio - Augusti An. Dom. 1657. Oliverius, Prot. Reip. Angeliae etc.

98.

Brandenburgs innerer Zustand beim Friedensschluß

zu Oliva.

1660.

(Urkunden u. Aktenstüde zur Gesch. des Kurf. Friedr. Wilh., Bd. X, S. 344.)

Die Stände*) an den Kurfürften.

Dat. Berlin 18./28. Mai 1660.

E. R. D. verbleiben wir in aller unterth. Devotion zu gehorsamsten Diensten jederzeit anerbietig und pflichtschuldig, und ob zwarten Deroselben ungerne wir mit einigen Querelen bei Dero hohen Obliegen und Angelegenheiten anizo verdrieß- und beschwerlich fallen möchten, so erfor dert doch die neue gänzliche Necessität des Landes, unsere selbsteigene Pflichte und das Ansuchen unserer Heimgelassenen, daß E. K. D. wir das große Elend, die äußerste Not und bitterste Armut Dero Landen und Ihrer erschöpften Unterthanen, wie bishero zum öftern geschehen, auch nochmaln wehmütigst vortragen und vor Augen stellen müssen; denn do die großen Kontributions-Anlagen um soviel Jahr her unaufhörlich continuiert und sonderlich bei ißiger harten Belegung des Landes in jedem Monat, wann das Korn zu Gelde angesetzt und gerechnet wird, über die 100,000 Thlr. hergeben und aufgebracht werden müssen, der extraordinar Molestien, so sich darbei häufig gefunden und noch täglich vorgehen, nicht einsten zu gedenken; hiezu noch der überaus große Mißwachs, unerhörte Mäuseschaden, Viehsterben und andere infortunia das Land heftig bedrückt haben: so ist es nunmehr leider dahin geraten, daß die vorhin bereits gering genug gewesene Anzahl der Unterthanen und Kontribuenten noch mehr und mehr abgenommen und noch täglich abnehmen thut, die Last den andern darüber aufgebürdet und selbige auch nunmehr dergestalt zugerichtet werden, daß nichts als lauter Wehklagen und herzschmerzliches Elend in Städten und Dörfern zu vernehmen und den meisten nicht soviel übrig verblieben, daß sie sich und die Ihrigen des Hungers erwehren können, ja ferner zu ihrer Sustentation keine Mittel wüsten, wofern sie nicht etlichermaßen Sublevation und eine empfindliche Erleichterung er langen und überkommen sollten.

Wann wir aber gleichwohl mit höchster Herzensvergnügung hierselbsten erfahren haben, wie durch des allerhöchsten Gottes sondere Schickung und Verordnung unlängst ein Universalfriede mit E. K. D. bisherigen Feinden abgehandelt und beschlossen worden, dafür der göttlichen Majestät billig schuldiger Dank gebühret,

E. . D. wir auch darzu unterth. gratulieren und von Herzen wünschen, daß derselbe Ihr und Ihren Landen und Unterthanen zu Heil, Freude und Aufnahme jezt und immerwährend erfunden werden möge;

*) d. s. Prälaten, Herren, Ritterschaft und Städte.

Und dann E. K. D. hierdurch, Gott Lob, Mittel und Wege in Händen erlangen, diesen Ihren bis auf den äußersten Grad ausgesogenen Landen und gleichsam in agone liegenden wenigen Unterthanen in etwas zu helfen, und die so längst in Gnaden versprochene und vertröstete Erleichterung zu erteilen, indem Sie nunmehr bei Cessierung aller öffentlichen Hostilitäten und Feindseligkeiten nicht einen geringen Teil Ihrer Armee werden reducieren und licentieren können. . . .:

Also ersuchen E. K. D. demnach wir von uns und wegen unserer Heimgelassenen unterth., demütigst und flehentlichst, die bisher ausgestandene unsägliche Last und Beschwerung nunmehr Ihren getreuen Unterthanen zu lindern. . .

99.

Der große Kurfürßt und die Schlacht bei Fehrbellin.

1675.

(Theatrum Europaeum [1682] XI, 831.)

Was vor frolocken über diese Victori in- und ausserhalb Teutschland entstunde, und wie dadurch die Veneration und estime, so man vor Sr. Churfürstl. D. allbereit hatte, vermehret, auch die devotion und Liebe, so dero Unterthanen und Lande deroselben zutrugen, ergrössert wurde, stehet nicht zu beschreiben. Viel tausend weyneten darob vor Freuden und küsseten abwesend den Arm dieses Helden, der so tapffer streiten lernen. Kriegs-Verständige betrachteten die unterschiedene Actiones jedweder rencontre und wunderten sich bald über die Vorsichtigkeit, derer man sich bey der Ankunfft zu Magdeburg bedienet; bald über die Verschwiegenheit, so bey dem Dessein auff Rathenau und execution desselben in obacht genommen worden; bald über die Klugheit, daß, umb den Feind zertheilet zu halten, auch ihme den Ruckzug schwer zu machen, man alle Brücken und Passagen abwerffen und ruiniren lassen; bald über die resolution und Valeur selbst, daß man ohne Einzige Hülff dero Allirten und bloß mit der einen fernen Weg gebrachten und also ermatteten Cavallerie eine geruhete Armee, die in ihrer Avantage und in Bataille gestellet von so viel alten Trouppen, die mehr als jemals Teutschland in Schrecken bracht hatten, bestunde, auch von einem der berühmtesten Generalen in der Welt, dem Feldherrn Wrangeln, comman diret wurde, angegriffen und in wenig Tagen auß dem Lande nach Ihre Gränzen gejaget; und bekenneten alle, daß, wie diese Action voller wunder, also der Triumph unvergleichlich und desto vollkommener wäre, weßhalber Se. Churf. D. nicht gnugsam gepriesen werden könten. Ihre R. K. M., welcher S. Churfl. D. durch dero Cammer-Juncker, den von Ruck, von der gangen Action Nachricht geben liessen, hatten sich selbsten darob recht herzlich erfreuet, ein Danck-Fest in dero Burg angestellet und

1 dieselbe hatte seit ihrem Abmarsch aus Franken keinen Rasttag gehabt.

S. Churf. D. hingegen beglückwünschet, nur daß sie mit wehemüthiger Passion beklaget, daß Se. Churfl. D. dero Person so wenig dabey geschonet, dieselbe freund- Oheim- und Väterlich ersuchend, sie wolten solche in mehrere Obacht nehmen in Erwegung, wie hoch so wol J. Käys. M., als dem ganzen Röm. Reich an selbiger und deren Conservation ge, Legen.

Ihre Kön. Maj. in Dännemarck, die Herrn Staaten, denen durch den Obr. Brucktorf und Cammer-Juncker Buch die Action notificiret wurde, die Herrn Herzoge von Zell, Wolffenbüttel und Osnabrück, auch andere Sr. Churfl. D. zugethane Häuser hatten nicht minder dero Glückwünschungen darüber gegen Se. Churfl. D. abgeleget, sie auch dabey erinnert, sie wolten ja den Trost dero Gemahlin, Kinder und ganzen Churfl. und Marggräffl. Hauses nicht mehr dergestalt hazardiren, sondern in Erwegung ziehen, was Noth, Jammer und Herzeleyd nebenst der ge= meinen Sache solche alle, als es übel ablieffe, betreffen würde, und hatten zu desto mehrerer Bezeugung dero hierob empfundenen Freude Dand-Tage in ihren Landen halten, auch bey dero Armeen (wie auch von Montecuculi den 16. Julii unweit Straßburg geschahe) auß allem Gewehr Freuden-Schüsse thun lassen; kurt es schiene, als wären die Herrn Allirte durch diese action angefrischet worden, ein gleichmässiges zu thun, wie ihnen dann der Höchste Gott ebenfals die Gnade gabe, daß bald darauf die Käys. Armee die Französische über den Rhein zurück trieben, wobey dieselbe viel Volcks, auch ihren grossen Generaln, den Turenne, verloren,2 die Lüneburgische aber an der Saar den Französischen General Crecqui totaliter auß dem Felde schlugen und darauf die Stadt Trier wieder eroberten.

Zum stetswärenden Andencken der Fehrbellinischen action liessen Se. Churfl. D. eine Medaille pregen, auff deren rechten Seite sie zu Pferde, unter welchem die Schlacht repraesentiret wurde, fassen, mit den Worten: „Ob subditos servatos"; Auff der andern Seiten aber diese Schrifft zu lesen war: Justum suecorum exercitum Marchiam Pomeraniamque, dum Ipse alibi oppressis adest, vastantem prope Fehrbellinum die 18. Junii Anno 1675 nactus, solo cum equitatu suo, imò verò solâ Dei ope fretus, caedit, fundit, septimestres praedones, septem diebus terris suis ejicit; Jn Teutsch lautend: „Der Schweden vollständiges Kriegs-Heer, welches, als der Churfürst andern Unterdruckten auffzuhelffen ferne ausser Lande war, so wohl die Pommerische, als Märckische Lande verheerete, erhaschete derselbe den 18. Junii im Jahr 1675 bey Fehrbellin mit seiner Reuterey zwar nur alleine, jedoch vornehmlich auff die Hülffe seines Gottes sich verlassend, schlägt und verjaget er in sieben Tagen die sieben monatlichen Räuber auß dem Lande."

In allen dero Ländern aber liessen sie an einem dazu den 8. Julii solenniter angesetzten Tag Gott dem Herrn nochmaln vor den verliehenen Sieg dancken, da dann unter andern Freuden-Bezeugungen, so von denen Regierungen in Preussen, Hinter-Pommern, Cleve 2c., wie auch von denen

2 in der Schlacht bei Saßbach, 27. Juli 1675.

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