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rucket, da sich der Gustavus mit seiner armada etweder ein halbe viertell Wegeß in Bataglia presentirt, und ist unser volkh alles in Ebenmessige guete schlachtortnung auf dem felde gestelt worden; der feindt aber, nach den er unsere recht gesehen, hat sich gegen der Naumburg reterirt und angehebt, sich starkh zue verbauen. Hierauf hat sich der Graff von Papenhaimb resolvirt, auf Halle zu gehen, damit er den Paß in die stiffter öffnen mächte, und hat sich von unserer Armada den 14 dieseß abgesundert. Der Herzog von Fridtlandt aber hat wollen seine armada in die Winterquartier verlegen und ist zurukh gegangen; hat sein haubtquartier genomben im Stätle Lüzen. Der Feindt, da er gemerket, daß wir zertheilet, folget der Fridtlandischen armee, fommet den 15 uber einen Paß, so bey einem Dorff, Rippach genandt, hebet an, mit den Croatischen Troppen zue scharmiziren, und weiln die nacht herzue kommen, bleibt er die nacht in felde Bataglia liegen. Dageß hernach gehet er alsobaldt frühe auf unsere armee, die ebenmessig sich in der nacht in Bataglia gesezet, scharmizirt mit den Croaten, biß er so nahe kommet, daß man von beyden Seiten mit stucken auf ein ander gespilet, fürt seine Troppen auf die unserige ungefehr dreyhundert schridt von ein ander, hierauf sezet er auf dem linken fligell, welchen der Herr Holka commandirt; und da man gleich treffen will, kommet der Herr Graff Papenhaimb mit seiner Cavalleria an den linken fligell, hebet die schlacht umb 11 uhr vormittag an,2 alda balt im anfang der Herr von Papenhaimb mit zweyen Schüssen verwundet von der walstat weg gefürt wird und ist balt darauf verschiden. So baldt aber deß feindtß Troppen auf unsere Corassir getroffen, kombt das geschrey, der König sey gefangen, und bald darauff, er sey tott, wie den des Herrn Holka sein Trommeter hinzue geritten und nebenst andern den Cörper spolirt. Nichtß desto weniger sezen die Troppen starkh auf ein ander, also daß ein grosse Confusion so wol auf der unsere, alß deß seindeß seitten sich erhoben hat. Der düke nebel aber hat verhindert, daß man die grosse Confusion nit gemerket. Hierauf sezet des Obristen Comargo sein regiment nebenst 5 Compagnien Reuttern auf deß seindeß squadr, welcheß von 37 Fähnlein ist gewesen, darunter sein ganz alteß blaueß regiment, kommen mitten drein, trennen und schlagen eß gant, seine deß Freundtß Reutter secundiren, verhindern, daß man den körper nicht hat können wegbringen, und bringen die unsrige Reutter widerumb in disorder, also daß unsere artogleria bloß stehen bleibet; unsere Infanteria, die von den Reuttern bloß gelaßen war, trat zue den andern, spilen auf ein ander ganzer 6 stunden lang, und haben kein fuß breit erden verlohren. Die unserigen Reutter, so ohne eine ursach zue rückh gewichen, fallen auf unsere Pagage, nemben einen raub und flien ein theil nach Halle; ein theil aber hat der Herr Holka wieder zusammen bracht und führet sie wieder auf die walstat.

1 wohl fälschlich für: etwa. 2 Wallenstein schreibt den 17. Nov. 1632 an Aldringen: umb 10 Uhr ist die Schlacht_angangen mit einer solchen furia, das niemandts ie solches gesechen, noch gehörtt hat; denn von 10 Uhr biß in die finstere nacht ist ain treffen nach dem andern geschechen mit der größten resolution von der Weldt." (Aretin, Wallenst., Urk. S. 62.)

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Hiermit spilet der feindt gar starkh mit stücken und führet seine Cavalleria ab, den unserigen aber kommt ein succurs mit 5 Papenhaimischen regimentern zue Fuß, welche der einfallenden nacht halber nit haben zur Charge fommen können. Die unsere artogleria war auß der stat Leipzig bespannet, die Furleuth darzue waren auß der stat und vom lande; ben angehender occasion aber rissen dieselben theilß mit den pferden aus, theils pferde aber haben unsere eigene reutter genomben, also daß man auß mangell der Vorspan die stukhe im felde hat müssen stehen lassen; ist alf 8 ganzer stunden gefochten worden, und haben die Troppen nie uber anderthalb hundert schritt von ein ander gehalten. Eß haben die unsrigen 64 fänlein und standaren von dem feindt erobert, und hat der veindt von den unserigen uber drei nit erobert, seine stukh vernagelt und die reder zerhauen. 3 Und ist unsere Armada gegen Leupzig, deß seindtß aber gegen Weissenfelß gangen. Nach der Zeit hat der feindt nichts mehr tentirt, haben auch feine gewisse Nachricht, ob der Schwedt gewiß in Perschon gebliben, haben können. Den 19 diß hat man gefangene eingebracht, welche berichten, sie hetten tageß zuvor ein rendevus gehabt, bei welchen sich der König selbsten nit hette sehn lassen, sondern seine Karoze wurde verspert gefürt und von einem Cornet Reutter confoirt. Heundt aber diesen abendt kombt vom feindt ein Trometer, saget expresse, der König sey tott, habe zwey schuß empfangen, einen in den arm, den andern in die linke seitten, und sey in deß Herzogß Franz Albrecht von Saxen (welcher sich in der occasion auf der anderen seitten befunden) * verschiden. Und hat der Herzog von Fridtlandt mit dieser Zeittung den General quartirmeister an Ihr Kay. Mant. abgeferdigt.... Waß weitter vürlauffen wird, wil ich Ew. Mayt. in Unterthenigkeit berichten; bitte aber ganz unterthenig, Ew. Mayt. wollen eß mir verzeien, daß ich so langsamb geschriben; den ich viel lieber speter die wahre beschafenheit, alß vor der Zeit eine vligende mehre5 Ew. Mayt. fürbringen will. Und verbleibe hiermit

Ew. Kön. Mayt. unterthenigster gehorsamster

Diener

Matthias Graf von Gallas.

3 Bernhard v. Weimar schreibt an seinen Bruder, daß der feindt auß dem felde geschlagen, Ihme auch alle stück undt ammunitionwägen abgenommen worden.“ (Röse, Bernh. der Große, I, 409.) zu ergänzen: Armen. 5 fliegende Märe, d. h. bloßes Gerücht.

73.

Lied gegen Gustav Adolf.

(Die historisch-polit. Volkslieder des 30j. Krieges. Gesammelt von Freih. v. Ditfurth, herausg v. K. Bartsch. Heidelberg 1882. S. 268. Gekürzt.)

1. Blindheit über Blindheit groß,
Wie billig ichs sollt nennen!
Wer dieses will gedenken noch,
Der wird es jeßund kennen:
Der König Gustav in Schwedenland
Wollt seyn dem Kaiser frei bastant.1
Thät übel sich verrennen.

2. In Ingolstadt, das sey mein Zeug,
Wie bald bist dort entwichen!2
Hast du ein Herz, so sag, ich leug
Verrappet dich säuberlichen.3

Der Büchsenmeister war so keck,

Er schießt'r den Schimm'l unterm G'säß hinweck.
Das seyn ja g'fährliche Possen.

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2 G. Adolf belagerte 1632 Ingolst. vergeblich. 3 hast dich 5 Raupe.

Er berichtet stets nach Willkür, sich zu Gunsten.

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(Hallwich, Wallensteins Ende. Ungedruckte Briefe u. Akten, I, S. 139 ff. Leipzig 1879.)

Durchleichtigster, Hochgeborner Fürst,
Gnädigster Herr 2c.

Euer Fürstl. Gnaden underthänigst zue berichten nicht underlassen wollen, welcher gestaltt deß Reichß Schweden in Teutschlandt anwesenter

6

begnügen.

7 Reu?

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9 schenke. „es sich" paßt offenbar nicht hierher.

Canzler Ochsenstern nach seines Königs in jüngst gewesener Feldtschlacht bey Lüczen tödtlichen abgang folgente pro conservando suo statu uff weg zue richten sich eisserst bemühet.

Alß erstlichen seines Königs mit jenen teutschen protestirenten Chur-, Fürsten, Ständen und Städten gemachte vorige Verbündtnuß uff erhalten deß Königs von Franckhreich, deß Königs von Engelland und der Stadten General von Hollandt zue reassumiren, solche auff daß Reich Schweden beständig zue extendiren, welches er auch in dem niedersächsischen Creiß bei denen Fürsten unnd Städten durch den schwedischen anwesenten Residenten Salvium; in den Westphalischen, bey jenen ohncatholischen Ständen und Städten, durch Steinbergern; in dem Fränckischen durch General Zeugmeistern Obristen von Schlamberstorff; in dem Schwäbischen durch deß Administratoris von Wirtenberg Canzlern; in dem Rheinischen durch Rheingraffen Otto; Ochsenstern aber selbstn dasselbe in dem obersächsischen Crajs, bey Chur Sachsen, Brandenburg, auch bey denen andern eingesessenen Fürsten und Ständen simpliciter ohne einige exception vor sicher erhalten. Also der Römisch kaiserl. Majst. wiederige unnd ungehorsambe nicht allein einmüethig entschlossen, sondern auch wolbedächtlichen mit einem starckhen juramento beschworen, den iezt schwebenden ohnverandtwortlichen, bluetdürftigen, rebellischen Krieg wieder sie beyde hochlöbliche Häuser Desterreich-Bajern unnd wieder sie sämbtliche hochbedrangte catholische Bundtsverwante mitt eißerster macht ohnabsetzlich forthzuesetzen.

Zum andern hat oberwehnter Ochsenstern pro continuatione belli mit denen protestirenten Chur-, Fürsten unnd Ständten uff eine beständige contribution sich vergliechen, waß ein ieglicher monathlich zur underhaltung ihrer Armaden herschießen solle: ingleichen hat er sich wegen der Kriegsmittel mitt Engellandt und Hollandt dahin vereiniget, daß Engellandt seine contribution durch die englische liegente Stabel zue Königsberg, Embten unnd Hamburg alle Monaht ordenlich, Hollandt aber daß Ihrige halb an geldt, den andern Theil an Pulver unnd Lunden erlegen mueß.

Zum dritten thueth Ochsenstern an iezo1 wegen eines gewissen Haupts, in welches Nahmen der ietzt schwebende Krieg solle forthgesetzet werden, sich eißerst bearbeiten, darinn folgende consultationes zwischen ihme und denen von deß leibsischen Schlueß verwanten verlauffen, alß wie nemblichen deß Reichß Schweden Erb solle eißerlichen Vorgeben nach in dem Kriegs Directorio den Haupt Nahmen führen, den König von Frankreich aber effective hierüber Generalissimo seyn, darum Ochsenstern an iezo bey Chur Brandenburg gewesen, mit ihme wegen. Franchreich consultirt, uff waß beding man die Generalität solle an dem König von Frankhreich übertragen, wegen erwehlung zue dem Römischen König mit ihme tractiren und eine sichere assecuration vor die Protestirente wegen steiff und fester haltung dero mit Frankreich be

1anjeko, jest.

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