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trag der auszugebenden Noten den Betrag der nationalen Sicherheiten und des im Umlauf befindlichen Metallgeldes überschritte. Es war 1840 auf das Gutachten national-ökonomischer Autoritäten hin (der Herren Loyo und Norman) zu diesem Zweck der Vorschlag gemacht worden, das Recht, Papiergeld auszugeben auf eine einzige Korporation zu beschränken und allen Landbanken das Recht der Notenausgabe zu nehmen. P. aber glaubte seinen Zweck erreichen zu können, ohne für jezt so weit zu gehen. Allen, welche dermalen Noten ausgaben, sollte dies fernerhin gestattet bleiben, nur sollte die Befugniß nicht weiter ausgedehnt werden Am 6. Mai 1844 trug P. in einer dreistündigen Rede seine Vorschläge und deren Begründung vor. Die Grundzüge seiner Auseinandersetzung und Vorschläge sind im Wesentlichen folgende: Peel glaubt den Betrag der Gesammtsumme des in England und in dem englischen Handel umlaufenden Geldes auf etwa 30 Millionen Pfd. St. annehmen zu müssen, davon rechnet er 22 Mill. auf den inländischen Verkehr und von den entsprechenden Noten etwa 14 auf die Bank von England und 8 auf die Landbanken; als Sicherheiten für die 22 Millionen glaubt er, könnten die englischen Stocks- und Schazkammerscheine genügen, da es unwahrscheinlich wäre, daß für diese je Metallgeld verlangt würde. Dagegen würde man für die übrigen 8 Millionen, welche dem auswärtigen Handel dienen, keine solche nationalen Bürgschaften brauchen können, sondern Sicherheiten von allgemeiner Geltung, nämlich eine entsprechende Masse Goldes haben müssen, daher sollte immer so viel Gold vorräthig gehalten werden, als die Summe beträgt, um welche die fämmtliche Papier-Emission die 22 Millionen übersteigt, welche durch nationale Bürgschaften gedeckt sind. Um dieses Gleichgewicht zu erhalten, sollte die Bank verpflichtet sein, alles edle Metall, das man ihr brächte, gegen einen etwas ge= ringeren Preis, als den Münzwerth anzukaufen, so daß das eingelieferte Gold reichlich durch einen gleichen Betrag Papier ersetzt würde. Wenn aber Gold herausgenommen würde, so sollte das dafür einkommende Papier vernichtet werden. Auf diese Motivirung gründete P. folgende Vorschläge: die Bank von England wird, um die Uebersicht und Ordnung zu erleichtern, in zwei Abtheilungen getrennt, wovon die eine nur die Ausgabe von Noten, die andere das eigentliche Bankge= schäft zu besorgen hat und beide Abtheilungen sollen gehalten sein, wöchentliche Rechenschaftsberichte über ihren Geschäftsbetrieb zu veröffentlichen. Der Betrag der Sicherheiten, auf welche die Bank Noten auszugeben hat, welche auf Verlangen zahlbar sind, darf nur innerhalb gewisser durch das Gesez bestimmter Grenzen vermehrt werden. Die Rate der jährlichen Bankzahlungen wird auf 180,000 Pfd. festgesetzt. Uebrigens soll die Bank im Falle einer Zunahme der Sicherheiten weitere Zahlungen machen dürfen bis zum Betrag des Netto-Gewinnes, den diese weiteren Sicherheiten gewähren. Diese auf ein richtiges financielles System ge= stüßten Vorschläge auf den Rath anerkannter Nationalökonomen entworfen, wurden mit allgemeiner Befriedigung aufgenommen. Man war froh, eine Lösung der Aufgabe gefunden zu haben, ohne die Mißstände durchmachen zu müssen, welche ein Verbot der Notenausgabe der rechtlich bestehenden Landbanken herbeigeführt haben würde. Mit Freuden und beinahe einstimmig wurde die Bill am 20. Mai im Unterhaus angenommen und erhielt am 19. Juli 1844 Gefeßeskraft. In demselben Jahr wurde auch ein weiterer Schritt auf den Wegen des Freihandels gemacht, durch eine Bill zur Ermäßigung des Zuckers und Zulassung alles aus freier Arbeit gewonnenen Zuckers gegen einen Differentialzoll zu Gunsten der brittischen Pflanzer.

Im folgenden Jahr erfuhr das Ministerium P. eine wichtige Veränderung

durch den Austritt Gladstones, eines der thätigsten und intelligentesten Mitglieder der Regierung, namentlich eines eifrigen Vertheidigers der Rechte der Kirche. Er trat aus, wie man behauptete, weil er mit einigen weiteren Zugeständnissen, welche P. dem irischen Volke machen wollte, nicht übereinstimmte. Eines dieser Zugeständnisse war die sog. Maynooth-Bill, welche P. im April 1845 einbrachte. Es war diese Bill eine bedeutende Erigenz von 26,360 Pfd. St. jährlich zur Staatsunterstützung des katholischen Briefterseminars zu Maynooth. Dieses Kollegium war von der Regierung gegründet worden, um den Studirenden der katholischen Theologie möglich zu machen, ihre Studien in Irland zu vollenden und ihnen den Besuch von auswärtigen Universitäten entbehrlich zu machen, wo sie häufig seindselige Gesinnungen gegen das protestantische Großbritannien einsogen. Diese Forderung war zugleich die thatsächliche Erklärung einer versöhnlichen Politik gegen Irland; wurde aber sowohl von den Anhängern der Hochkirche, als von den protestantischen Dissenters mit aller Macht bekämpft, weil man in jeder derartigen Berwilligung eine Förderung der römisch-katholischen Lehre sah und glaubte, es sei zugleich eine Einleitung zur Besoldung der Priester auf Staatskosten. Dagegen wurde das Ministerium nicht nur von den Katholiken, sondern auch von den Whigs nnd Radikalen, welche darin eine Anerkennung des Princips der bürgerlichen Gleichheit der Konfeffionen sahen, lebhaft unterstüßt. Selbst der soeben aus dem Ministerium ausgetretene Gladstone erklärte seine Zustimmung. So kam es, daß die Maynooth-Bill mit ziemlich großer Majorität (mit 377 Stimmen gegen 184 im Unterhaus und 181 gegen 50 im Oberhaus) angenommen wurde, (16. Juni 1845) obgleich 5 Bischöfe und 3 Laienpeers dagegen protestirten, weil diese Bill die Mittel zur Aufrechthaltung religiösen Irrthums und zum Widerstand gegen die Reformation beschaffe und weil sie die Meinung begünstige, daß religiöse Wahrheiten eine gleichgültige Sache für den Staat seien. P. verlor durch diese Bill das Zutrauen aller streng kirchlich Gesinnten, und jede Unterstüßung des Ministeriums von dieser Seite hörte seit Annahme der Maynooth-Bill völlig auf. In enger Berbindung mit der leztern war eine Bill, welche Graham am 9. Mai einbrachte mit dem Antrag auf Errichtung von drei akademischen Kollegien für Irland, in welchen weltliche Wissenschaften mit gänzlicher Ausschließung des theologischen Elementes gelehrt werden sollten. Auch dieser Vorschlag wurde, weil er auf der Boraussetzung eines konfessionslosen Staates beruhte, mit aller Macht bekämpft, und zwar nicht nur von den Anhängern der englischen Hochkirche, sondern auch von den katholischen Bischöfen Irlands, sowie von O'Connel, wurde aber dennoch nach langen Verhandlungen in beiden Häusern angenommen.

Die Hauptsache und das Charakteristische in P.'s Verwaltung blieben aber doch die financiellen Reformen, die in den letzten Jahren seines Ministeriums zu einer tief eingreifenden grundsäßlichen Entscheidung gelangten. Mit sehr gespannter Erwartung sah man bei Eröffnung des Parlaments im Frühjahr 1845 dem Finanzbericht P.'s entgegen, die Erwartungen, die man hegte, wurden aber durch die Borlagen, welche P. am 14. Februar machte, noch weit übertroffen. Nicht nur war seine einleitende Rede eine treffliche, lichtvolle Auseinanderseßung der financiellen Lage, sondern seine Plane erschienen auch Vielen als ein sehr großer glücklicher Fortschritt. Er konnte die erfreuliche Mittheilung machen, daß der durch die Einkommenssteuer und andere Verbesserungen gewonnene Ueberschuß sich auf 5 Mill. Pfd. belaufe. Dennoch beantragte er die Erneuerung jener mit dem Jahr 1845 abgelaufenen Steuer auf die nächsten drei Jahre, um auf Heer und Flotte mehr verwenden und wieder eine Reihe wichtiger Zölle theils ganz abschaffen, theils er

mäßigen zu können. Der in großartiger Weise wachsende Handelsverkehr erforderte einen ausgedehnten Schuß der Marine; im chinesischen und im stillen Meere, sowie an der Küste von Afrika sollten neue Seeftationen errichtet werden. Außerdem wollte P. die noch bestehenden Ausfuhrzölle, worunter die auf Steinkohlen abgeschafft wissen, der Zuckerzoll sollte so weit ermäßigt werden, daß das Pfund um 112 Pfenning wohlfeiler würde und von 813 Rohstoffen für Fabriken sollten 430 gänzlich vom Zoll befreit werden, auch sollte die hohe 200-300 Proc. betragende Accise, die auf dem Glase lastete, ganz aufgehoben werden. Der Ausfall an Eintünften, der durch diese Erleichterungen muthmaßlich entstehen mußte, wurde auf 338,000 Pfb. St. berechnet und schon deßhalb mußte die Einkommenssteuer zunächst beibehalten werden. Außerdem hatte P. wohl schon damals die gänzliche Abschaffung der Kornzölle ins Auge gefaßt. Den stärksten Widerstand fand die Erneuerung der Einkommensteuer. Man wollte dieselbe nur als Kriegssteuer für außerordentliche Zeiten gelten lassen und fürchtete sich sehr davor, sie durch Fortdauer in Friedenszeiten zu einer ständigen zu machen. Doch die Freihändler hatten sich schon mit derselben befreundet, sie sahen in ihr das Mittel, vollständigen Freihandel zu erlangen, und durch ihre Unterstüßung bekam die Einkommensteuer eine Majorität von 318 Stimmen gegen 208. Auch die neuen Zolltarife wurden in beiden Häusern angenommen.

Indessen bekam die Korngesetzfrage, die immer im Hinterhalt lauerte, einen bedeutenden Vorschub durch das anhaltende Regenwetter, das sich im Sommer 1845 einstellte, die Kartoffelkrankheit brachte und das Land mit großer Korntheuerung bedrohte. Die Freihandelspartei benüßte die drohende Gefahr zu einer großartigen Agitation gegen die Korngefeße, die Kaufleute in Manchester organisirten einen weit verbreiteten Bund (League) gegen das ganze Monopolsystem und für den Freihandel, es wurden Zeitschriften gegründet, wandernde Freihandelsprediger überall hin ausgesandt, und mit Enthusiasmus große Summen für die Zwecke der Agi= tation gezeichnet. Auf P. hatten die Freihandelsfreunde ihre Hoffnung gefeßt, er war ihr Mann, von dem fie geseßliche Durchführung ihres Princips erwarteten. P. ließ sich jedoch von der Agitation nicht mit fortreißen, er seßte derselben, wie es seiner besonnenen Natur gemäß war, eine ruhige Beobachtung und Untersuchung der Verhältnisse entgegen, aber er hatte für sich längst die Ueberzeugung gewonnen, daß die Korngeseße sich nicht würden halten lassen. Die Erhebungen über die vorhandenen Getreidevorräthe, über die Kartoffelkrankheit lieferten das Ergebniß, daß man nicht ohne bedeutende Einfuhr fremden Getreides würde auskommen können. Das Kabinet hielt Ende Oktobers und Anfangs Novembers wiederholte Berathungen. P. schlug vor, durch Kabinetsbefehl eine temporäre Aufhebung der Kornzölle zu verfügen und das Parlament einzuberufen. Aber nur drei von den Kollegen P.'s im Kabinet stimmten ihm bei, Aberdeen, Graham und Sidney Herbert. Das Kabinet trennte sich ohne Entscheidung, es geschah nichts, weder ein Befehl wurde erlassen noch eine Erklärung gegeben. Man konnte die Unthätigkeit, das Stillschweigen nicht begreifen. In dieser Zeit der Zögerung und Spannung erschien ein Brief Lord Russels aus Edinburgh an seine Wähler in der City von London, batirt vom 22. Nev., worin er erklärte, daß er seine frühere Ansicht von der Nothwendigkeit einer festen Abgabe auf die Korneinfuhr aufgegeben und sich vollständig zu den Principien des Freihandels und der League befehrt habe. Er beflage, daß das Ministerium in dieser Zeit der drohenden Gefahr keinen Schritt zur Abhülfe gethan habe, er wolle keinen Theil Mitschuld an dieser Politik der Unthätigkeit haben. Die Parteien müßten sich vereinigen, um einem System ein

Ende zu machen, welches sich als Ursache der Krankheit des Handels, als Verderben der Landwirthschaft, als Quelle feindseliger Theilungen unter den verschie= denen Ständen, als Grund der Armuth, des Fiebers, der Sterblichkeit und des Verbrechens ausgewiesen habe. Seine Absicht war unverkennbar die, sich als Mann der Lage zu präsentiren, zu erklären, man möge ihn zum Minister machen, er wolle die Korngefeße aufheben. Kurz darauf, am 4. Dec. verkündete die Times: B. und ein Theil des Kabinets habe den Entschluß gefaßt, die Korngeseße aufzu= heben. Officielle Zeitungen beftritten diese Nachricht und 3 Tage später hieß es, das Ministerium habe sich aufgelöst, P. seine Entlassung eingegeben, die Königin fie angenommen und Lord Ruffel beauftragt, feine Stelle auszufüllen. Ruffel erschien am 10. Dec. in London, begab sich alsbald zur Königin nach Osborne, um ihr seine Bereitwilligkeit zur Uebernahme des erhaltenen Auftrages zu erklären, aber seine politischen Freunde zeigten nicht gleiche Bereitwilligkeit, fie berechneten, daß, wenn sie die Aufhebung der Kornzölle zur Kabinetsfrage machen wollten, fie im Barlament um 90-100 Stimmen in der Minorität sein würden, da sie nicht auf die Unterstüßung des von ihnen verdrängten Robert P.'s würden rechnen können. Dieser hatte jedoch, als er von der Berufung Ruffels hörte, einen offenen Brief an die Königin geschrieben, worin er jedem Ministerium, das die Korngefeße aufheben wollte, seine aufrichtige Unterstützung zusagte. Dies veränderte die Lage, aber der Versuch Ruffels auf diese Aussicht hin ein Ministerium zu bilden, scheiterte an der Weigerung Lord Greys mit Lord Palmerston in das Kabinet einzutreten, da er deffen auswärtige Politik mißbilligte. Er fürchtete Lord Palmerstons Talent, alle Lebensfragen und gefährlichen Streitpunkte fortwährend offen zu halten.

Nun ließ sich P. bewegen, (20. Dec. 1845) das Ministerium wieder zu übernehmen und zwar diesmal mit der Aufgabe, die Aufhebung der Korngesetze zur Kabinetsfrage zu machen.

Einer der Hauptgegner dieser Frage im bisherigen Ministerium, Lord Stanley, schied aus und Gladstone trat an seine Stelle. Den 19. Jan. 1846 wurde das Parlament wieder eröffnet und die Königin sprach sich in der Thronrede mit Befriedigung über die bisherigen Zollerleichterungen aus und empfahl dem Parlament eine sorgfältige Untersuchung der noch bestehenden Zölle auf nothwendige Lebensbedürfnisse.

Am 27. Januar legte P. seine neuen Vorschläge über Herabsetzung der verschiedenen Eingangszölle und insbesondere der Korngeseße vor. Das Haus war gebrängt voll und unter den Zuhörern befand sich auch Prinz Albert, um durch feine Anwesenheit anzudeuten, daß die Politik des Premierministers seine und der Königin völlige Zustimmung habe. P. erklärte, daß er keineswegs der Meinung sei, die Kornzölle sollten plößlich abgeschafft werden, sondern erst nach einem Uebergangsstadium von drei Jahren, innerhalb welcher die Landwirthe ihre Einrichtungen darnach treffen könnten. Zunächst sollte das Getreide und Mehl, welches Erzeugniß britischer Kolonieen wäre, einen blos nominellen Zoll geben, das ausländische Getreide sollte bis zum 1. Febr. 1849 nach einer ermäßigten Wandelscala verzollt werden, so daß, wenn das Quarter Weizen in England 48 Schilling kostete vom ausländischen Weizen 10 Sch. erhoben werden, bei 49 Sch. 9 Sch. Zoll bei 50 Sch. 8 Sch. sofort bis bei 54 Sch. der Zoll auf einen Schilling als leßten unveränderlichen Zollsaß herabfänke. Als Entschädigung wurde den Landwirthen Uebernahme der Landstraßen auf die Staatskaffe, Veränderung des Gesetzes über die Anfäffigmachung, Unterstüßung der Pächter von Lehensgütern vermittelst Borschüssen aus der Staatstaffe, йebernahme der Prozeßkosten wegen Betreibung der

Gemeindeumlagen, theilweise ärztliche Verpflegung der Gemeindearmen u. f. w. in Aussicht gestellt.

Außerdem beantragte P. die Herabfeßung und Aufhebung einer Reihe anderer Zollsätze auf Rohstoffe und Manufakturerzeugnisse: Seidenwaaren, baumwollene und wollene Fabrikate sollten herabgeseßt, gröbere Artikel in diesen Stoffen ganz befreit werden. Der Differentialzoll auf Zucker von freier Arbeit sollte dedeutend ermäßigt, Branntwein soweit, daß der Schmuggel damit nicht mehr bestehen könnte, lebende Thiere, Fleisch und Vegetabilien sollten ganz zollfrei sein.

Diesen Vorschlägen konnte der Minister die Nachweisung von dem Ergebniß früherer Ermäßigungen hinzufügen, denn es stellte sich ein Ueberschuß der Einnahmen von 2,380,000 Pfd. heraus.

Die Aussichten auf Annahme dieser neuen Vorschläge waren sehr günstig. So heftiger Widerstand auch von Seiten der Protektionisten und strengen Tories zu erwarten war, so tam dem Minister das unbedingte Vertrauen der Mittelklassen des Volkes entgegen, die Presse und die Agitation der League hatten mächtig vorgearbeitet. Die Debatte, die sich an die erste Lesung anschloß, dauerte 12 Nächte, sie begann am 9. Febr. und endete erst am 27., an welchem eine Majorität von 337 Stimmen gegen 240 zu Gunsten des Ministeriums sich ergab, 103 Redner 48 für und 53 gegen den Antrag wurden gehört; am 16. Mai fand die dritte Abstimmung im Unterhause statt mit einer Majorität von 98 Stimmen für den Antrag. Unter den 329 Mitgliedern, welche für die Bill stimmten, zählte man 106 Konservative, die ihrem alten Führer P. treu geblieben waren und 223 Whigs und Radikale, während 222 alte Konservative und 6 abgesonderte Stimmen gegen die Vorschläge gerichtet waren. Im Hause der Lords schwächte eine Erklä= rung Lord Wellingtons den zu erwartenden Widerstand, er sagte den Lords geradezu, daß es für das Oberhaus besser sei, den Gefeßesentwurf anzunehmen, als sich denselben vom Unterhaus und der Königin aufnöthigen zu lassen und so kam es, daß die Bill bei der dritten Lesung ohne Abstimmung angenommen wurde; am 26. Juni erhielt sie Gesetzestraft. In der Debatte hatte P. die heftigsten persönlichen Angriffe zu erfahren, man machte ihm den Vorwurf, daß er nicht nur eine große Unbeständigkeit seiner Ansichten gezeigt, von den Grundsäßen seiner Partei abgefallen sei, sondern auch das Vertrauen der Partei, durch die er an das Ruder gekommen, getäuscht habe; seine alten Parteigenossen, die ihren früheren Ansichten treu geblieben waren, meinten, er hätte, wenn er einmal seine Ueberzeugungen geändert, als Minister abtreten und nicht selbst eine Maßregel durchführen sollen, die er früher bekämpft hatte. Er aber erklärte, es scheine ihm würdiger und pflichtgetreuer, einen Irrthum einzugestehen und wieder gut zu machen, als wider bessere Ueberzeugung dabei zu beharren; und seine ganze Haltung und Vertheidigung war so würdig, daß die edleren Männer aller Parteien ihn von nun an mit neuen Empfindungen betrachteten und eine sittliche Begeisterung alter und neuer Freunde ihn für die Schmähungen alter Parteigenossen reichlich entschädigte. Doch glaubte er sich mit seinem großen Siege in der Korngefeßfrage begnügen und die Erbitterung seiner Gegner nicht noch mehr steigern und die Whigpartei, welche sich schon längst darnach sehnte, wieder ans Ruder zu kommen, nicht länger auf die Geduldsprobe seßen zu dürfen. Die Veranlassung zum Rücktritt gaben ihm die zur Aufrechthaltung der Ruhe in Irland nöthig gewordenen Maßregeln. Die hinsterbende politische Agitation war in Verschwörungen der Bauern gegen ihre Gutsherren ausgeartet, gegen welche fte für frühere Bedrückungen Rache nehmen wollten, und eine Menge Mordthaten, Plünderungen und Brandstiftungen verübten. Es wurde

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