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I.

nter welches Volk der Erde der Jude sich drängt, da sorgt er auch durch sein unverschämtes, her ausforderndes Wesen dafür, daß die Zahl der Antisemiten beständig vermehrt wird und zwar nicht nur durch die geistig beschränkten Katechismuschristen, sondern auch durch die einflußreichsten, gebildetsten und freisinnigsten Vertreter der Künste und Wissenschaften. Bei ersteren sind hier manchmal noch die dem finsteren Mittelalter entstammenden religiösen Gründe maßgebend; diese aber fallen bei letzteren gänzlich weg, denn es wird doch wohl niemand allen Ernstes die Behauptung aufstellen wollen, der Antisemitismus eines Tacitus, Seneca, Giardano Bruno, Voltaire, Friedrich II., Feuerbach, Goethe, Kant, Ruge, Dühring, R. Wagner, Mainländer (der selber ein geborener Jude war), Nietzsche') usw. sei von religiösen Vorurteilen diktiert. Die Gründe, welche die genannten führenden Geister

1) Nietzsche fällt in seinem Werke,,Morgenröte" folgendes, hier auszugsweise mitgeteiltes Urteil: Zu den Schauspielen, auf welche uns das nächste Jahrhundert einladet, gehört die Entscheidung im Schicksale der europäischen Juden. Daß sie ihren Würfel geworfen, ihren Rubikon überschritten haben, greift man jetzt mit beiden Händen: es bleibt ihnen nur noch übrig, entweder die Herren Europas zu werden oder Europa zu verlieren, wie sie einst vor langen Jahren Ägypten verloren. In Europa aber haben sie eine Schule von achtzehn Jahrhunderten durchgemacht, wie sie hier kein anderes

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