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der Stadt mag hier noch erwähnt werden, daß es hier mehrere öffentliche Turnanstalten (Surchone, Haus der Stärke) gibt. Nördlich von Schiras liegen die Ruinen von Persepolis. Weitere Städte, einst berühmt, nun gesunken, sind Firuzabad, Fasa, Darabgerd. Gegen das indische Meer abfallend liegt das hohe, wüste Kerman mit seinen furchtbaren Salzwüsten. Die Hauptstadt ist das früher so bedeutende, durch den Handel nach Indien reiche Kerman, noch heute durch seine Shawls und andere Manufakturen berühmt, aber seit der Zerstörung des portugiesischen Hafens Ormus und dem Zerfall Bender Abassis oder Gomrons unhaltbar gesunken. Es mag 30,000 Einwohner zählen. Der Süden Kermans, die Küfte (Germafir) ist, wie schon oben erwähnt, schmal und wegen seiner Datteln befannt. Es grenzt an die Beludschenländer im Often, im Norden an die

Afghanendistrikte und Korassan.

Bon Metallen findet man in Perften Eisen, Kupfer, Blei, Antimon. Unter den Mineralien ist Salz in großen Massen über das ganze Land verbreitet. Mit Schwefel wird es vom Demawend versorgt; Alaunminen finden sich bei dem Dorfe Surdar. Westlich von Nischapur liegen die berühmten Steinbrüche, in denen die Türkisen in großer Menge und Schönheit gefunden werden. Die einft weit bedeutenderen Perlenfischereien im Golfe sind bekannt.

Die Pflanzenwelt haben wir zum Theil schon bei den einzelnen Provinzen angegeben. Im Allgemeinen läßt sich sagen, daß die höheren Gegenden die europäischen, die niedern, heißen die indischen und arabischen Erzeugnisse liefern. Die verschiedenen Korn- und Obstarten des Abend- und Morgenlandes finden sich hier je nach der höhern oder niedern Lage beisammen. Die Bäume, von der Dattelpalme Germafirs bis zur Zwergeiche der Kurdenberge, haben wir größtentheils erwähnt, ebenso die Obstarten, die Reis-, Taback-, Zucker- und Maispflanzungen. Auch die Küchengewächse Europa's, Rüben, Möhren, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln, Gurten, Melonen 2c. c. find bei geringer Pflege reichlich vorhanden. Als wichtige Artikel des Handels haben wir noch das zu Confitüren gebrauchte Gummi-Dragant, so wie die Affafötida, respektive die sie hervorbringenden Pflanzen zu nennen.

Was das Thierreich betrifft, so hat Persien eine große Anzahl wilder Thiere. Der Löwe kommt, wenn auch nicht häufig, in den Tigrisgegenden und Farsistan vor, doch hat er nicht die Mächtigkeit des Löwen der westlicheren und afrikanischen Länder. Er ist dunkler als diese und fast ungemähnt. Der Tiger ist selten und mag nur in dem alten Hyrcanien öfter vorkommen. In den höheren Gegenden gibt es Bären; ferner überall Leoparden, Jagdleoparde, Lure, Tigerkazen, viele Hhänen, Wölfe, Schalals und Füchse; ferner in den fumpfigen Gegenden viele wilden Schweine, die häufig gejagt aber nicht gegessen werden; in den Waldländern Rothwild. Die dürren Hochebenen sind von Antilopen, Gazellen und wilden Efeln (Onager, Gour-thur), die eine Lieblingsjagd der persischen Edlen sind, durchschwärmt. Die Berge find von der wilden Ziege und dem wilden Schaf, beide sehr flüchtig und gefährlich zu jagen, bewohnt. Außerdem gibt es Stachelschweine, Fischund Seeottern, Marder, Eichhörnchen, Dachse, Hasen u. s. w. — Unter den Bögeln find zu nennen Adler, Falten, Geier, Weihen, Kormorane, Flamingos, Pelikane, Störche, Reiher, Wasservögel aller Art, Möven, Trappen, Fasanen, Rebhühner u. s. w. Von Sängern sind Nachtigallen und Droffeln zahlreich; außerdem gibt es Schneefinken, Schneelerchen, Alpenmeisen, Hänflinge u. a. m.

Das indische Meer wie die kaspische See hat viele Fische (im leztern Welse, Store, Heringe, die sehr geschäßt werden). Einzelne Gebirgsflüsse haben Forellen. Schlangen sind noch heutigen Tages an einigen Stellen, wie in Aserbidjan, wo sie das

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Heer des Pompejus belästigten, zahlreich; durchschnittlich aber selten. Taranteln, Grillen, Heuschrecken (von den Arabern gegessen), eine Menge Leuchtkäfer, seltene Schmetterlinge sind noch zu erwähnen. Unter den Hausthieren zeichnet sich das Pferd durch Schönheit und Schnelligkeit aus. Es steht nur dem arabischen nach, mit welchem gekreuzt der Turkomannenrenner des nördlichen Khorassans eine Zucht von wunderbarer Geschwindigkeit, Stärke und Ausdauer liefert. Die Pferde von Serachs gelten als die besten. In 6 Tagen eine Strede von 100 Meilen zurückzulegen, gilt für nichts Außerordentliches. Die edlen Rosse sind übrigens theuer, die besten von 100-400 Livr. Sterl.; fein gutes unter 50-100 Livr. Die gewöhnliche Race ist klein, aber außerordentlich hart und ausdauernd. Berühmt sind die persischen Maulthiere, in den steinigen Gegenden das einzige Transportmittel; auch die Esel sind gut und werden die besten sehr theuer (40 Livr. Sterl.) bezahlt. Von Kameelen hat man das ein- und zweihöckrige. Die Kreuzung beider liefert die gesuchteste, weil härteste und stärkste Art. Unter den Rindern hat man noch den Büffeln in Aserbidjan, in Masenderan den dem Zebu ähnlichen Höckerochsen; die Schafe des östlichen Persiens gehören zu der Fettschwanz-Rasse. Groß und stark sind die Hunde der Nomadenvölker; außer diesen wilden Wächtern und Beschüßern der Herden hat man sehr schöne Jagdhunde, gewöhnlich mit grauem Seidenhaar, die nebst den abgerichteten Falken zum Heßen der Antilopen 2c. von den persischen Edlen gebraucht werden.

Was die Bevölkerung Persiens betrifft, so kann von einem eigentlichen Perservolke nicht die Rede sein. Es ist ein Gemisch der verschiedensten Stämme. Die Hauptmasse, das ackerbau- und handwerktreibende Volk auf dem ganzen iranischen Hochland, heißt Thât, Tadjik, Tadschik (Tadschik im Mongolischen heißt „Bauer"). Die Tadjiks werden wohl mit Recht für die Ureinwohner des Landes gehalten. Sie sprechen einen altpersischen, mit neupersischem Afghanistanischem und Turkomannischem gemischten Dialekt.

Wie der übermüthige Adel gegen den Leibeigenen stehen ihnen gegenüber die seit Jahrhunderten herrschenden Nomadenvölker: Turkstämme, Afghanen, Araber, Kurden. Ein Viertel der ganzen Bevölkerung ist zu diesen Wanderstämmen (Iliyat, Ilat, Il, Elat) zu rechnen. Bis zur Sassanidenzeit konnte das iranische Volk noch als unvermischt gelten. Der Sturm des Muhammedgeistes überschwemmte das Land mit den früher so verachteten Arabern. Seit dieser Zeit hat Persien keine Ruhe mehr gehabt. Seitdem auch ein siegreiches Andrängen von Nord und Oft, dem die Perser nicht mehr wie früher begegnen. Die Rustem und Helden des Schah_Nameh waren eben todt und die Divs Turans siegten.

Der Turkomanne rühmt sich weder unter dem Schatten eines Baumes noch unter dem Schuß eines Königs zu ruhen. Der Turkomanne zu Roß kennt nicht Vater nicht Mutter; sein Leben ist ein Plünderzug". Diese Stämme find Sunniten; voll Haß gegen den Perser, den Schiiten. Raubgier, Habsucht, Kühnheit, Lust am Plündern und Menschenraub erfüllt alle diefe Horden. Sie haben nicht Adel, nicht Chefs, nicht Fürften. Ihre Weißzbärte" sind ihre Vorfteher. Einige haben mehr tartarische, andere mehr europäische Bildung. Sie sind schlank, kräftig und wohlgebaut. Schwert und Lanze ist ihre Hauptwaffe. Auf ihren eigens dazu dressirten Rennern machen sie ihre Tschupaus, ihre Plünderund Menschenraubzüge, hundert und mehr Meilen weit, mit unglaublicher Geschwindigkeit. Sie sind reich an Heerden. Das Roß mit dem Fleisch wie Marmor" ist ihr Stolz. Mehr Stuten, mehr Kameele" ist ihr Gebet. Die Frauen gelten ziemlich gleich Sklavinnen; sie werden gekauft. Junge Wittwen gelten das Doppelte

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der Jungfrauen, 10 Kameele. Ihre Nahrung ist die einfachste: ungefäuertes Weizen- und Gerstenbrod, hin und wieder Kameelfleisch. Reis mit faurer Milch oder Billau ist schon eine Speise der Reicheren. Buttermilch, auch berauschende Stutenmilch ist das Getränk. (Die Afghanen - siehe: Afghanistan.)

Die Kurden find tapfere Bergvölker, noch heute den Karbuchen, mit denen Xenophon schlug, gleichend. Sie sind stämmig, von sehr kräftiger Konstitution, mit groben Zügen, dicken Vorderköpfen, tiefliegenden starren, oft grauen oder blauen Augen, mit dem persischen Stamm verwandt. Sie sind sehr musikliebend. Ihre Frauen gehen wie die Männer umber und besorgen die Arbeit. Der Totschlag gilt dem Kurden nicht als Sünde; Krieg und Raub ehrt. Die wildesten Stämme find die kurdischen Laren und die einen Pehlwidialekt sprechenden Baktiaren. Ihre Tapferkeit schändet Grausamkeit. Kein Eid bindet sie wie überhaupt nur der Schwur bei der eigenen Gesundheit vielen Persern Scheu auferlegt. Die lettgenannten Stämme gelten alle als Mörder und Diebe und sind die barbarischsten des mit Barbaren erfüllten Reiches.

Auch der Kurden Hauptreichthum sind Heerden.

Der zähe, nüchterne Araber ist bei den Persern verachtet, „der Heuschreckeneffer". Sein Charakter ist bekannt. Er rächt sich an dem Perser durch die Behauptung, daß es keinen ehrlichen Kerl unter allen Persern gebe.

Fügen wir noch den besonderen Charakter der Bewohner Masenderans hinzu. Diese find dunkler Hautfarbe, hochmüthig, bigott, unwissend, neugierig und zutringlich, dem Opiumgenusse ergeben. Höher das Gebirg hinauf tritt der demselben überall eigenthümliche Charakter ein, Tapferkeit, Kühnheit, schönerer Menschenschlag. Gegen Aserbidjan ähnelt er mehr und mehr den kaukasischen Lesghiern: Habgier, Tapferkeit, Ergebenheit gegen die Häuptlinge, Thätigkeit, Unbarmherzigleit. Die Bewaffnung der fühnen, gewandten, aber auch verrätherischen Männer ist der zweischneidige Ghilanidolch und die Muskete. Ein geflochtener Korb mit den Lebensmitteln vollendet ihre Ausrüstung.

Was den Perser im Allgemeinen betrifft, gleicht er, wie der Ispahaner dem Pariser, dem Franzosen im Orient. Er ist rührig, scharfsinnig, liebt Scherz und Wit, ist ein großer Erzähler, aber auch ein großer Lügner. Er ist außerordentlich höflich und äußerlich gefittet, liebt Neuerungen, ahmt jede Mode nach, ist artig gegen den Fremden, namentlich den Europäer. Der Perser wird Dir nie Böses sagen, aber auch nie Gutes thun." (Schon Herodot bemerkt die Nachahmungssucht, wie er überhaupt viele noch heute den Persern eigenthümlichen Eigenschaften und Gewohnheiten, z. B. das Weintrinken, die Höflichkeit u. s. w. anführt.)

Was die höheren Stände betrifft, so verbirgt sich unter der größten Schmeichelei und Artigkeit ein intriganter, verrätherischer, schmuziger, käuflicher Geist. Sie sind die Diener eines Despoten, bei welchem Tugenden, wie freier Mannesstolz u. f. w. gefährlich sind wie kann es da anders sein. Eine große Menge unter ihnen heucheln tiefe Religionsverehrung; namentlich unter diesen sieht man viele Sleptiker, die an nichts als an sich und Macht und Erpressung glauben.

Das Volk, wie schon gesagt thätig und gescheidt troß der Jahrhunderte der Unterbrückung, ist tapfer, je nach der Führung. Zu einer Zeit geschlachtet von den Angreifern, wie eine Schafherde von Paar Wölfen, zu andern Zeiten mit Löwenmuth streitend.

Die Reicheren haben ihre Freude an Pferden, Schmuck, Waffen. Der Harem, das Bad bieten die Hauptvergnügungen. Außerdem liebt der Perser den Rauch aus der Wasserpfeife ziehend da zu fizen, zu schwagen und zu erzählen oder die

Gesänge seiner von ihm hochverehrten Dichter anzuhören. Es soll nichts ungewöhnliches sein, daß der Lastträger oder Maulthiertreiber mit einem Weisheitsspruch Saadis oder einer Strophe seines göttlichen Hafis antwortet. Der Dichter und Versemacher gibt es noch heute, wie zu allen Zeiten in Persien, eine Unzahl. Der Perser ist ein schlauer Händler. Der Jude wird arm in Persien." Alle sind dem Weingenuß ergeben. Früchte, Konfituren (im Uebermaß), Milch, Eier, Gemüse, Pilau und Fleisch bilden die Hauptnahrung.

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Die Regierung war zu allen Zeiten despotisch. Einen kurzen Einblick in die Verwaltung zu geben, sei hier angeführt, daß 1819 zehn Söhne Feth Ali Schahs als Gouverneure über Provinzen saßen, jeder mit seinem Hofstaat, Schaß und Truppenkorps in eigener Residenz; außer diesen saßen in höheren Civilämtern noch 39 leibliche Söhne und die Schwiegersöhne von etwa 140 Töchtern. Die Aussaugung und Verarmung des Landes ist danach erklärlich.

Die Einnahmen des Schahs werden auf 2 Millionen Livr. Sterl. geschäßt. Die 3 Hauptzweige derselben sind: 1. der Maliat, die ursprünglich erbliche Abgabe an die Krone in Produkten oder Geld, früher 1/10, jetzt bis auf 1% des Ertrages der Ländereien 2c. gesteigert; 2. der Sader, eine willkürliche Besteuerung, Herbeiziehung zu Diensten, die besonders die Bauern drückt. Die Straßen, auf denen vielfach Große oder Kouriere u. dgl. zu reisen haben, sind wegen der Zwangsdienste, die von diesen gefordert werden, von den Einwohnern gemieden. Ihre Dörfer weichen von ihnen zurück, statt wie sonst überall sich an diese Wege zu drängen; 3. der Peisch-kesch, oder das freiwillige Geschenk, das zum Noruzfest nach den muthmaßlichen Einkünften des Zahlers gegeben werden muß.

Der Handel ist wegen der schlechten Straßen verhältnißmäßig unbedeutend. Der Export beträgt etwa 11/4 Mill. Livr. Sterl.

Die waffenfähige Mannschaft wird auf 250,000 Mann geschäßt. In den russischen Kriegen hat aber Abbas Mirza nur etwa 40,000 M. beisammen gehabt. Die Versuche, persische Truppen zu discipliniren gelangen über Erwarten. Etwa 15,000 Mann waren im zweiten Jahrzehnt dieses Decenniums von englischen Officieren europäisch geübt. Als Persien sich dem russischen Einflusse hinneigte und gegen die Türkei Krieg begann, wurden die Engländer abberufen und das Ganze zerfiel. Auch heutigen Tags ist kein besonderer Aufschwung darin wieder eingetreten. Die Reiterei ist gut, so weit undisciplinirte Reiterei zu brauchen ist. Bei ihr war das Einexerciren am schwierigsten, weil sich der Perfer jedem andern Reiter überlegen glaubt.

Die Perfer sind eifrige Schiiten. Die Turkstämme und Afghanen find Sunniten. Der Haß zwischen diesen Sekten überwiegt sogar noch den gegen die Christen. Außer ten christlichen Nestorianern in den unzugänglichen nördlichen Gebirgen gegen Armenien finden sich noch zersprengte Reste der alten Feueranbeter, der Guebern. Außerdem gibt es eine ziemliche Anzahl Juden und Zigeuner. Diese sollen nach der Volkssage von 4000 Musikern des Louly Tribus stammen, die unter König Bahramgur aus Indien nach Iran verpflanzt wurden.

Die Geschichte Persiens zeigt ein selten ausgesettes An- und Ueberwogen. der Völkerfluth auf diesem Weltdamm. Bald geht der Strom nach Westen wie unter den ersten geschichtlichen Perserkönigen. Unter Alexander dringt der europäische Einfluß bis nad, Indien vor. Dann Hin- und Herkämpfe, wie schon in den sagenhaften Zeiten, zwischen Iran und Turan, das Andringen des Occidents unter den Römern mit der Partherabwehr, dann die arabische Fluth, sodann die mongolischen, später die großen tartarischen Sturmfluthen, von denen namentlich

die erste nach Indien überschlägt. Der Afghanenandrang löst den nordischen ab, bis in Khorassans Wüsten das Schwert des Schwertlandes, Nadir Schah, vom Bandenhäuptling sich zum Sultan emporschwingt und Afghanen und Türken schlägt, Turan demüthigt und bis nach Delhi den Schrecken der Perserwaffen trägt. Aber schon vor ihm hat die nordische Macht Rußlands, seit Peter, begonnen, gegen Berfien und den Süden, gegen die Straßen Indiens vorzubrängen, während England bald Indien erobert und jetzt eifersüchtig die Straßen der indischen Einfälle bewacht. So liegt Perfien heute wieder zwischen der Eifersucht Rußlands, Englands und der wenig furchtbaren Türkei. Ueber Herat, Kabul und Kandahar geht der große indische Völkerweg. England bat erst in den letzten Jahren Diversionen gegen Buschir von der Meeresseite gemacht, um Persien, das von den russischen Intriguen gegen Herat gedrängt wurde - gerade jest bringen die Zeitungen wieder Nachrichten, daß ein solcher Zug im Werk sei zu hemmen.

Die älteste Ueberlieferung der Zendurkunde läßt den von Ormuzd zum König eingesetzten Dschemschid, den Ahriman durch Kälte, Schnee und Mißwachs aus dem Ursiz, dem Quelllande des Oxus und Jarartes vertreibt, nach Iran einwandern, noch nicht in dem glänzenden Gewand des Völkerkönigs der späteren Sagen, sondern gleich dem Patriarchen der Nomadenhorde, der in das unbewohnte Land mit seinen Heerden zieht, ein iranischer Abraham. Der Sänger von Tus, genannt Firdusi, der Paradiesische, hat uns in seinem Schah Nameh, dem Buch der Könige jene Sagenzeit geschildert, aus ber, noch jest im Munde des Volks lebend, der Perserheld Rustem und viele andern Pehlwans (Helden) durch die Kämpfe mit den als Dämonen geschilderten wilden Bewohnern des Nordens und Oftens hervorleuchtet. Mit Cyrus (Kai Khusru?), dem Häuptling des Uluß der Berser, aus dem Herrschergeschlecht der Achämeniden, betreten wir den Boden der Geschichte. Aehnlich wie noch im vorigen Jahrhundert ein Afghanenstamm schwang sich unter ihm der Perserstamm empor. Er und seine Nachfolger dehnten ihre Herrschaft von Indien bis an das Mittelmeer und die Kyrenäischen Wüsten aus. Der Eroberungszug nach Griechenland unter Darius und Xerxes (Guschtap und Isfundihr der Perser; unter ihnen führte Zoroaster die neue Religion der Feuerverehrung ein) schlug fehl; Alexander von Macedonien zertrümmerte das große Reich. Nach seinem Tod fiel das engere Persien größtentheils an Seleutus Nikator, unter deffen Nachfolgern Arfaces sich unabhängig machte und die Dynastie der Arfaciten gründete. Das Perserreich bestand nun aus einem Fürstenbund der verschiedenen Häuptlinge, an deren Spite Arfaces in der alten Königsstadt Rhe (Rei) stand. Ueber die folgenden 200 Jahre weiß uns die Geschichte nichts zu berichten, bis zu Trajans und Hadrians Zeiten das Dunkel wieder aufklärt und einzelne Gestalten bestimmter erscheinen. Gott allein" - so führt Malcolm den verzweifelnden Ausruf eines persischen Geschichtsschreibers über diese Periode an weiß die Wahrheit." Bom Tode Alexanders bis zur Regierung des Artaxerxes — sagt der englische Geschichtschreiber, find fast 500 Jahre. Der ganze Raum dieser merkwürdigen Aera kann ein weißes Blatt in der morgenländischen Geschichte ge= nannt werden. Dabei ist zu bedenken, daß es dieselbe Zeit ist, in der die unbeflegten Legionen Roms der parthischen Taktik erlagen, der Crassus mit seinem Heere zum Opfer fiel, die Cäsar den Königstitel heraufbeschwören sollte. Die römischen Geschichtsschreiber bringen Einzelnes über die Führer der Parther 2c., Die Morgenländischen nichts. Im Anfang des 3. Jahrhunderts besteigt das Gefchlecht der Sassaniden den persischen Thron. Ardischihr Babigan, der Nachkomme Saffans, von den Griechen Artaxerxes I. genannt, gewinnt das Reich und dehnt

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