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nun von dem Grafen St.Germain im Oberhause ein Gefeßesentwurf eingebracht, welcher die Regierung ermächtigen sollte, in jedem Distrikt, in welchem derartige Berbrechen verübt wurden, eine gehörige Anzahl Konstabler zu schicken, welche auf Kosten des Distrikts erhalten werden sollten. Dieser Gesetzesentwurf ging im Ober haus ohne erheblichen Widerstand durch, fand aber im Unterhaus leidenschaftlichen Widerspruch und es war sichtlich, daß die Protektionisten diese Gelegenheit ergreifen wollten, um das Ministerium zu stürzen. Andererseits wollte dieses fallen, die Mitglieder erklärten, daß sie mit dieser Bill stehen und fallen wollten und als sie wirklich mit einer Majorität von 23 Stimmen verworfen wurde, kündigte P. am 29. Juli seine Entlassung an und hielt dazu eine glänzende Abschiedsrede, die er mit folgenden Worten schloß:

„Indem ich von der Gewalt abtrete, hinterlasse ich einen vielgeschmähten Namen, ich fürchte bitteren Tabel von vielen ehrenwerthen Männern, welche ohne persönliche Beweggründe, einzig aus Gründen des öffentlichen Wohles beklagen, daß die Bande einer Partei zerrissen sind, deren Vorhandensein und Aufrechthaltung ein sehr wirksames Mittel einer guten Regierung ist. Ich fürchte auch von anderen ehrenwerthen Männern, welche ohne persönliches Interesse den Grundsäßen des Schußzelles anhängen, weil sie diesen als nothwendig für das Gedeihen des Landes betrachten. Ich hinterlasse einen von den Monopolisten, deren Motive minder ehrenhaft find, verwünschten Namen, aber mein Name wird auch mit Wohlwollen genannt werden in den Wohnungen derjenigen, deren Loos in dieser Welt die Arbeit ist, und die ihr Brod im Schweiße ihres Angesichts essen, diese werden sich meiner erinnern, so oft sie ihre erschöpfte Kraft durch reichliche und unbesteuerte Nahrung wiederherstellen und die ihnen um so süßer schmeckt, da sie nicht mehr von einem Gefühl der Ungerechtigkeit verbittert ist." Das Scheiden P.'s von seinem Amte wurde in weiten Kreisen tief bedauert und beklagt. In der Sigung, in welcher er seinen Rücktritt ankündigte, gab ein Mitglied des Unterhauses Mr. Hume der allgemeinen Stimmung Ausdruck in folgenden Worten: „Ich bin lange ein Gegner des sehr ehrenwerthen Baronets gewesen, aber ich muß dem Lande Glück wünschen, daß durch ihn eine große Maßregel zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht worden ift. Er hat dadurch der Anwendung des Kapitals und der Industrie einen großen und weiten Spielraum eröffnet und verdient dafür mehr Anerkennung als irgend einer seiner Vorgänger im Amte. Ich bin gewiß, daß, wenn diese Maßregel richtig ausgeführt wird, fie der civilifirten Welt die größten Wohlthaten gewähren wird. Ich bedaure deshalb, daß in diesem Augenblick Verhältnisse den Baronet nöthigen, von dem Ruder des Staates abzutreten, und bin überzeugt, daß sein Austritt aus dem Kabinet Quelle des Bedaurens für Millionen ist." Der radikale Abgeordnete für London Mr. Wadley sagte: „In diesem Augenblick ist Robert Peel der volksthümlichste Mann im Königreich; er ist geliebt, ja angebetet von den Maffen, welche glauben, daß kein Minister vor ihm je solche Opfer gebracht hat, wie er ihretwegen."

B.'s Nachfolger im Amte ward nun Lord John Russel, und das Kabinet war wieder ganz aus Whigs zusammengeseßt. P. nahm forthin im Parlament eine sehr angesehene Stellung ein, er war fein eigentlicher Parteiführer mehr, die Füh rung der Konservativen überließ er den Lords Stanley und Bentind und Benjamin d'Israeli, aber er sammelte um sich das kleinere Häuflein einer liberalfonservativen Mittelpartei, welche dem gemäßigten Fortschritt huldigte und etwa 106 an der Zahl sich unbedingt an ihn anschlossen. Sein Wort hatte übrigens bei allen Parteien großes Gewicht, nicht nur weil er ein bedeutender

Bluntsoli and Brater, Deutsches Staats-Wörterbuch. VIII.

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durch die überzeugende Klarheit seiner Auseinandersetzungen einflußreicher Redner war, sondern auch weil er die Voraussetzung uneigennütziger Beweggründe und unparteiischer Ansichten für sich hatte. Getreu seinen liberalen Grundsäßen und seiner Ueberzeugung, daß das Staats- und Verkehrsleben allmälig von allen hemmenden Schranken befreit werden müsse, unterstützte er das Ministerium bei innern Reformen namentlich in Aufrechthaltung und Weiterbildung des Freihandelsystems und schüßte es mehrmals mit gutem Erfolg gegen die Angriffe der Protektionisten. Eine Reihe von Fragen, die unter seinem Ministerium behandelt worden waren, kamen auch unter seinem Nachfolger wieder zur Sprache, die Einkommentare, das Münz- und Banksystem, der Stand der Kolonieen, die Zuckerzölle und die Unterscheidung des aus freier und aus Sklavenarbeit erzeugten Zuckers, die irische Zwangsbill u. A. Der neue Minister des Innern George Grey sah sich durch die fortdauernden Unruhen und Mordthaten in Irland genöthigt, schon im Nov. 1847 eine ganz ähnliche Bill einzubringen, wie diejenige gewesen, über welcher das Ministerium P. gestürzt war. P. unterstüßte jetzt die Bill lebhaft nicht ohne Anspielung auf die damals gegen ihn vereinigte Opposition der Whigs und Tories, und jetzt wurde die Maßregel mit großer Majorität angenommen. Eine der wichtigsten Fragen, bei welcher P. seine religiöse Toleranz und die Konsequenz der Grundsäge, die er bei der Katholikenemancipation an den Tag gelegt, zu bewähren Gelegenheit hatte, war die Judenemancipation, die am 11. Dec. 1847 aus Veranlassung der Wahl Rothschilds zum Abgeordneten der Stadt London angeregt, wurde. P. unterstüßte die ministerielle Bill für die Zulassung der Juden im Parlament am 7. Febr. 1848 in einer glänzenden Rede, in welcher er erklärte, daß ihm mehr das Gefühl einer religiösen Verpflichtung, als die politische Nöthigung bewege, seine Stimme dafür zu erheben. Eine ähnliche principielle Frage, wie die über die Korngefeße tauchte im Jahr 1848 auf, als es sich darum handelte, die Schifffahrtsgefeße Cromwells, welche England zur Secherrschaft verholfen hatten, und den englischen Schiffen das Monopol für den Transport der im Ausland erzeugten und nach England oder nach den englischen Kolonieen einzuführenden Waaren sicherte, aufzuheben. Als der Handelsminister Labouchère am 15. Mai 1848 eine Reform dieser Geseze vorgeschlagen hatte und im Parlament ein heftiger Kampf darüber entstand, war es P., der diesen Antrag auf Freigebung der Konkurrenz eifrig bevorwortete und zum Sieg des ministeriellen Antrags viel beitrug, der jedoch erst im folgenden Jahr, den 17. Juli zu vollständiger Erledigung gelangte. Um dieselbe Zeit hatte die Protektionistenpartei einen tödtlichen Angriff auf das ihr wegen seiner freihändlerischen Tendenz verhaßte Ministerium versucht, durch den am 2. Juli eingebrachten Antrag Benjamin d'Israeli's, den Zustand der Nation in Betracht zu ziehen. P. sprach mit großer Wärme für das Ministerium, gab vermittelst einer Masse statistischen Stoffes eine treffliche Apologie des Freihandelssystems und half den Ministern eine Majorität von 140 Stimmen gewinnen.

P.'s lette parlamentarische That aber war eine scharfe Kritik der auswärtigen Politik Palmerstons, als dieser auf die Schuldklage zweier englischer Unterthanen gegen die griechische Regierung ungemein harte Maßregel gegen lettere in Anwendung gebracht hatte. Diese hatten im Oberhaus (Juni 1850) von Lord Stanley heftigen Tadel erfahren und es war sogar ein Beschluß durchgesetzt worden, welcher die Politik Palmerstons gegen Griechenland verurtheilte. Um diesen Schlag gegen das Ministerium zu pariren, beantragte nun im Unterhaus Roebuck eine Erklärung: Die auswärtige Politik Lord Palmerstons sei darauf berechnet gewesen, die

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Ehre und Würde Englands aufrecht zu erhalten." Bei der Debatte über diesen Antrag hielt nun P. den 28. Juni eine längere Rede, worin er die ganze auswärtige Politik Palmerstons durchnahm und mit dem Vorwurf gegen ihn schloß, daß er das Princip der Nichtintervention, für welches bisher jeder englische Staatsmann von Bedeutung seit den leßten 50 Jahren gestritten, verlegt und das entgegengesezte der Intervention befolgt habe. Diese Rede P.'s machte großen Eindruck, doch wurde der Antrag Roebucks mit 310 Stimmen gegen 264 angenommen, da die Verwerfung desselben den Sturz des Ministeriums herbeigeführt haben würde. Diesen hatte auch P. keineswegs beabsichtigt. Den Tag nach dieser Rede traf P. ein Unfall, deffen Folgen seinem Leben schnell ein Ende machten. Auf einem Spajierritt, den er Abends nach gewohnter Weise machte, wurde er von dem scheu geworbenen Pferde abgeworfen, stürzte auf den Kopf und verlegte sich so bedeutend, daß er nach drei Tagen den 2. Juli starb.

An den zwei folgenden Tagen wurde im Unterhaus von Freunden und Gegnern seiner gedacht, und seine ungemeinen Verdienste in den stärksten Ausdrücken gepriesen, 8 Tage später beantragte Lord Ruffel eine Adresse an die Königin mit der Bitte, in der Westminsterkirche auf Staatskosten ein Denkmal für Robert P. errichten zu lassen, was einstimmig angenommen und großartig ausgeführt wurde. Außerdem find in etwa 50 Städten Großbritanniens Denkmäler für Robert P. errichtet worden. Er war nicht nur einer der berühmtesten, sondern auch wohl der populärste Minister, den England je gehabt hat.

Die staatsmännische Bedeutung P.'s beruht, wie wir gesehen haben, im Verständniß der socialen und volkswirthschaftlichen Interessen und Bedürfnisse und in dem Geschick, die dadurch bedingten und nothwendig geforderten Reformen im rechten Augenblick allmälig, in ächt liberal-konservativer Weise durchzuführen. Er war in der Erkenntniß des Richtigen und in Berfolgung seiner politischen Ziele vielfach durch Parteivorurtheile gebunden, aber das Parteiinteresse und die Parteikonsequenz machte ihn nicht blind gegen die Macht der Thatsachen und stand ihm nicht über der wahren Staatsflugheit und Pflichttreue, die ihm gebot das zu thun, was er als für das allgemeine Wohl nothwendig und heilsam erkannte. Diese politische Pflichttreue machte ihn auch unabhängig nach oben und unten, er geizte weder nach Hofgunst noch nach Volksgunst, er war und blieb Vertreter des Bürgerthums, der Mittelklassen der Gesellschaft, er verschmähte für sich und seine Familie eine höhere Rangklasse anzustreben und lehnte zweimal die ihm angetragene Beerswürde und Verseßung in das Oberhaus, sowie die Verleihung des Hofenbandordens ab.

Die für einen englischen Staatsmann unentbehrliche Kunst der Rede fehlte ihm nicht, aber er war nicht gerade, was man einen großen Redner nennt, es fehlte ihm der oratorische Schwung, der Reichthum der Gedanken und Bilder, die Kraft des Ausdrucks. Seine Stärke bestand darin, das, was er gerade im Intereffe der Sache, die er vertrat, zu sagen hatte, tlar, geordnet und mit Wärme der eigenen Ueberzeugung darzulegen. Dabei hatte er die Gabe eleganten Ausdrucks, er wußte wohl auch mitunter den belebenden Schmuck der Phantasie, des Wiges und Humors anzubringen.

Sein Aeußeres war nicht gerade imponirend, aber fein und männlich, seine Gestalt schlank, etwas über Mittelgröße, sein Gesicht ausdrucksvoll, seine Augen groß und offen, seine Nase hervorstehend, aber von seiner Bildung, sein Haar spielte etwas ins Röthliche.

Sein Familienleben wird als musterhaft gerühmt, er war den Seinigen

ein treuer, gewissenhafter Gatte und Vater, seinen Freunden war er mit Zuverläßigkeit und Aufopferung zugethan. Neben seiner staatsmännischen Bildung besaß er eine seltene allgemeine Bildung, er hatte ein lebendiges Interesse für viele Gebiete des Wissens und namentlich für die Kunst, für welche er von seinem großen Vermögen edlen Gebrauch machte.

Literatur: Memoirs of the life of Sir Robert Peel. 2 vol. London 1842. The life of the right honorable Sir Robert Peel. London 1851.-Heinrich Künzel, Leben und Reden Sir Robert Peels. 2 Bde. Braunschweig. Westermann. 1851. Fr. Guizot, Sir Robert Peel. Revue des deux mondes. Partie I-IV. 1856, auch besonders abgedruckt unter dem Titel: Sir Robert Peel. Etude de l'histoire contemporaine. Paris, Didier. 1858. Sir Robert Peels memoirs. Left in manuscript. Edited by Earl Stanhope and the right honorable Edward Cardwell. 2 vol. London. Murray 1860. Der Inhalt des ersten Bandes dieser memoirs ift auch obengenanntem Werke Guizots in Uebersetzung einverleibt, es sind 2 Denkschriften Peels über die Katholiken-Emancipation und die Einfuhr fremden Getreides, und die Briefe, die an Peel geschrieben wurden, als es sich 1834 um Uebernahme seines ersten Ministerium handelte. - Harr. Martinau, History of England from 1816 to 1846. 4 vol. London 1851. - Eine gute Charakteristik Peels gibt Chr. Fr. v. Stockmar in der deutschen Zeitung vom 11. Juli 1850. Lawrence Peel, a sketch of the life and character of Sir Robert Peel. London 1860. Memoirs by the right honorable Sir Robert Peel. Published by the tractees of his papers, Lord Mahon now Earl Stanhope and the right honorable Ed. Cardwell. vol. I. II. The roman catholic question 1828-29. The new government 1834-35 Repeal of the corn laws 1845-46. London 1858. Klüpfel.

Wilhelm Penn.

Neben denen, welche nach Nordamerika im 17. Jahrhundert auswanderten, um auch dort edle Metalle zu suchen oder sich durch Bearbeitung des Bodens zu ernähren, finden sich andere, die dem religiösen Zwang Europas entfliehen und für ihre verfolgten Glaubensbrüder Zufluchtsstätten errichten wollten. So gründeten Katholiken Maryland, Puritaner die Kolonien von Neu-England, und Quäker ließen sich seit 1674 in Neu-Jersey nieder. Schon an diesen leßten Unternehmungen hatte Penn Theil genommen; bald aber faßte er einen größeren Plan, deffen Durchführung vorzugsweise seinen Namen im Andenken der Nachwelt erhalten hat.

Wilhelm Penn, geboren den 14. Okt. 1644, war der Sohn des Admirals, welcher Jamaika den englischen Besitzungen hinzugefügt hat. Auf der Universität Oxford ward er für die Lehren der Quäfer gewonnen, und obwohl ihn sein Vater durch mancherlei Mittel, sanfte und harte, zur Umkehr zu bewegen suchte, ja Karl II. selbst ihm freundliche Vorstellungen machen ließ: so blieb er doch seiner Sekte treu, predigte und vertheidigte ihre Lehren durch die Preffe und ertrug geduldig wiederholte Verfolgungen und Gefängnißstrafen; nur reinigten sich mit den Jahren die Ansichten, die er mit jugendlicher Lebhaftigkeit ergriffen, und seine Haltung wurde besonnener und weltkluger. Eben hiervon zeugt die Art, wie er eine Forderung von 16,000 Pfund an den Staat, die er von seinem Vater geerbt hatte, zu benußen wußte. Geld zu erhalten war sehr schwierig; er suchte deshalb um ein Gebiet in Nordamerika nach und empfing am 4. März 1681 einen königlichen Freibrief, welcher ihn zum Erbeigenthümer eines großen, Pennsylvanien zu nennenden Landstrichs machte. Der einfache Quäker ver

wandelte sich so in einen Fürsten; aber das Recht der Gesetzgebung wurde nach zwei Seiten beschränkt, erstlich durch die Verpflichtung, den Rath und die Zustimmung der freien Männer der Provinz einzuholen, dann durch das Veto, welches sich die Krone vorbehielt. Außerdem wurde dem Parlament ausdrücklich die Befugniß gewahrt, Steuern und Zölle aufzulegen, und die Beobachtung der englischen Handelsanordnungen gefordert; endlich sollten Einwanderer, welche der Hochkirche angehörten, nicht belästigt werden dürfen.

Das verliehene Gebiet war damals nicht mehr frei von europäischen Ansiedlern; Schweden, Holländer und Briten hatten sich dort bereits niedergelassen. Nun zogen noch im J. 1681 neue Einwanderer dahin. Im folgenden Jahre gab der Erbeigenthümer eine Verfassungsurkunde, worin er sich und seinen Nachfolgern, wie er sagte, leine Macht ließ, „Unheil zu thun, damit nicht der Wille eines Einzelnen das Wohl des ganzen Landes verhindern könnte". Die Regierung übertrug P. an einen Rath von 72 Männern; diese werden auf drei Jahre von dem Volke gewählt, und ein Drittel von ihnen scheidet jährlich aus. Der Erbeigenthümer führt den Vorsiß und hat eine dreifache Stimme. Die Gefeße, welche jener Rath vorschlägt, müssen bekannt gemacht und dann einer Landesversammlung, die anfangs aus den Urwählern, dann aus Abgeordneten besteht, zur Annahme oder Verwerfung vorgelegt werden.

Noch in demselben Jahre segelten 23 Schiffe mit Auswanderern nach dem neuen Lehnsfürstenthum; mit ihnen ging auch der Erbeigenthümer hinüber, um sein Besitzthum sich anzusehen und die Verfassung ins Werk zu seßen. Er fand die Luft mild und rein, das Land wasserreich, fruchtbar und mit einer Fülle von Vögeln und Fischen gesegnet, kurz so, „daß ein Abraham, Isaak und Jakob damit sehr zufrieden gewesen, fein würde". Als er am 4. December die erste Landesversammlung eröffnete, sah er sich genöthigt, sogleich Abänderungen zu treffen; denn nicht die Urwähler waren gekommen, sondern aus jeder von den damaligen sechs Grafschaften zwölf Abgeordnete, zusammen gerade so viel Mitglieder, als er ursprünglich für den Rath bestimmt hatte. Der Wunsch der Ansiedler ging dahin, daß die Erschienenen als Rath und Landesverfammlung dienen möchten; demgemäß ward aus den 72 Vertretern ein Rath von 18 ausgesondert und diese Zahl auch für die Folgezeit beibehalten; die Mitglieder desfelben sollten 3 Jahre, doch so, daß ein Drittel jährlich ausscheidet, im Amte bleiben, die Landesversammlung dagegen fünftig nur aus 36 jährlich gewählten Abgeordneten bestehen. Die Rechte des Gouverneurs erfuhren eine wichtige Erweiterung, indem derselbe im Widerspruch mit P.'s früher abgegebener Erklärung statt der dreifachen Stimme die Befugniß erhielt, zusammen mit dem Rathe Geseze vorzuschlagen, so daß chne seinen einzelnen Willen nichts mehr festgesezt werden konnte. Ferner ward ein Landrecht, das sogenannte große Gesetz, abgefaßt. Dieses übertrug die politischen Rechte auf jeden Grundbefizer, der Steuern zahlt und an Jesum Christum glaubt; es versprach außerdem Duldung und Religionsfreiheit allen denen, welche bekennen, ,,daß der eine allmächtige und ewige Gott der Schöpfer, Erhalter und Regierer der Welt sei, und sich in ihrem Gewissen verbunden erachten, friedlich und gerecht in der bürgerlichen Gesellschaft zu leben"; nur müßten sie sich des Sonntags aller Werkeltags= arbeit enthalten; auch wurde, wenigstens anfangs, die zugesagte Duldung nicht auf die Katholiken ausgedehnt. Die Strafbestimmungen waren im Ganzen sehr mild, da allein auf Mord der Tod stand; im Uebrigen bedrohten sie das Trinken von Gesundheiten, Schauspiele, Karten, Würfel, Masken und andere Erheiterungen mit entmuthigenden Strafen.

Nachdem die Regierung eingerichtet war, eilte P. zu Lord Baltimore, dem Erbeigenthümer von Maryland, um sich mit diesem über die südlichen Grenzen zu verstän=

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